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HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 / 16 

MACHER

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FOTOS: DANIEL BUTOWSKI

Mehr als 30 Jahre lang hat Dr. Jens Ade in der Werbung die Welt schöner und bunter aussehen lassen.

Als Geschäftsführer bei „Hinz&Kunzt“ verbessert er das Leben einiger Hamburger nun tatsächlich.

Vom Werber zum Helfer

ßenmagazin herausgibt. Durchschnittlich

66 000 Zeitschriften verkaufen die rund

520 sogenannten Hinz&Künztler pro Mo-

nat. 38 Mitarbeiter hat das Unternehmen;

21 von ihnen waren selbst einmal Verkäu-

fer. Die Inhalte des Magazins kommen von

professionellen  Journalisten.

Für Ade, den ehemaligen Chef einer

Hamburger Werbeagentur kam der Wech-

sel zu „Hinz&Kunzt“ der Reise in eine an-

dere Welt gleich. Es ist eine bessere, wie

der 65-Jährige findet: „Heute fahre ich kei-

nen Porsche mehr, sondern Mini. Dafür

erlebe  ich  viel mehr Menschlichkeit.“

Der Vertrieb von „Hinz&Kunzt“ ist das

Kerngeschäft des 1993 gegründeten Ver-

lags. Daneben stehen drei Sozialarbeiter

den Hinz&Künztlern unter anderem bei

Suchtproblemen, Geldsorgen oder der

Wohnungssuche zur Seite. „Bei uns geht

es ummehr als nur den Verkauf eines Ma-

gazins“, sagt Ade. „Wir bieten auch Frei­

zeitangebote wie Film- und Spieleabende

an und kümmern uns auf Wunsch um die

Geldverwaltung der Hinz&Künztler.“

Doch das ist nicht alles: „Wir haben

uns in unserer Satzung verpflichtet, auch

für Wohnraum und feste Arbeitsplätze zu

sorgen“, erklärt der Geschäftsführer. Und

um diese Ziele zu erreichen, wird mit Pri-

vatpersonen und Unternehmen koope-

riert, zum Beispiel mit dem Hamburger

Flughafen. Dort war das Sammeln von

Pfandflaschen eigentlich verboten. Wer

erwischt wurde, musste mit einer Anzeige

rechnen. Auf Initiative von „Hinz&Kunzt“

sind mittlerweile allerdings drei ehema-

lige Verkäufer als festangestellte Flaschen-

sammler  am Flughafen  tätig.

„Daran merkt man, welche Kraft die

Stimme von ‚Hinz&Kunzt‘ haben kann“,

betont Jens Ade und ergänzt: „Trifft man

A

ngenehm warm ist es in dem klei-

nen Aufenthaltsraum in der Alt-

städter Twiete 1-5. Trotzdem tra-

gen viele Frauen und Männer noch ihre

Jacken. Sie wollen eben nur mal schnell

einen Kaffee trinken und ein bisschen mit

den Kollegen schnacken. Dann wird auch

schon weitergearbeitet. Schließlich ver-

kauft sich das Magazin „Hinz&Kunzt“ in

der Vorweihnachtszeit  einfach besser.

„Ich kann mich sehr gut an meinen

ersten Tag hier erinnern“, erzählt Dr. Jens

Ade, Geschäftsführer der Hinz&Kunzt ge-

meinnützige Verlags- und Vertriebs GmbH.

„Es war ein Freitag und ich habe mich ge-

fragt, wo ich bloß gelandet bin.“ Doch der

Kulturschock hielt nicht lange an. Denn

schon am darauffolgenden Montag habe

er  gewusst:  „Hier bin  ich  richtig.“

Seit 13 Jahren leitet Ade den Verlag,

der Deutschlands auflagenstärkstes Stra-