Die Zukunft
der Zigarette
Schärfere Gesetze und die aktuellen Gesundheits-
trends erschweren den Handel mit Tabak.
Die HW sprach mit Michael Kaib, Vorstandssprecher
von Reemtsma, über die Zukunft der Branche.
HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 / 16
MACHER
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HW: Schockbilder auf der Packung, Raucherkabinen und stei-
gende Preise machen uns den Zigarettenkonsum nicht gerade
schmackhafter. Warum sollte man heute also noch rauchen?
Michael Kaib: Zigaretten sind ein Genussprodukt und für
viele Menschen eine kleine Flucht aus dem Alltag. Wie auch bei
anderen Genussmitteln, gibt es aber gesundheitliche Gefahren.
Daher muss jeder Einzelne immer abwägen zwischen Genuss
und Gefahr. Ich selbst habe vor 20 Jahren mit dem Rauchen auf-
gehört, gönne mir aber hin und wieder eine gute Zigarre.
Und wie sehen das Ihre Kunden? Hat sich der Absatz in den
letzten fünf Jahren verändert?
Insgesamt haben wir in Deutschland einen stabilen Markt –
obwohl die Zahl der deutschen Raucher sinkt. Kompensiert wird
dieser Rückgang durch Migration, zum Beispiel aus Polen und
Bulgarien. Die Zielgruppe ist also internationaler geworden. Viele
dieser Zugezogenen sind zwischen 20 und 35 Jahre alt und gehö-
ren damit zu einer attraktiven Zielgruppe der Tabakindustrie.
Aktuell wird darüber diskutiert, die Tabakwerbung im Kino
sowie auf Plakaten ab 2020 zu verbieten. Wie wollen Sie Ihre
Zielgruppe dann erreichen?
Die Frage stellen wir uns aktuell noch nicht. Wir sind der
Meinung, dass ein Werbeverbot einen erheblichen Eingriff in die
Informationsfreiheit darstellen würde. Kommunikationsverbote
leisten keinen Beitrag in Sachen Jugendschutz und Aufklärung.
Tabak ist ein legales Produkt. Insofern halte ich diese restriktive
Regulierungspolitik für den falschen Weg.
Was ist, wenn Sie mit diesem Widerstand scheitern?
Wir hätten dann noch eingeschränkte Möglichkeiten für
Kommunikation am Point of Sale, um über unsere Produkte zu
informieren. Das heißt auch, dass der Händler noch stärker ge-
fragt wäre als Markenbotschafter gegenüber den Konsumenten.
Durch die Tabaksteuer verdient der Staat Milliarden. Dennoch
werden Richtlinien der EU in Deutschland strenger umgesetzt
als gefordert. Wie erklären Sie sich das?
Wenn es um die Tabakindustrie geht, wird sehr stark auf das
Gefühl „der Staat sorgt für mich“ hingearbeitet und damit stärker
als es notwendig und hilfreich ist, ein Umfeld von Verboten ge-
schaffen. Es geht nicht mehr um die aufgeklärte Entscheidung
eines mündigen Bürgers. Und das endet in einer Überregulie-
rung. Wenn beispielsweise einige Zusatzstoffe ohne wissen-