Wilhelmsburg synchronisiert er für Kino-
und Kurzfilme, Fernsehserien, Studenten-
projekte und Hörspiele Handlungs- und
Bewegungsgeräusche, die aus technischen
oder dramaturgischen Gründen neu auf-
genommen werden müssen.
Entstanden ist der Beruf Anfang des
20. Jahrhunderts, als mit handgemachten
Toneffekten Stummfilme untermalt wur-
den. So hörte man Hupen, wenn Autos auf
der Leinwand zu sehen waren, und imi-
tierte mit Kokosnüssen Pferdetraben.
Langenbach schätzt, dass es deutsch-
landweit noch etwa 25 Geräuschemacher
gibt. Er selbst ist vor 20 Jahren zufällig zu
diesem Beruf gekommen. Als Vorberei-
tung auf ein Studium an der Filmuniver-
sität Babelsberg machte er ein Praktikum
in den Hamburger Konken Studios. „Es
war ein Film in der Mischung, auf dem der
Ton bei Schritten durch hohes Gras fehlte“,
erzählt er. Sein erstes Geräusch entstand,
indem er Tonband zerknäult und die Be-
wegungen des Schauspielers rhythmisch
mit der Hand nachgemacht hat.
1997 wurdeMartin Langenbach Assis-
tent des Münchner Geräuschemachers
Joern Poetzl. Doch schon ein Jahr später
war er zurück in der Hansestadt und bau-
te in den Konken Studios ein Geräusche
macher- und Vertonungsstudio auf. 2006
machte er sich schließlich selbstständig.
An wie vielen Filmen er bereits mit
gewirkt hat, weiß er nicht. Laut Internet
Movie Database sind es rund 340. Fatih
Akins „Gegen die Wand“ ist genauso da
runter wie „Robert Zimmermann wundert
sich über die Liebe“ von Leander Hauß-
mann, die Kinderfilme „Heidi“ und „Bibi
& Tina“ sowie der Thriller „Victoria“.
Bei den Aufnahmen achtet er immer
auf zwei Dinge: Realistisch und natürlich
müssen die Geräusche klingen. Und: Nicht
alles, was zu sehen ist, muss auch zu hören
sein. „Stellen Sie sich folgende Szene vor“,
sagt er. „Zwei Personen unterhalten sich
an einemTisch und imHintergrund spielt
ein Kind mit Bauklötzen. Dann muss ich
nicht jeden runterfallenden Stein hören.
Das lenkt ab. Es sei denn, das Fallen hat
etwas mit der Haupthandlung zu tun.“
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Element nutzen – das habe erstmals
George Lucas bei den „Star Wars“-Filmen
in den 1970er-Jahren gemacht, erzählt
Langenbach, dessen Arbeit sich in den
letzten 20 Jahren durch technische Fort-
schritte extrem verändert hat.
„Als ich angefangen habe, hatten
wir noch eine Achtspurmaschine“, erin-
nert er sich. „Auf einer Spur lagen die
Timecodes zur Steuerung und sieben
Spuren waren für den Ton. “ Heute hin-
gegen kommen in der Regel mehr als
40 Tonspuren zusammen. Dieser Auf-
wand ist nötig, weil nicht nur die Auf-
nahmetechnik, sondern auch die Laut-
sprecher besser geworden sind. Passen
Bild und Ton nicht zusammen, merke
das mittlerweile auch der Laie.
Allein für die Schritte der Darstel-
ler plant Langenbach 16 Tonspuren ein.
„Mein Lehrmeister hat gesagt: Einen
guten Geräuschemacher erkennt man
an seinen Schritten“, sagt er. Und die
synchron zum Bild nachzuahmen, ist
gar nicht so leicht. Schritt ist schließ-
lich nicht gleich Schritt.
Je nach Person, Tempo, Körperhal-
tung, Schuh, Untergrund und der Klei-
dung, die der Protagonist trägt, klingt
jeder Schritt anders. Genauso gibt es
auch nicht nur ein Geräusch für eine
Tasse, die herunterfällt. Das hängt im-
mer von der Art der Tasse, dem Boden,
der Fallhöhe und demRaum ab, in dem
sich der Klang entwickelt.
Fünf Tage hat Martin Langenbach
in der Regel Zeit, um bei einem Spiel-
film den Originalton zu überarbeiten.
Und manchmal ist da auch Kreativität
gefragt. Denn wie imitiert man zum
Beispiel die Geräusche, die beim Häu-
ten einer Leiche oder Brechen von Kno-
chen entstehen? „Dafür habe ich Melo-
nen, Pomelo und Sellerie gekauft“, so
der Geräuschemacher. „Aber auch Nu-
deln und Muscheln knacken gut.“
Wenn normale Schritte zu
einem Problem werden