FOTOS: MIKE SCHAEFER (2), STIFTUNG HAMBURGER KUNSTSAMMLUNGEN (2)
Kaufleute
für die Kunst
Kultur und Wirtschaft wirken
in Hamburg konstruktiv
zusammen. Davon zeugt die
60-jährige Geschichte der
Stiftung für die Hamburger
Kunstsammlungen.
B
eispiele für die Zusammenarbeit
von Wirtschaft und Kultur gibt es
reichlich: die Oper, die Laeiszhalle,
die Elbphilharmonie und einige Museen.
So wurde unter anderem der Bau der
Kunsthalle von Kaufleuten finanziert. Und
sowohl die Kunsthalle als auch das Muse-
um für Kunst und Gewerbe hatten in den
Börsenarkaden Vorläufer-Ausstellungen.
Doch nach zwei Weltkriegen, Depression
und Terrorherrschaft waren Mitte des
20. Jahrhunderts große Teile der Ham
burger Kunstbestände verloren.
1956 erinnerten sich der Handelskam-
mer-Präses AlwinMünchmeyer sowie Kul-
tursenator Hans-Harder Biermann-Ratjen
an das fruchtbare Zusammenwirken von
Kommerz und Politik: Sie gründeten die
Stiftung für die Hamburger Kunstsamm-
lungen, die damit begann, die Schäden
und Verluste in den Museumssammlun-
gen wettzumachen.
Hamburger Unternehmer brachten
dafür jährlich zwischen 10000 und 20000
Mark auf. Über viele Jahre hinweg verdop-
pelte die Kulturbehörde das Spendenauf-
kommen. So entstand eine frühe Form des
Matching-Fund.
Heute wird die Stiftung vom Beitrag
der Kulturbehörde, dem Engagement der
Hermann Reemtsma Stiftung, der ZEIT-
Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie
von derzeit über 180 Einzelmitgliedern
getragen. Der Mindestbeitrag für private
Spender liegt bei 1500 Euro im Jahr. Doch
viele unterstützen die Stiftung mit erheb-
lich höheren Summen.
Schon 1956 wurde das „Bildnis des
Kunsthändlers Clovis Sagot“ von Picasso
für die Kunsthalle erworben. Es folgten
spektakuläre Ankäufe von Werken von
Munch, Nolde, Beckmann, Chagall, Rich-
ter, Hockney, Polke und Rauch. Dadurch
unterstützte die Stiftung für die Hambur-
ger Kunstsammlungen wesentlich die Po-
sitionierung der Kunsthalle als eines der
führenden deutschen Kunstmuseen. Das
1970 mithilfe der Stiftung angeschaffte
Gemälde „Der Wanderer über demNebel-
meer“ von Caspar David Friedrich wird
aufgrund seiner Popularität zuweilen auch
als „Hamburger Mona Lisa“ bezeichnet.
Ankäufe von Kunstwerken aus allen
Epochen und zahlreichen Kulturkreisen
machten auch das Museum für Kunst und
Gewerbe zu einem Leuchtturm unter Eu-
ropas Museen für angewandte Kunst.
2015 kaufte die Stiftung die Werke
„Aïcha“ (1922) von Félix Vallotton sowie
„Die Terrasse der Villa Doria Pamphili“
(1826 / 27) von Jean-Baptiste Camille Corot
für die Kunsthalle und die „Pond Lily“-
Lampe (circa 1910) von Louis C. Tiffany
für das Museum für Kunst und Gewerbe.
In diesem Jahr finanziert die Stiftung die
Neugestaltung des Foyers der Galerie der
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MACHER
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Arndt Klippgen (li.) und
Dr. Bernd Kundrun vor
einem Vitrinenschrank
von Paul Gauguin
(1881) im Museum für
Kunst und Gewerbe