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FOTOS: MICHAEL ZAPF; QUELLE: BÖRSENVEREIN DES DEUTSCHEN BUCHHANDELS

HAMBURGER WIRTSCHAFT 05 / 16 

TITEL

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Buchhandel seit Jahrzehnten gang und

gäbe – auch dank Zwischenbuchhänd-

lern wie Libri. Das Unternehmen hat ak-

tuell rund eine Million Titel auf Lager.

„Wir bringen den stationären Handel in

die Position, in der die großen Versender

ebenfalls sind“, sagt Kübler. „Was heute

bis zum Nachmittag bestellt wird, ist

morgen vor 9 Uhr im Laden. Doch das

sagen die Händler zu selten.“ Man tue gut

daran, darauf mal wieder einen Schwer-

punkt zu legen, so der Betriebswirt.

Mit einer Profilberatung unterstützt

Libri unabhängige Händler seit einem

Jahr zudem dabei, sich klarer von der

kleinen wie großen Konkurrenz abzu-

grenzen. Dafür hat das Unternehmen

drei Basisprofile entwickelt: Lesewelten,

Kinder und Familie sowie Schenken und

Selbstbelohnung.

„Vom Wissen über den Kunden und

den Außenauftritt über die Ladengestal-

tung und das Sortimentsmanagement bis

hin zur Mitarbeiterführung gibt es ins­

gesamt sieben Module, mit denen wir mit

dem Einzelhändler sein Profil schärfen“,

erklärt Truels Dentler, der Marketinglei-

ter von Libri, das Beratungsangebot, das

Unterstützen den stationären Buch-

handel auch beim Thema digitales

Lesen: Libri-Geschäftsführer Hans-

Peter Kübler (li.) und Truels Dentler,

Leiter Marketing & Kundenservice

Sortiments- und Internetbuchhandel

Umsatzentwicklung (in Millionen Euro) in den Jahren 2005 bis 2014

(Veränderung zum Vorjahr in Prozent)

Laut Börsenverein setzte 2013 eine Art Trendwende beim Internetbuchhandel ein. Während

die Umsätze im stationären Handel stiegen, sanken sie online erstmals. 2014 gingen die

Umsätze auf beiden Vertriebskanälen zurück, waren beim Internetbuchhandel aber deutlich

stärker rückläufig. Ob das nur temporäre Schwankungen waren, wird sich Anfang Juni zeigen.

Dann veröffentlicht der Börsenverein die Zahlen für 2015.

Sortimentsbuchhandel

(ohne E-Commerce)

Internetbuchhandel

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

-0,9% +0,3% +2,1% -1,5% +0,1%

-2,8% -3,0% -3,7% +0,9% -1,2%

+25,1% +11,0% +21,3%

+20,0% +15,6% +14,1% +5,0% +10,4% -0,5% -3,1%

1.000

0

2.000

3.000

4.000

5.000

6.000

deutschlandweit mittlerweile 50 Händler

in Anspruch genommen haben.

Kunden binden und die Bekanntheit

steigern – das funktioniert auch über Ver-

anstaltungen und Engagement im Stadt-

teil. Christiane Hoffmeister zum Beispiel

ist Mitorganisatorin der Langen Nacht der

Literatur, die am 3. September stattfin-

det, und erzählt von einer Benefizlesung

zugunsten der Flüchtlinge, die sie im No-

vember organisiert hat: „Sieben Autoren

haben auf ihr Honorar verzichtet und vor

über 250 Zuhörern gelesen.“ Die Einnah-

men hat sie Pro Asyl gespendet.

Hoffmeister betont auch, wie wich-

tig Veranstaltungen aller Art sind. „Wir

möchten in diesem Stadtteil nicht nur

Bücher verkaufen, sondern darüber hi­

naus einen sozialen und kulturellen Bei-

trag leisten“, sagt sie. Das kulturelle Le-

ben mitzugestalten, so Libri-Chef Kübler,

sei eine der ureigensten Eigenschaften

der Buchhändler. Und in Hamburg lassen

sie sich durchaus einiges einfallen.

Bei Annerose Beurich beispielsweise

findet 25-mal im Jahr ein „Abendbrot“

statt. Je 90 Personen kommen, wenn sie

mit ihren Mitarbeitern zwölf bis 15 Bü-

cher vorstellt. Kundenreisen auf Spuren

von Schriftstellern veranstaltet Torsten

Lager mit der Firma Set Reisen. So be-

fasste man sich in Weimar mit Goethe

und Schiller, in Neuruppin drehte sich

alles um Fontane und im Münsterland

um Droste-Hülshoff. „Im September geht

es auf den Spuren der Gebrüder Grimm

nach Göttingen und Kassel“, erzählt der