hamburger
wirtschaft
02/2016
Bundeswehr
Aus der
Reserve
gelockt
Die Bundeswehr braucht Personal und greift daher verstärkt auf Reservisten
zurück. Doch dafür gilt es zunächst, deren Arbeitgeber von den Vorteilen eines
Einsatzes zu überzeugen.
F
ast fünf Jahre sind vergangen, seit die Wehr
pflicht in Deutschland ausgesetzt wurde.
Ein Fünftel des Personals hat die Bundeswehr
dadurch abgebaut. Laut Hans-Peter Bartels,
dem Wehrbeauftragten des Bundestags, liegt
die derzeitige Soll-Personalstärke bei 185 000
Soldaten. Tatsächlich seien aber nur noch
178800 im Dienst.
Doch durch die Flüchtlingskrise sowie Ein
sätze unter anderem in der Türkei, in Syrien,
Mali, im Mittelmeer und Irak ist der Personal
bedarf im letzten Jahr enorm gestiegen. Die
Berufs- und Freiwilligenarmee allein schafft
das nicht. Gegen den akuten Personalmangel
hilft nur eines: der Rückgriff auf Reservisten.
Die Marine schätzt ihre Reservisten als ex
terne Wissens- und Erfahrungsträger, die der
Truppe bei ihren Einsätzen neue Impulse ge
ben. Vielen Arbeitgebern ist allerdings unklar,
welche Vorteile sie davon haben, wenn sie
Mitarbeiter für den Reservedienst freistellen.
Aus diesem Grund soll die Kooperation zwi
schen Bundeswehr, Reservisten und den Ar
beitgebern deutlich verstärkt werden.
Ein erster Schritt in diese Richtung ist der
Marine-Round-Table, bei dem Vertreter der
Marine und Führungskräfte aus der Wirtschaft
aufeinandertreffen. Gastgeber ist Vizeadmiral
Rainer Brinkmann, Stellvertreter des Inspek
teurs der Marine sowie Befehlshaber der Flotte
und Unterstützungskräfte, in Kooperation mit
einem Stabsoffizier der Reserve – kurz: d. R.
Das Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es,
die Arbeitgeber von Reservisten mit Informa
tionen aus erster Hand zur aktuellen Sicher
heitslage zu versorgen und durch ein besseres
Verständnis der Aufgaben von aktiven Solda
ten und Reservisten mehr Offenheit für die
Freistellung zu schaffen. Finanzielle Einbußen
muss ein Unternehmen, das einen Reservisten
freistellt, nicht fürchten. Das Bundesverteidi
gungsministerium übernimmt für die Zeit der
Reserveübung die Gehaltszahlung.
Arbeitgeber, die die Reserve in ihrem En
gagement für die Bundeswehr unterstützen,
werden im März erstmals mit der Auszeich
nung „Partner der Reserve“ geehrt. Und auch
den Reservisten selbst soll die Entscheidung
für den temporären Einsatz bei der Bundes
wehr leichter gemacht werden. Daher sind
weitreichende Neuerungen geplant, beispiels
weise eine flexiblere Dauer der Reservediens
te und neue Aufstiegsmöglichkeiten.
„Auch wenn das Image der Bundeswehr in
den letzten Monaten stark gelitten hat, muss
man sich vor Augen führen, dass die Marine
von der negativen Kritik nicht betroffen ist“,
betont Ludolf Baron von Löwenstern, Unter
nehmer und Fregattenkapitän d. R. „Sie schützt
die Wirtschaft, indem sie die Seewege sichert
und für freie Handelswege sorgt.“
Deutschland mit seiner exportorientierten
Wirtschaft sowie der größten Container- und
der viertgrößten Handelsschiffflotte der Welt
müsse auch künftig einen wichtigen Beitrag
Internet
Informationen zumMarine-Round-Table
finden Sie unter
www.marine.de. Weiteres
zum Reservistendienst ist abrufbar unter
www.reservisten.bundeswehr.dePendelt regelmäßig zwischen zivilem Leben und Bundeswehr: Der Unternehmer Ludolf Baron von Löwenstern ist Fregattenkapitän der Reserve
Fotos: Annegret Hultsch, Katharina Junge