FOTOS: ULRICH PERREY
HAMBURGER WIRTSCHAFT 05 / 16
TRENDS
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„
Wir setzen nicht
auf das schnelle
Geschäft der
Fast-Food-Läden
“
DIRK BLOCK
Inhaber des SoHo Chicken
Katja Kasten
redaktion@hamburger-wirtschaft.deTelefon 36138-305
HW: Vor fünf Jahren haben Sie sich bei der
Block Gruppe aus dem operativen Geschäft
zurückgezogen. Sie haben danach als Fran-
chisenehmer die Kette L,Osteria in Nord-
deutschland aufgebaut, also auf Pizza und
Pasta gesetzt. Jetzt sind es Hähnchen, die
Sie anbieten. Was macht Sie so sicher, dass
Sie ausgerechnet damit einen Nerv treffen?
Dirk Block: Die meisten lieben Hähn-
chen. Aber es gibt in Deutschland keine
guten Hähnchenrestaurants mehr. Huhn
läuft in der Gastronomie nur nebenbei. Das
ist doch bedauerlich. Als Unternehmer
sucht man immer nach Nischen, nach ei-
nem eigenen Spielfeld, mit dem man sich
von anderen abgrenzen kann. Das gelingt
mir mit diesem neuen Konzept.
Was ist neu daran, Hähnchen zu braten?
Wir setzen nicht aufs schnelle Geschäft
der Fast-Food-Läden, sondern grillen nur
die besten Hähnchen und bieten unser Es-
sen trotzdem zu einem guten Preis an. Bei
uns steht der Gast im Mittelpunkt. Er wird
am Tisch bedient und verwöhnt. Die Ein-
richtung des Lokals im Industrial Style ist
modern, international und doch gemütlich.
18 Meter zählt die ums Eck laufende Stra-
ßenfront mit den bodentiefen schwarzen
Sprossenfenstern. Im Inneren fühlt man
sich, als würde man in New York speisen.
Das Speisen- und Getränkeangebot allein
scheinen heute also nicht mehr auszurei-
chen, um ein Restaurant erfolgreich zu
machen. Wie wichtig ist das Ambiente?
Der Gast verlangt nach einem Gesamt-
konzept. Er sucht für eine Stunde seiner
knappen Zeit eine Oase, um sich in Gesprä-
che vertiefen zu können. Ein Restaurant
muss es schaffen, viele Sinne anzusprechen.
Das Konzept muss also stimmig sein.
Wer kommt typischerweise zum Essen ins
SoHo Chicken?
Unser Publikum ist gemischt. Es kom-
men viele junge Leute, aber auch Ältere, die
mit dem Wienerwald aufgewachsen sind
und Hähnchenrestaurants schätzen.
Auf Ihrer Karte stehen Frikassee, ein Bur-
ger und frische Salate. Der Renner sind al-
lerdings über einem Lavastein gegrillte
Hähnchen mit Meersalz und Zitrone, die
man mit verschiedenen Beilagen und in
diversen Größen bestellen kann. Ist die
Speisekarte Teil des Gesamtkonzepts?
Ja, sicher. Bei uns gibt es ja auch nur
Hähnchen und nicht noch Steaks oder
Fisch. Das ist das Alleinstellungsmerkmal,
das die Gäste anzieht. Und es ist natürlich
besonders, dass die Größe auf Englisch auf
der Karte steht. Man bestellt einen „Quar-
ter“, „Half“ oder „Full“ und hat so das Ge-
fühl, man wurde nach New York gebeamt.
Sie planen, 30000 Hähnchen im Jahr zu
verkaufen. Ihre Ware beziehen Sie von
deutschen mittelständischen Betrieben,
die Maishähnchen züchten. Wie wichtig ist
Ihnen die Qualität des Fleischs?
Ich möchte die Renaissance des Hähn-
chens einleiten. Da setze ich natürlich nur
auf Fleisch ohne Antibiotika.
Wie lange haben Sie an diesem Gastrono-
miekonzept gearbeitet?
Mehr als drei Jahre lang habe ich über-
legt, was ich machen könnte, bis ich auf die
Idee gekommen bin, Hähnchen anzubieten.
Ich habe dann ein Konzept geschrieben, das
in Klein- und Großstädten funktioniert.
Das klingt so, als würden Sie das SoHo
Chicken zu einer Kette ausbauen wollen.
Das ist mein Plan.
In das erste Restaurant am Eppendorfer
Weg haben sie 1,2 Millionen Euro investiert
und 18 Vollzeitarbeitsplätze geschaffen.
Wann öffnet das nächste Restaurant?
Ich suche zunächst eine 250 Quadrat-
meter große Immobilie in Ottensen oder
an der Langen Reihe. Beides sind Spitzen-
orte, um zu expandieren.
Ist es eigentlich schwer, gute Mitarbeiter für
ein neues Gastronomiekonzept zu finden?
Ich habe ein tolles Team, suche aber
weiter nach begeisterungsfähigem Nach-
wuchs. Eines ist klar: Wir werden wachsen.
Deshalb gibt es bei uns gute Möglichkeiten,
seine Zukunft zu gestalten. Mir ist es egal,
wie viele Tattoos jemand hat. Wichtiger ist,
dass ein künftiger Mitarbeiter Engagement
zeigt und sich einbringen will.
Dirk Block (40)
ist nach seiner
Lehre, Aufenthalten in Paris und
den USA sowie einem Business-
Administration-Studium 2002 in
das Unternehmen seines Vaters
eingestiegen. Eugen Block machte
ihn zum Geschäftsführer der Block
Gruppe. 2011 verabschiedete sich
Dirk Block allerdings aus dem All-
tagsgeschäft, um in der Gastrono-
mie – zunächst mit der L’Osteria –
eigene Wege zu gehen. Er ist aber
noch Gesellschafter bei der Block
Gruppe. Ende 2015 eröffnete er
gemeinsam mit Markus Volkland
das Restaurant SoHo Chicken.
Zur Person