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FOTOS: ULRICH PERREY

HAMBURGER WIRTSCHAFT 05 / 16 

TRENDS

47

Wir setzen nicht

auf das schnelle

Geschäft der

Fast-Food-Läden

DIRK BLOCK

Inhaber des SoHo Chicken

Katja Kasten

redaktion@hamburger-wirtschaft.de

Telefon 36138-305

HW: Vor fünf Jahren haben Sie sich bei der

Block Gruppe aus dem operativen Geschäft

zurückgezogen. Sie haben danach als Fran-

chisenehmer die Kette L,Osteria in Nord-

deutschland aufgebaut, also auf Pizza und

Pasta gesetzt. Jetzt sind es Hähnchen, die

Sie anbieten. Was macht Sie so sicher, dass

Sie ausgerechnet damit einen Nerv treffen?

Dirk Block: Die meisten lieben Hähn-

chen. Aber es gibt in Deutschland keine

guten Hähnchenrestaurants mehr. Huhn

läuft in der Gastronomie nur nebenbei. Das

ist doch bedauerlich. Als Unternehmer

sucht man immer nach Nischen, nach ei-

nem eigenen Spielfeld, mit dem man sich

von anderen abgrenzen kann. Das gelingt

mir mit diesem neuen Konzept.

Was ist neu daran, Hähnchen zu braten?

Wir setzen nicht aufs schnelle Geschäft

der Fast-Food-Läden, sondern grillen nur

die besten Hähnchen und bieten unser Es-

sen trotzdem zu einem guten Preis an. Bei

uns steht der Gast im Mittelpunkt. Er wird

am Tisch bedient und verwöhnt. Die Ein-

richtung des Lokals im Industrial Style ist

modern, international und doch gemütlich.

18 Meter zählt die ums Eck laufende Stra-

ßenfront mit den bodentiefen schwarzen

Sprossenfenstern. Im Inneren fühlt man

sich, als würde man in New York speisen.

Das Speisen- und Getränkeangebot allein

scheinen heute also nicht mehr auszurei-

chen, um ein Restaurant erfolgreich zu

machen. Wie wichtig ist das Ambiente?

Der Gast verlangt nach einem Gesamt-

konzept. Er sucht für eine Stunde seiner

knappen Zeit eine Oase, um sich in Gesprä-

che vertiefen zu können. Ein Restaurant

muss es schaffen, viele Sinne anzusprechen.

Das Konzept muss also stimmig sein.

Wer kommt typischerweise zum Essen ins

SoHo Chicken?

Unser Publikum ist gemischt. Es kom-

men viele junge Leute, aber auch Ältere, die

mit dem Wienerwald aufgewachsen sind

und Hähnchenrestaurants schätzen.

Auf Ihrer Karte stehen Frikassee, ein Bur-

ger und frische Salate. Der Renner sind al-

lerdings über einem Lavastein gegrillte

Hähnchen mit Meersalz und Zitrone, die

man mit verschiedenen Beilagen und in

diversen Größen bestellen kann. Ist die

Speisekarte Teil des Gesamtkonzepts?

Ja, sicher. Bei uns gibt es ja auch nur

Hähnchen und nicht noch Steaks oder

Fisch. Das ist das Alleinstellungsmerkmal,

das die Gäste anzieht. Und es ist natürlich

besonders, dass die Größe auf Englisch auf

der Karte steht. Man bestellt einen „Quar-

ter“, „Half“ oder „Full“ und hat so das Ge-

fühl, man wurde nach New York gebeamt.

Sie planen, 30000 Hähnchen im Jahr zu

verkaufen. Ihre Ware beziehen Sie von

deutschen mittelständischen Betrieben,

die Maishähnchen züchten. Wie wichtig ist

Ihnen die Qualität des Fleischs?

Ich möchte die Renaissance des Hähn-

chens einleiten. Da setze ich natürlich nur

auf Fleisch ohne Antibiotika.

Wie lange haben Sie an diesem Gastrono-

miekonzept gearbeitet?

Mehr als drei Jahre lang habe ich über-

legt, was ich machen könnte, bis ich auf die

Idee gekommen bin, Hähnchen anzubieten.

Ich habe dann ein Konzept geschrieben, das

in Klein- und Großstädten funktioniert.

Das klingt so, als würden Sie das SoHo

Chicken zu einer Kette ausbauen wollen.

Das ist mein Plan.

In das erste Restaurant am Eppendorfer

Weg haben sie 1,2 Millionen Euro investiert

und 18 Vollzeitarbeitsplätze geschaffen.

Wann öffnet das nächste Restaurant?

Ich suche zunächst eine 250 Quadrat-

meter große Immobilie in Ottensen oder

an der Langen Reihe. Beides sind Spitzen-

orte, um zu expandieren.

Ist es eigentlich schwer, gute Mitarbeiter für

ein neues Gastronomiekonzept zu finden?

Ich habe ein tolles Team, suche aber

weiter nach begeisterungsfähigem Nach-

wuchs. Eines ist klar: Wir werden wachsen.

Deshalb gibt es bei uns gute Möglichkeiten,

seine Zukunft zu gestalten. Mir ist es egal,

wie viele Tattoos jemand hat. Wichtiger ist,

dass ein künftiger Mitarbeiter Engagement

zeigt und sich einbringen will.

Dirk Block (40)

ist nach seiner

Lehre, Aufenthalten in Paris und

den USA sowie einem Business-

Administration-Studium 2002 in

das Unternehmen seines Vaters

eingestiegen. Eugen Block machte

ihn zum Geschäftsführer der Block

Gruppe. 2011 verabschiedete sich

Dirk Block allerdings aus dem All-

tagsgeschäft, um in der Gastrono-

mie – zunächst mit der L’Osteria –

eigene Wege zu gehen. Er ist aber

noch Gesellschafter bei der Block

Gruppe. Ende 2015 eröffnete er

gemeinsam mit Markus Volkland

das Restaurant SoHo Chicken.

Zur Person