HAMBURGER WIRTSCHAFT 10 / 17
IM FOKUS
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TOURISMUS UND GASTGEWERBE
N
icht nur die Hamburger Kulturein-
richtungen und Veranstaltungs-
stätten, sondern auch die Hotels
tun viel dafür, damit Gäste aus aller Welt
sich bei ihnen grenzenlos wohlfühlen. Da-
für gibt es viele Beispiele: Alle paar Wo-
chen werden die Besucher gebeten, das
Miniatur Wunderland frühzeitig zu verlas-
sen, damit Rollstuhlfahrer und Schwerst-
behinderte einen freien Blick auf die An-
lage haben. Etliche Hamburger Theater
haben Aufführungen mit Audiodeskrip-
tion imProgrammoder bieten Streaming-
Technologie für eine Hörunterstützung
an.
Und dass Homepages sich per Maus-
klick auf Leichte Sprache oder Gebärden-
sprache umschalten lassen und Führun-
gen in Gebärdensprache angeboten wer-
den, gehört heute meistens zum „guten
Ton“. Schließlich sind verlässliche Infor-
mationen für Gäste mit Beeinträch-
tigungen eine wichtige Grundlage für ihre
Reiseentscheidung.
Der Geschäftsführer des Baseler Hofs
und DEHOGA-Vizepräsident, Niklaus Kai-
ser von Rosenburg, begrüßt solche Ange-
bote: „Eine Aufbruchstimmung ist deut-
lich erkennbar. Dass in vielen Bereichen,
so auch in der Hotellerie, nachgerüstet
werdenmuss, hat unter anderemauch die
Olympiabewerbung ans Licht gebracht“,
sagt der Branchenexperte.
Zu den Hotels, die ein umfassendes
Konzept für Gästemit Behinderung umge-
setzt haben, gehört das Scandic Hamburg
Emporio. Wie in allen Häusern der Hotel-
gruppe sind zehn Prozent der Zimmer bar-
rierefrei. Dazu kommen weitere smarte
Lösungen, etwa mit Blindenschrift verse-
hene Schilder und Knöpfe, abgesenkte
Tresen und Tische, extrabreite Flure und
Hörschleifen. „Die Designer bei Scandic
achten sehr darauf, dass die Einrichtun-
Für eine Stadt ohne Barrieren
Angebote für Menschen mit einer Behinderung haben sich in Hamburg
zu einem bedeutenden Qualitätsaspekt im Tourismus entwickelt.
gen auch gut aussehen“, erläutert Hoteldi-
rektorinMadeleine Marx. Um ein besseres
Verständnis für die Situation von Men-
schenmit besonderen Bedürfnissen zu er-
halten, erhält jeder Mitarbeiter Schulun-
gen im Rollstuhl beziehungsweise mit
sichteinschränkender Brille. Außerdem
muss ein Online-Training zumThema Bar-
rierefreiheit absolviert werden.
„Scandic arbeitet kontinuierlich da-
ran, die uneingeschränkte Zugänglichkeit
für Gäste mit besonderen Bedürfnissen
auszubauen“, so Marx weiter. Basis dafür
sei ein 135-Punkte-Plan des selbst körper-
lich beeinträchtigten Scandic-Barrierefrei-
heitsbeauftragtenMagnus Berglund.
Ein Hotel, in dem der Integrationsge-
danke praktisch gelebt wird, ist das Stadt-
haushotel Hamburg, das 1993 als erstes In-
tegrationshotel Europas eröffnete. „Unsere
Mitarbeiter mit und ohne Behinderung
sorgen für eine einmalig entschleunigte
ILLUSTRATION: ANJA STIEHLER-PATSCHAN / JUTTA FRICKE ILLUSTRATORS