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wirtschaft

02/2016

Fotos: Michael Zapf

E

ine so hohe Zahl von Flüchtlingen wie 2015

könne die Bundesrepublik in diesem Jahr

nicht mehr bewältigen, betonte Ole Schröder,

Parlamentarischer Staatssekretär im Bundes­

ministerium des Inneren, bei der Jubiläums­

feier der Handelskammer. Die Integrations­

kraft Deutschlands sei endlich, das deutsche

Asylrecht sei nicht angelegt für eine Million

Zuwanderer jährlich. Es gehe neben der Frage

der Unterbringung und Versorgung vor allem

um die kulturelle und gesellschaftliche Inte­

gration. Schröder nannte aktuelle Studien,

wonach die Einbindung von Migranten in den

Arbeitsmarkt in der Regel viele Jahre dauere:

Nach fünf Jahren hätten 50 Prozent eine Be­

schäftigung, nach 15 Jahren 70 Prozent.

„Wir brauchen neue Gesetze und einen

besseren Vollzug der bestehenden Regelun­

Begrüßte die Gäste und kündigte den Impulsvortrag und die Podiumsdiskussion an: Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer

gen“, so Schröder. Daran arbeite die Politik

mit Hochdruck. Um die Asylverfahren zu be­

schleunigen, richte das Bundesamt für Migra­

tion und Flüchtlinge gerade 4000 neue Stel­

len ein. Auf Straftaten müsse mit der ganzen

Härte des Rechtsstaats reagiert werden. Die

Hürden für eine Ausweisung würden jetzt

deutlich abgesenkt, was auch für Flüchtlinge

aus sicheren Herkunftsländern gelte. Dies

dürfe aber nach Ansicht des CDU-Politikers

nicht zu einer pauschalen Verurteilung aller

Zuwanderer führen; Hass und Rassismus dür­

fe kein Vorschub geleistet werden.

Zum Problem der durchlässigen Grenzen

sagte Staatssekretär Schröder: „Die Errungen­

schaften des Schengen-Raums besonders für

die Wirtschaft wollen wir nicht aufgeben,

aber die Zukunft des Abkommens hängt vom

Schutz der EU-Außengrenzen ab.“ Hier müss­

ten die Partnerländer mehr Verantwortung

übernehmen. Problematisch sei es besonders

an der griechisch-türkischen Grenze. Hierzu

würden aktuell Verhandlungen mit der Regie­

rung in Istanbul geführt.

Schröder mahnte in seinem Vortrag zudem

eine bessere regionale Steuerung der Zuwan­

derung an. Viele Migranten strömten in die

attraktiven Großstädte, wo die Aussicht auf

Arbeit vermeintlich größer sei und es häufig

schon starke „Communities“ aus ihren Heimat­

ländern gebe. Als Beispiel nannte er Hamburg,

das ein bevorzugter Fluchtpunkt von Men­

schen aus Afghanistan sei. Er warnte in die­

sem Zusammenhang vor sozialen Konflikten

aufgrund der engen räumlichen Situation und

vor der Entstehung von Parallelgesellschaften.

Kammergeburtstag

Chance

und

Herausforderung

Die Festveranstaltung zum 351-jährigen Bestehen der

Handelskammer mit 250 Gästen stand unter dem Motto

„Flüchtlingskrise? Integrationschance! Was Wirtschaft

und Politik tun müssen, damit die Integration gelingt“.