Dezember 2020 / Januar 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 48 BAHN TAKTUNG FOTO PICTURE ALLIANCE DPA MAURIZIO GAMBARINI Weichenstellung mit Hürden Im Halbstundentakt mit dem Zug von Hamburg nach Berlin und zurück? Ab Mitte Dezember ist das weitgehend Alltag. Doch es bleiben einige Unwägbarkeiten. FELIX SCHOEN redaktion@hamburger-wirtschaft.de Mitte März stornierte, so die DB Fernverkehr auf Anfrage der HW. Dabei handelt es sich offenbar um FlixTrain: „FlixTrain hat einige Trassen auf der Strecke Hamburg–Berlin zugesprochen bekom- men. In Anbetracht der aktuellen Lage haben wir uns aber bereits im Oktober entschieden, die zu- sätzliche Strecke zunächst nicht anzunehmen und uns erst einmal auf die vollständige Wiederherstel- lung des bisherigen Angebotes zu konzentrieren“, teilt der Pressesprecher des Unternehmensmit. Ein Großteil der zusätzlichen Trassen wurde der DB deshalb erst nachträglich angeboten. Sie musste Fahrzeugumlauf und Personaleinsatz sehr kurzfristig neu planen, freie Zeitfenster finden – und konnte viele der neuenVerbindungen erst Ende November online stellen. Von Berlin an die Elbe geht es künftig tatsächlich meist im Halbstundentakt, ab Hamburg fahren die Züge aber oft in einem Rhythmus von rund 15 und 45 Minuten. Unklar bleibt zudem, welche Fahrten die Deutsche Bahn nach März anbieten kann. „Das hängt leider auch von derzeit kaum beeinflussbaren Rah- menbedingungenab–unter anderemvomWettbewer- ber und der Pandemieentwicklung“, so die DB. Und auch der Umbau des Schienennetzes fordert seinen Tribut: Laut Deutscher Bahnwerden Baumaßnahmen immer wieder einzelne Fahrten beeinträchtigen. Zu- dem sind vom 11. September bis zum 12. Dezember 2021 EinschränkungendurchSanierungsmaßnahmen zu erwarten. Diese dienen dazu, „die nötigenKapazitä- ten für die Verkehrsverlagerung auf die Schiene zu schaffen“, sagt die DB – also wiederum der Umsetzung desMasterplans Schienenverkehr. Undder ist zweifellos einMeilenstein: Das vonPoli- tik, Industrie und Fahrgastverbänden entwickelte Pro- jekt ist nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichenGründen essenziell. „Infrastrukturpo- litik ist auch immer Konjunkturpolitik, die in Corona- Zeiten dringend nötig ist“, sagt Prof. Norbert Aust. Der Handelskammer-Präses begrüßt den Schienenpakt deshalb ausdrücklich – und unterstreicht die Bedeu- tung des Ausbaus des Hamburger Hauptbahnhofs, des Bausder S4unddesFerlemanntunnels. A m 30. Juni war es so weit: Nach zweijähriger gemeinsamer Arbeit unterzeichneten Bun- desverkehrsminister Andreas Scheuer und weitere 27 Vertreter des „Zukunftsbündnisses Schiene“ den „Schienenpakt“ – und präsentierten den Masterplan Schienenverkehr, ein groß angelegtes Programm zur Stärkung der Bahn. Sie soll leistungs- stärker und klimaschonenderwerden, bis 2030 sollen sich die Fahrgastzahlen verdoppeln, und der Markt- anteil des Schienengüterverkehrs soll auf 25 Prozent steigen. Dafür sind eine Reihe ambitionierter Maß- nahmen geplant: mehr Strecken und Gleise, die Digi- talisierung des Bahnbetriebs, 100000 zusätzliche Ar- beitsplätze allein bei der Deutschen Bahn (DB). Ein Kernpunkt ist der „Deutschlandtakt“, der einen Halbstundentakt zwischen den großen Städ- ten vorsieht und für eine bessere Abstimmung von Nah-, Fern- und Güterverkehr sorgen soll. Als erste Strecke wurde Hamburg–Berlin auserkoren: Bis zu 60 statt bislang 46 Züge täglich und 6000 zusätzliche Sitzplätze ab dem 13. Dezember verspricht die DB. Bei der Umsetzung holperte es allerdings an- fangs ein wenig: Die Bahntochter DB Netz teilte etli- che der neuen Trassen einemWettbewerber der DB zu, der sie dann Anfang Oktober kurzfristig bis Häufiger nach Berlin: Ab 13. Dezember verdichtet die Deutsche Bahn den Takt → Hamburg–Berlin ist eine der am stärksten nachge- fragten Strecken im Fernverkehr. Von 2014 bis 2018 stieg die Fahrgastzahl von 4,5 auf 6,1 Mil- lionen jährlich, und 2018 reisten fast 17 000 Personen pro Tag zwischen Elbe und Spree. → Das „Zukunfts- bündnis Schiene“ vereint Vertreter von Bahn und Industrie, Fahrgast- verbänden, Ge- werkschaften und Politik. Sie ent- wickelten den „Masterplan Schie- nenverkehr“. PDF zumHerunterladen: www.hk24.de/ schienenverkehr

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