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HAMBURGER WIRTSCHAFT 11 / 16 

MACHER

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dann kommen wir mit einem Starterkabel.“ Dafür entwickeln die

beiden 35-jährigen Trauerbegleiterinnen zum Beispiel Gegen-

stände, die an die Zeit erinnern, die Trauernde mit dem Toten ver-

bringen durften. Das können Bücher oder Filme sein, aber auch

Kissen oder Kuscheltiere aus der Lieblingskleidung des Verstor­

benen. „Die Erinnerungsstücke sind im Alltag nutzbar, unterstüt-

zen das positiv Erlebte und spenden Kraft“, sagt Zeim.

Des Weiteren bieten die beiden jungen Frauen liebevoll ge­

staltete Trauerbewältigungskalender und Trauerkarten an. Und sie

organisieren – auch für Unternehmen, in denen ein Mitarbeiter

ganz plötzlich verstorben ist – Workshops für Trauernde. Denn:

„Trauer geht nicht einfach weg. Sie verändert sich. Und nur wer

richtig trauert, kann auch lebensfroh in die Zukunft blicken“, be-

tont van Hülsen.

Wieso kann man eigentlich nur mit so wenigen Menschen angst-

frei über das Thema Tod sprechen? Diese Frage haben sich die eins-

tigen Nachbarinnen Anemone Zeim und Madita van Hülsen ge-

stellt. Doch eine befriedigende Antwort darauf konnten sie nicht

finden. Deshalb gründeten sie 2013 Vergiss Mein Nie, eine Agentur

für Trauerkommunikation

( www.vergiss-mein-nie.de ).

Ihr Ziel: eine Anlaufstelle schaffen, bei der sich jeder über das

Sterben informieren kann und offen Fragen stellen darf. „Der Tod

ist eines der wenigen Themen, zu dem man nicht einfach eine Lö-

sung googlen kann“, sagt Zeim. Deshalb geben sie und van Hül-

sen jedem den Freiraum, den er braucht, um einen eigenen Weg im

Umgang mit seiner Trauer zu finden.

„Wir sind ein bisschen wie der ADAC“, setzt van Hülsen zum

Vergleich an, „denn wenn der eigene Motor nicht mehr laufen will,

Die Trauerbegleiterinnen Anemone Zeim und Madita van Hülsen erleichtern

Angehörigen und Kollegen das Abschiednehmen nach Todesfällen.

FOTOS: ULRICH PERREY

Die Trostspender

Menschen, die Hamburg bewegen

MACHER

Madita van Hülsen (li.)

und Anemone Zeim

helfen im Trauerfall