Oktober/November 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 44 FOTOS: HEIN & OETTING NACHSCHUB PROBLEME KERSTIN KLOSS redaktion@hamburger-wirtschaft.de Umladen in Singapur liegen, wenn ein anderer Ver- lader für den knappen Schiffsraummehr bietet. Zu- gleich ziehen dieMarktpreise für Polyethylen an. Der Mittelständler EMIL DEISS versucht des- halb, seine Quellen zu diversifizieren, stärker auf Recyclat-Rohstoffe zu setzen – also auf Rohstoffe, die ganz oder zumindest teilweise aus dem Recyc- ling stammen – und dabeiWertschöpfungsketten zu verkürzen. Clemens Eichler nennt ein Beispiel: „Wir beschaffen von der größten Mülltrennanlage in den Niederlanden Rohstoffe, aus denen wir Recyclat für unsere Müllsäcke herstellen.“ Aber nicht immer lässt sich die Fertigung einfach zurück nach Europa holen: Kleine Anlagen für extrem dünne Müllbeutel stehen nur in Asien. Starke Preisschwankungen bei Rohstoffen Unter deutlichen Preissteigerungen bei Vorproduk- ten und Rohstoffen leidet das Export-/Import-Han- delsunternehmen Terramar, das auf Lkwund techni- sche Güter spezialisiert ist. Geschäftsführer Stefan W. Dircks kann in der Angebotsphase keine Preis­ garantien mehr abgeben. „Stahl schwankt zwischen 30 und 300 Prozent Preiserhöhung, das ist von Tag zu Tag anders“, sagt er. Lieferzeiten kann er wegen Störungen in der Supply Chain nicht zusichern. Der Betrieb mit 70 Mitarbeitenden am Hauptsitz Hamburg exportiert auch zusammengehörige Güter aus mehreren Ma- schinen für eine Produktionslinie. Immer häufiger verzögern sich Lieferungen von Einzelkomponenten. „Wir haben damit längere Finanzierungszeiträume bei gleichzeitigemUmsatzrückgang“, beklagt Dircks. Für dasMetallverarbeitungsunternehmenHein & Oetting Feinwerktechnik in Rahlstedt haben sich Halbzeuge wie Aluminium verteuert. Spezielle Werkstoffe, die Hein & Oetting aus den USA für Luftfahrtkunden bezieht, sind Geschäftsführer Lars Reeder zufolge „in einigen Abmessungen nicht mehr zu bekommen“. Die Hamburger müssen auf Ausweichmaterial umschwenken – und draufzah- len. Ein Aluminiumblock beispielsweise, der 50 Millimeter breit benötigt wurde, ließ sich nur in ei- ner Breite von 80 Millimetern beschaffen. „Das überschüssige Material mussten wir wegschmei- ßen“, berichtet Reeder. Glücklicherweise passiert so etwas nur selten, weil das Unternehmenmit Rahmenverträgen vor al- lem mit Lieferanten in Deutschland arbeitet und mittelfristig disponiert. „Bei Auftragserteilung“, so Reeder, „bestellen wir bei unseren Lieferanten so- fort die für die komplette Laufzeit benötigte Mate­ rialmenge mit Abnahmeverpflichtung, aber auch mit gewissen Freiheitsgraden, wie wir das abrufen dürfen.“ In Hamburg hat Hein & Oetting mehrere Tausend Artikel auf Lager und kann so weiterhin „just in time“ liefern. Auch CCH Concept-Cycles Hamburg verdreifacht seine Lagerfläche und be- zieht am 1. November 1500 zusätzliche Quadratme- ter in Barmbek. Lars Reeder, Geschäftsführer von Hein & Oetting Feinwerktechnik Für die Präzisionsfertigung von Hein &Oetting sind Aluminium­ teile essenziell – doch sie sind nicht immer passend erhältlich Die Seefrachtraten haben sich seit Sommer 2020 bis zu versiebenfacht. CLEMENS EICHLER

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