August/September 2022

Doppelt führt besser Jobsharing auch in Führungspositionen? Die HW zeigt, wie das funktioniert und warum nicht nur Mitarbeitende, sondern auch Unternehmen von Tandems profitieren. „Team Heideck“ in der Handelskammer: Michaela Beck (li.) und Anna Maria Heidenreich D ieselbe Mailadresse, gleiche Werte, geteilte Verantwortung: Wer sich bei der Hamburger Handelskammer zu den Themen „Fachkräfte“ und „Lebenswerte Metropole“ informieren möchte, dem könnte leicht entgehen, dass er es dort nicht mit einer, sondern mit gleich zwei Chefinnen zu tun hat. Das ist volle Absicht, erklärt Michaela Beck: „Wenn Kunden, Mitarbeitende oder Dienstleister sagen: Wir wissen gar nicht, mit welcher von euch wir gespro- chen haben, dann ist das genau die Rückmeldung, die wir unswünschen.“ Seit Anfang 2021 bilden die Politologin Beck und die Verwaltungswissenschaftlerin Anna Maria Hei- denreich das „Team Heideck“. Und dabei haben sie nicht nur ihre Nachnamen verschmolzen, sondern bringen auch doppelte Kompetenz, Fachwissen und Berufserfahrungmit. Ihre gemeinsame Stunde schlug Anfang 2021, als die Handelskammer im Rahmen der Neuaufstellung alle Führungspositionen auf Bereichsleiterebene neu ausschrieb. Da beschlossen die beiden langjährigen Kammer-Kolleginnen: Wir bewerben uns im Doppel- pack auf die Leitung eines 25-köpfigen Teams. Nicht nur, weil beide aus familiärenGründen („Wir haben zu- sammen zwei Männer und fünf Kinder“) nicht in Voll- zeit arbeiten wollten. Auch, um zu zeigen: Führungs- verantwortung undTeilzeit sind keinWiderspruch. „Wir haben uns vorher intensiv ausgetauscht: Wo liegenunsere gemeinsamenWerte, wo liegen individu- elle Stärken?Wo ergänzenwir uns, wo sindwir fürein- ander gute Sparringspartnerinnen?Undwäre es nicht für einen Arbeitgeber ideal, statt einer gleich zwei An- sprechpartnerinnen zu haben, die sich bei Urlaub oder Krankheit gegenseitig vertreten können?“, erin- nern sich Beck und Heidenreich. „Unser Credo ist: Eins plus eins gleichdrei.“ Das überzeugte. Als erstes Führungstandem in der Handelskammer arbeiten seither beide auf 25-Stunden-Basis, tageweise einzeln, tageweise paral- lel, und sorgenmithilfe von digitalen Tools und viel in- formeller Kommunikation dafür, dass sie stets auf demselben Informationsstand sind. Meinungsver- schiedenheiten? Kein Thema, sagen beide: „Wir be- trachten es als sportliche Challenge, einander immer wieder zu überzeugen. Das ständige gegenseitige Coa- ching treibt uns an.“ Führungstandems setzen sich in der Hamburger Wirtschaft zunehmend durch, etwa bei der Bera- tungsfirma Accenture, dem Beiersdorf- und Unilever- Konzern. Und alle Seiten profitieren davon. Geteilte HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 58 FOTOS: ULRICH PERREY, UNILEVER

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