HAMBURGER WIRTSCHAFT 07 / 16
KARRIERE
38
FOTOS: CHRISTIAN STELLING
„Die Administration
lief sehr langsam an“
Die a. hartrodt Deutschland (GmbH & Co) KG beschäftigt seit Februar
einen syrischen Azubi und will noch dieses Jahr zwei weitere Flüchtlinge
einstellen. Die HW sprach darüber mit dem CEO Willem van der Schalk.
HW: Was hat Sie dazu motiviert, Flücht-
linge einzustellen?
Willem van der Schalk: Es war sicher
lich die spontane Hilfsbereitschaft, die im
letzten Jahr dazu geführt hat, sich bei der
Integration von Flüchtlingen in die Arbeits
prozesse zu engagieren. Flüchtlinge mit
Willem van der Schalk (60)
war von
1985 bis 2000 für den internationalen
Logistik- und Transportdienstleister
a. hartrodt in Stuttgart und Antwerpen
tätig. Seit der Jahrtausendwende ist
der gebürtige Hamburger Geschäfts-
führer und Regional Managing Director
für Deutschland, Ost- und Mitteleuropa,
den Mittleren Osten und den indischen
Subkontinent. Er gehört seit 2014 dem
Plenum der Handelskammer an, ist
verheiratet und hat eine Tochter.
Zur Person
Bleiberecht sind eine nicht zu leugnende
Tatsache. Die Gesellschaft hat also eine
Verantwortung, alles dafür zu tun, jungen
Flüchtlingen eine Perspektive und Ausbil
dung in ihrem neuen Land zu geben. Unter
nehmen, die ausbilden, können dazu einen
großen Beitrag leisten. Und zwar indem sie
jungen Flüchtlingen nicht nur eine Weiter
bildung anbieten, sondern sie mit Kollegen
aus verschiedenen Ländern zusammen
arbeiten lassen. Das halte ich für aktive In
tegration im besten Sinne.
Welche Probleme standen einer schnellen
Einstellung im Weg?
Ein großes Hindernis war die sehr
langsam anlaufende Administration. Man
musste vieles herausfinden und hatte nicht
immer sofort einen kompetenten Ansprech
partner. Ausbildung in Deutschland wird
großgeschrieben und ist auch ein positives
Alleinstellungsmerkmal. Zu viele Regula
rien der Ausbildung gehen aber auf Kosten
der Flexibilität, die nötig wäre, um Ausbil
dungsplätze zu schaffen. Sprachliche Barri
eren könnten abgebaut werden, wenn die
Ausbildung auch in Englisch angeboten
würde. Wie kann man von einem Flücht
ling, der aus einem anderen Kultur- und
Sprachkreis kommt, innerhalb von einem
Jahr erwarten, dass er eine anspruchsvolle
Berufsausbildung in Deutsch absolviert?
Sie meinen, man sollte toleranter sein?
Eventuell sollte man sich einmal fra
gen, wie man sich selbst fühlen würde,
wenn man plötzlich in einem völlig neuen
und fremden Umfeld agieren müsste. Wel
che berufliche Veränderung es bedeutet,
wenn man vom Arbeitgeber in ein anderes
Land versetzt wird. Nur diejenigen, die das
schon einmal mitgemacht haben, können
das leichter verstehen.
Sie hätten sich also mehr Unterstützung
gewünscht?