Juni/ Juli 2022

Hansestadt direkt oder über Zwischenhändler auf demGroßmarkt Hamburg vermarktet. Auf dembun- desweit größten Markt seiner Art setzen rund 240 Obst- und Gemüsehändler, darunter 110 der lokalen Erzeugergemeinschaft EZG, allein zwei Milliarden Euro jährlich um. 60 Jahre nach seiner Gründung am Deichtorplatz wird „das grüne Herz der Stadt“, wie Sprecherin Alexandra Adler das Areal zwischen Ei- sen- und Autobahn, Flug- und Seehafen nennt, wohl wieder 1,5 Millionen Tonnen Ware umschlagen. Das meiste, was der Großmarkt „strahlenförmig verteilt“, bleibt zwar in der Metropolregion; zum Einzugsge- biet zählen aber auch Skandinavien und Osteuropa. Lokale Nachhaltigkeit steht auch im Zentrum einer Initiative, die 111 Betriebe aller Lebensmittel- segmente bündelt, um Kommunikation, Synergie- effekte, also die Wettbewerbsfähigkeit der Metropol- region zu fördern: foodactive. Platzhirsche wie Harry, Hella, Darboven und Block House arbeiten hier mit „Frischlingen“ wie innofood, Elbtaler, TofuTown und fritz-kola an einer Art sortenreiner Markenvielfalt – oder wie es foodactive-Geschäftsführerin Annika Schröder ausdrückt: „Junge Hipster versorgen mit Alteingesessenen gemeinsam ihre Region.“ Trotz des starken Bezugs auf lokalen Vertrieb hätten sie aber auch den Export über die Landes-, gar Bundesgren- zen hinaus im Blick, während „Fachexperten, Netz- werker, Trendschnüffler und kreative Köpfe“ laut der Homepage der Initiative an Lebensmitteln von heute für denKonsumder Zukunft basteln. Hamburg im Fokus Abseits der ausgedehnten Stall- und Ackerflächen, die Niedersachsen mit zwei Drittel Marktanteil zum Primus inter Pares der norddeutschen Ernährungs- industrie machen, ist auch Hamburg zentral für die Lebensmittelbranche – und exzellent auf die Zukunft vorbereitet: mit Hafen und Infrastruktur, Hochschu- len und Start-up-Kultur, Dienstleistungszentren und Technologieparks, von Lebensqualität, Weltoffen- heit, Nachtleben ganz zu schweigen. Erst das Ge- samtpaket, sagt Annika Schröder, mache Stadt und Umland „für alle Ernährungssegmente und Betriebs- größen attraktiv“. Die Deutschlandzentrale des Konzernmultis Nestlé, mit 800 Angestellten eine Wandsbeker Insti- tution, profitiert ebenso vom urbanen Sog wie der Seevetaler Salatgärtner Behr oder die HHLA, bei der alle erdenklichen Güter umgeschlagen werden – vom Keimüber die Frucht bis zur Verpackungsmaschine. In Zahlen 2020 erwirtschaf- teten die nördli- chen Bundeslän- der 31,3 Prozent der Umsätze in der Ernährungsindus- trie (inklusive Ge- tränke) in Deutsch- land. Das Schwer- gewicht der Bran- che im Norden ist Niedersachsen mit 64,4 Prozent der norddeutschen und 20,1 Prozent der gesamtdeut- schen Umsätze in der Branche, da- von zwei Drittel im Fleischbereich. In Hamburg wurden fast zehn Prozent der Öle und Fette hierzulande ver- arbeitet. An der Spitze liegt die Stadt bei der Exportquote von Nahrungs- und Futtermitteln mit 36,2 Prozent, ge- folgt von Nieder- sachsen (21,7 Pro- zent). Bremen er- wirtschaftete 41 Prozent der deut- schen Umsätze in der Fischverarbei- tung – die kom- plett in den Nord- ländern erfolgt. Alexandra Adler leitet den Bereich Marketing und Öffent- lichkeitsarbeit des Landesbetriebs Großmarkt Hamburg. Anlieferung imMorgengrauen: Der Großmarkt ist rund um die Uhr geöffnet – und der Verkauf beginnt schon um 2 Uhr nachts. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 46 FOTOS: GROSSMARKT-HAMBURG/STUDIO RADELOFF/TORBEN RÖHRICHT (2), PLAN LIEBE

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