Juni 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 06 / 18  TITEL 18 HW:Wie istHamburgaufgestellt, wennesumdiedigitale Kompetenz inder Schule geht? AndréMücke: Ichwürde sagen, da ist nochLuft nach oben. Da ist aber in letzter Zeit auch erfreulich viel in Be- wegung geraten. Warum ist es für den Standort Hamburg so wichtig, dass die digitale Schule mit hoher Priorität vorange- bracht wird? Wir sind als Unternehmen Teil einer globalisierten, vernetztenWelt –da spielt dieDigitalisierungdie entschei- dendeRolle. Gerade, wennwir andenFachkräftemangel denken, an neue Produkte und Geschäftsmodelle – und an Erfolgsvoraussetzungen in dieser Arbeitswelt von morgen. Wenn andere hier wachsenden Vorsprung auf- bauen, ist das fürHamburgnicht gut. Undsichdamit jetzt nicht intensiv zu beschäftigen, könnte zu einem echten Standortnachteil werden. Wie ist die Idee für den Gipfel zur Digitalen Bildung entstanden? Wirwollenals InteressenvertretungderHamburger Wirtschaft deutlich machen, wie wichtig die Förderung digitalerKompetenzenschon inder Schule ist –dawerden schließlichdieGrundlagen für die Berufsausbildung ge- schaffen. Schon2014habenwir daher ausdemAusschuss für Medien- und Kreativwirtschaft heraus eine Arbeits- gruppe „DigitaleKompetenz“ gegründet. Diewurde schnell aus anderenAusschüssenverstärkt, hat Expertenaus der digitalen Wirtschaft, der Schule und der Wissenschaft hinzugezogenunddieGremienderKammer für dasThema sensibilisiert. Eswurdenüber hundert Ideen fürMaßnah- men generiert, Bedarfe und Einstellungen unserer Mit- gliedsunternehmen wurden durch eine Umfrage zum Thema „Digitale Kompetenz an Hamburgs Schulen“ er- mittelt. Eswurdeklar, dasswir alsKammer aktiveBeiträge leistenkönnenundmüssen, undeiner davonsoll es sein, relevante Akteure ins Gespräch zu bringen. ImFrühjahr 2017 wurde gleich in der ersten Plenarsitzung nach der jüngsten Kammerwahl die Ausrichtung eines Bildungs- gipfels beschlossen, und im November 2017 haben wir dannauf lokaler Ebene zueinemStakeholder-Workshop eingeladen. Da wurden inhaltliche Grundlagen für den nationalenGipfel erarbeitet. Was ist aus Ihrer Sicht essenziell, umdie Digitalisierung und die Vermittlung digitaler Kompetenzen in den Schulen zu fördern? Wir dürfen die Lehrer nicht vergessen! Das ist ein Punkt, an demes oft noch kneift. Selbst wennKinder ihr Tablet oder Smartphone von zuHausemitbringen, nach demPrinzip„BringYourOwnDevice“, undselbstwennes jetzt tolle Softwareprodukte gibt, diemanals Schule kos- tenfrei nutzenkann: Dashilft allesnur, wenndieHardware, die Netze und die Software professionell administriert werden.WenndieLehrkräftenicht nur Spaßdaranhaben, sich über neue pädagogische Lösungen zu informieren undauszutauschen, sondernauchdieZeit unddieMittel dafür zur Verfügung stehen. DieAus- undWeiterbildung der Lehrer ist alsoganz, ganzwichtig, das ist eineErfahrung aus derWirtschaft: „train the trainer“, sonst funktioniert das nicht. Undweiter brauchenwir das grundsätzlicheVerständnis, dassdigitaleKompetenzenheute schonund inder Zukunft nochvielmehr als völlig selbstverständlicheLebenskom- petenzen anzusehen sind. Könnenwir da von anderen lernen? Ja, eineMenge. Die skandinavischenundbaltischen Länder zumBeispiel begreifendigitaleBildungalsChance –nicht alsRisiko, alsBedrohung, sondernalsMöglichkeit, als zusätzliches Tool. Wenn Sie bei uns Digitalisierung sagen, fürchtet ganz schnell jemandumseinenArbeitsplatz – und hat noch gar nicht darüber nachgedacht, welche Chancen darin liegen. Die Skandinavier und Balten pro- bieren einfachneue Ideen viel, viel schneller aus. Interview: Hanno Tietgens „Digitale Kompetenzen sind Lebenskompetenzen – und Erfolgsvoraussetzung!“ Vizepräses André Mücke über das Engagement der Handelskammer in Sachen digitaler Schule und den Weg zum digitalen Bildungsgipfel am 21. Juni. ZUR PERSON André Mücke (40) ist seit 1999 Geschäfts- führer der Schulmar- keting-Agentur DSA youngstar GmbH. Der ehrenamtliche Richter am Landesarbeits- gericht gehört seit 2014 dem Plenum der Handelskammer an. Hier ist er in mehreren Ausschüssen aktiv, u. a. als Vorsitzender des Ausschusses für Bildung. Seit 2017 ist er Vizepräses der Handelskammer.

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