APRIL/MAI 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 48 FOTOS: MIKE SCHAEFER, THOMAS HAMPEL SPEICHER STADT Teppichhandel imUmbruch Wie ist es bestellt um Mythos und Wirklichkeit des Handelsplatzes Speicherstadt? Kaufleute wie Ahmad Wahdat und seine Tochter Anna zeigen, wie sich Tradition ins Heute überführen lässt. N eben dem Containerhafen symbolisiert kaum ein Ort in Hamburg den Handel so stark wie die Speicherstadt. Zwischen 1883 und 1927 wurde der Lagerhauskomplex auf den ehe­ maligen Elbinseln Kehrwieder und Wandrahm errichtet. Und durch ihre Anbindung an Fleete auf der einen und Straßen auf der anderen Seite eig­ neten sich die Backsteinbauten bestens, um im Hafen angeliefertes Stückgut wie Gewürze, Kakao, Kaffee und Tee zwischenzulagern und weiterzu­ verkaufen. Doch durch die Modernisierung des Überseehandels verlagerte sich dieses Geschäft sukzessive zu den Terminals südlich der Elbe. Heute prägen Agenturen, Museen und Touris­ tenattraktionen die 630000 Quadratmeter große Nutzfläche zwischen Altstadt und HafenCity. Vom traditionellen Betrieb ist vor allem der Handel mit Teppichen geblieben, der nachwie vor für Geschäfts­ beziehungen von China bis nach Nordafrika steht. Bis um die Jahrtausendwende wurden 70 Pro­ zent aller in Europa eingeführten Teppiche in Hamburg verkauft. Den gern verwendeten Super­ lativ „größter Teppichumschlagplatz der Welt“ möchte Bahram Habib, bei der Handelskammer Ansprechpartner für migrantische Unternehmen, so jedoch nicht unterschreiben: „Es gibt Städte im Iran, die sind üppiger bestückt.“ In den 1980er-Jahren, während der Boomphase des Teppich­ geschäftes, waren rund 300 Im- und Exporteure in der und umdie Speicherstadt herumaktiv. Ahmad Wahdat ist einer von etwa 30 Kauf­ leuten, die auf den historischen Böden noch heute mit der edlen geknüpften Ware handeln. An die 15000 Perser- und Orientteppiche, darunter die mit einer speziellen Webtechnik hergestellten und auch als Wandbehang genutzten Kelims, sowie Raritäten aus Seide, Baum- und Schurwolle befinden sich in seinemLager amSandtorkai. Familientradition: Wie ihr Vater Ahmad verkauft Anna Wahdat edle Teppiche

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