April/Mai 2022

Schwamm-Intelligenz Wirksam gegen Widerstände: Resilienz ist eine der wichtigsten Kompetenzen in der Corona-Zeit und ein Top-Thema beim Gesundheits- tag in der Handelskammer. Aber wie erreicht man sie? Gelegentliche Entspannungsübungen bei der Arbeit können dazu beitragen, Stress zu kompensieren und leistungsfähig zu bleiben. EinerderReferentenwirdFrankFiedler sein. Er ist Geschäftsführer der Firma Motio, die Unternehmen in Sachen Betriebliches Gesundheitsmanagement berät. Zudem sitzt Fiedler im Handelskammer-Arbeitskreis für Betriebliche Gesundheit. „Resilienz“, sagt er, „war lange nur Psychologen oder Organisationsberatern ein Begriff – seitCorona ist er inallerMunde.“ Aber was bedeutet Resilienz überhaupt, und was macht einen resilienten Menschen oder eine resili- ente Firma aus? „Der Begriff kommt ursprünglich aus der Materialwirtschaft“, erklärt Fiedler. Er be- schreibt die Fähigkeit eines Körpers, sich unter Druck zu verformen und anschließend wieder in seine Ursprungsform zurückzukehren. Ein anderes Wort dafür ist Widerstandsfähigkeit. „Ein Schwamm zumBeispiel hat eine sehr hohe Resilienz“, sagt Fied- ler. Unter Druck zieht er sich zusammen. Lässt der Druck nach, bauscht sich der Schwamm wieder auf. Ein kleiner Stock hingegen wäre nicht sehr resilient, weil er unter Druck schnell durchbricht. Übertragen auf den Menschen beschreibt Resi- lienz also die Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse von außen – Stress, Angst oder andere psychische Belastungen. Bestenfalls lernen wir aus Krisen und gehen gestärkt daraus hervor. Für Unternehmen sind es beispielsweise sich ändernde Marktsituatio- nen, der Fachkräftemangel oder die schneller voran- schreitende Digitalisierung, die Einfluss nimmt. „Co- rona hat den Druck zusätzlich erhöht“, berichtet Frank Fiedler. Die Frage ist nur: Zerbricht ein Mensch oder eine Firma daran wie besagter Stock – oder bauscht er sich auf und geht womöglich gestärkt aus einer Krise hervor? Genau das ist die Frage der Resilienz. Die Antwort ist zwar grundsätzlich komplex, aber es gibt einfache Tipps für mehr „Schwamm-Intelligenz“ im Unternehmen und in den Köpfen der Angestellten. Die Diplom-Psychologin Ursula Nuber hat dafür ein Modell entwickelt: die sieben Säulen der Resilienz. Das Modell besteht aus sieben grund- legenden Prinzipien für Gesundheit und Wider- standskraft gegen Stress – Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Opferrolle, Verantwortung, Netzwerk und Zukunft. D er schnelle Umzug ins Homeoffice, dazu die Kinderbetreuung und immer neue Regeln: Die Corona-Pandemie hat Unternehmen und ihre Angestellten vor große Herausforderungen ge- stellt. Wer sie meistern wollte, musste sich schnell und flexibel auf die sich ständig verändernden Vor- aussetzungen einstellen können. Resilient sein, wie es imFachjargon heißt. „Resilienz ist in der Corona-Zeit zu einer der wichtigsten Kompetenzen für Betriebe und Beschäf- tigte geworden“, sagt Petra Versemann aus der Abtei- lung „Gesundheit und Sport“ der Handelskammer. Und tatsächlich: Wer der Resilienz seines Unterneh- mens eine besonders gute Note gibt, ist auch selbst gesundheitlich stabiler – und war laut AOK-Fehlzei- tenreport im Jahr 2021 imSchnitt nur 7,7 Tage krank. In Betriebenmit niedriger Resilienz hingegen kamen die Beschäftigten durchschnittlich auf beinahe zwölf Fehltage. „Daher wird das Thema auf dem Gesund- heitstag am 21. April in der Handelskammer auch eine große Rolle spielen“, so Versemann. HAMBURGER WIRTSCHAFT 60 FOTOS: HISPANOLISTIC/ ISTOCKPHOTO, HENRIETTE POGODA GESUNDHEITS TAG

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