April/Mai 2022

Hafen eine bessere Planbarkeit zu erreichen. Solche Mengen können Sie, zumal bei stark verspäteten Schiffen, nur zuverlässig verarbeiten, wenn alle Teil- nehmer in der Lieferkette kooperieren. Der neue Hafenentwicklungsplan soll noch die- ses Jahr fertiggestellt werden. Was erhoffen Sie sich davon? Ich finde, die Handelskammer hat mit ihrer Forde- rung einen sehr guten Punkt gesetzt, die Rahmenbe- dingungen in den europäischen Häfen anzugleichen beziehungsweise wettbewerbsverzerrende Regelun- gen auszuräumen, insbesondere auf der Kostenseite. Der Hamburger Hafen ist hochpreisig. Wir müssen daher sicherstellen, dass die Gesamtkosten – wobei die Hafenterminalkosten nur einen geringen Teil ausmachen – nicht weiter steigen, sondernwir durch Effizienz und Kostenoptimierung auch künftig den Kunden ein wettbewerbsfähiges Angebot machen können. Die industrielleWertschöpfung sollte durch den Ausbau von Flächen gestärkt werden. Denn ein Hafen lebt auch von der Ansiedlung von Industrie. Und es sollten die Hafenbahn und die Bahnanbin- dungen generell weiter ausgebaut werden. Zum Jahreswechsel hat METRANS das Logis- tikzentrum CL Europort im polnischen Małasze- wicze übernommen und eine strategische Part- nerschaft mit dem Eisenbahnverkehrsunterneh- men Eurotrans vereinbart. Welche Vorteile bie- tet das? Es ist imMoment ungewiss, wie lange der Krieg dauert und wie sich die Sanktionen auf die Verkehre entlang der Seidenstraße auswirken. Aber mit unserer Über- nahme inMałaszewicze sind wir strategisch an einem wichtigen Knotenpunkt für den Güterverkehr inner- halb Ost- und Mitteleuropas sowie für die euro-asiati- schen Transportströme positioniert. Deswegen wer- denwir von demHub-Terminal inMałaszewicze künf- tig profitieren. Wir können kurz- und mittelfristig Lösungen für die Lagerung von Containern schaffen, die von unse- ren Kunden auf der Seidenstraße transportiert wer- den. Małaszewicze kann aber auch beimVerteilen von lokalenMengen in Ostpolen eine Rolle spielen. Strate- gisch ist der Standort also wertvoll. Im Moment su- chen die Kunden allerdings aufgrund des ungewissen Kriegsverlaufs nachAlternativrouten. Welche sind das? Unsere Kunden sind eher vorsichtig. Es gibt eine leichte Verlagerung auf den Seeweg. METRANS hat allerdings für alle wichtigen EU-Häfen entsprechen- de Lösungen. Wir können unsere Kapazitäten sehr gut skalieren und erhöhen. Zudem hat METRANS ANGELA TITZRATH ist seit Januar 2017 CEO der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Zuvor hatte die heute 55-Jährige Top- Positionen bei Daimler und der Deutschen Post. Die HHLA betreibt See- hafenterminals in Hamburg, Odessa (Ukraine), Tallinn (Estland) und Triest (Italien). Hinzu kommt ein dichtes Hinter- landnetz bis Mit- tel- und Osteuro- pa. Das Umschlag- volumen der drei Hamburger Con- tainerterminals der HHLA ver- besserte sich 2021 im Vorjahresver- gleich um 2,2 Prozent auf 6,33 Millionen TEU. Der Konzern- umsatz erreichte 1,47 Milliarden Euro (plus 12,7 Prozent), das Betriebsergebnis 228,2 Millionen Euro (plus 84,7 Prozent). Alternativrouten zur Seidenstraße aufgebaut – über China, Kasachstan, das Kaspische Meer, Aserbaid- schan, Georgien, Türkei. Es ist immer die Frage, wie schnell dieWare auf demSeeweg oder auf Alternativ- routen transportiert werden kann. Allerdings kann man Logistikströme nicht von einem Tag auf den anderen umstellen. Wie wirkt sich der Ukraine-Krieg auf das HHLA- Geschäft in Hamburg aus? Dieser Krieg ist eine große humanitäre Krise und Tragödie, die wir gemeinsamerleben. Unsere Gedan- ken sind deshalb bei unseren 480 Mitarbeitenden und ihren Angehörigen in Odessa, wo die HHLA seit 21 Jahren ein Terminal erfolgreich betrieben hat. Die Schließung des Hafens beeinträchtigt aber nicht un- ser Geschäft hier inHamburg und ist auchnicht exis- tenzgefährdend für die HHLA insgesamt. Das Termi- nal in Odessa war wichtig für die Versorgung der Ukraine, aber die Umsatzzahlen bewegten sich in ei- nemniedrigen einstelligenMillionenbereich. Welche Folgen haben die Russland-Sanktionen für die HHLA in Hamburg? Seit der Krim-Annexion 2014 sind die Russland-Ver- kehre in den Nordrange-Häfen um circa 7 bis 8 Pro- zent zurückgegangen. In Hamburg gab es noch Fee- der-Verkehre, aber auch nur auf einem niedrigen Niveau. Die Auswirkungen der Sanktionen lassen sich im Moment noch nicht vollständig greifen. Wir unterstützen vollumfänglich die verhängten Sank- tionen gegen Russland. Hier in Hamburg werden nur die Container umgeschlagen, derenWeitertrans- port gesichert ist und deren Inhalt nicht unter die Sanktionen fällt, zum Beispiel Waren für humani- täre Zwecke. WWW.HK24.DE 29 PERSÖNLICH ANGELA TITZRATH

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