HAMBURGER WIRTSCHAFT 03 / 17
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Stadtteilführer
Der andere Hafen
Den Hamburger Hafen kennt jeder. Dass aber auch Harburg einen
Hafen hat, ist vielen nicht bewusst. Dieser handliche Band rückt
den Harburger Binnenhafen und damit auch einen Stadtteil in den
Fokus, der aktuell einen grundlegenden Wandel erfährt. Denn aus
dem Hafengebiet mit vielen Industriebetrieben ist längst ein Quartier
geworden, in dem gearbeitet, geforscht, studiert, gewohnt und ge-
feiert wird. In der Einführung schildert Rüdiger Articus die über 700-
jährige Geschichte Harburgs, das sich im 19. Jahrhundert zu einer
wichtigen Industriestadt entwickelte und erst in den 1930er-Jahren infolge des Groß-Ham-
burg-Gesetzes seine Selbstständigkeit verlor. Bei einer Art Rundgang mit 34 Stationen werden
in dem Buch zudem das Harburger Schloss, Speicher und Silos, Wohn- und Geschäftshäuser,
Industrieanlagen, Straßen und Brücken sowie Kanäle und Kräne im Binnenhafen vorgestellt.
Michael Merkel und Kay-Peter Suchowa (Hrsg.): „Der Harburger Binnenhafen“; Archäo-
logisches Museum Hamburg, Stadtmuseum Harburg/Helms-Museum; Hamburg 2016;
88 Seiten; 5 Euro
Kochbuch
Kulinarische Ent-
deckungsreisen
Am 3. Januar 1901 mach-
te sich die Luxusjacht
„Prinzessin Victoria
Luise“ auf zu ihrer Jung-
fernfahrt von Hamburg nach New York. Die
Reise begann mit einem festlichen Abend-
essen, zu dem unter anderem Austern und
Wachteln gereicht wurden. Die auf der Ori-
ginalmenükarte verzeichnete Speisenfolge
ist im Buch „Stories of Menu“ zu finden, das
sich mit der Reisekultur der Anfangsjahre
des Kreuzfahrtgeschäfts befasst. Heinz O.
Wehmann, Inhaber des Landhaus Scherrer
an der Elbchaussee, hat historische Menüs
von Schiffsreisen neu interpretiert. Mehr als
40 dieser Rezepte wurden nun veröffent-
licht. Hierzu zählen auch die Wildsuppe à la
Medici sowie eine Isländische Terrine, die
zum Festmahl am 16. Juni 1913 auf der in
Hamburg gebauten „Imperator“ gehörten.
Birgit Altendeitering-Tiggemann und Heinz
O. Wehmann: „Stories of Menu. Historische
maritime Speisen neu interpretiert“; Koeh-
lers Verlagsgesellschaft; Hamburg 2016;
204 Seiten; 29,95 Euro
Stadtteilführer
Pompös und
gutbürgerlich
Woran denken Sie als
Erstes, wenn Sie Winter-
hude hören? An die
großen Villen an der
Alster? An die Altbauten mit ihren wunder-
schönen verzierten Fassaden? An den Müh-
lenkamp mit seinen Geschäften und Cafés?
An die Klinkerbauten in der Jarrestadt, der
Arbeitersiedlung, die in den 1920er-Jahren
entstanden ist? Oder doch eher an die Büro-
türme in der City Nord? Vielleicht denken
Sie aber auch an den Stadtpark, das grüne
Zentrum von Winterhude. Oder an das Kul-
turzentrum Kampnagel, dass sich auf dem
Gelände einer ehemaligen Maschinenfabrik
befindet? Wer mehr über den fünftgrößten
Stadtteil Hamburgs erfahren will, dem sei
dieses Buch empfohlen. Die vier Autoren
nehmen den Leser mit auf sechs Spazier-
gänge durch Winterhude und das etwas
südlicher gelegene Uhlenhorst.
Christa Bergkemper, Christma Boon, Marco
Hosemann und Christin Springer: „Winter-
hude & Uhlenhorst Buch“; Junius Verlag;
Hamburg 2016; 216 Seiten; 16,80 Euro
Kriminalroman
Auf Mörderjagd
Nein, wirklich viel Interesse
zeigt die Polizei nicht am Tod
von Jenay. Ob das etwas mit
ihrer Herkunft, ihrer Kultur zu
tun hat? Denn die junge Frau
ist eine Sintiza. Dabei spricht
sehr viel – wenn nicht sogar
alles – dafür, dass sie ermordet
wurde. Warum sonst sollte die
gute Schwimmerin einfach so
im Veringkanal ertrinken? Ihre
Mutter kann und will einfach
nicht glauben, dass es ein Un-
fall gewesen sein soll. Um den
Tod aufzuklären, bittet sie den
Bestatter und Hobbyermittler
Theo Matthies um Hilfe. Der
gut vernetzte Wilhelmsburger
taucht daraufhin ein in die
Lebenswelt und Bräuche der
Sinti und Roma. Kann er so
schlussendlich herausfinden,
was wirklich mit Jenay passiert
ist? Die Medizinjournalistin
Christiane Fux versteht es, in
ihren Romanen – vier Krimis
mit dem Bestatter Theo als
Hauptfigur sind mittlerweile
erschienen – immer auch ge-
sellschaftspolitische Themen
anzubringen. In „Das Mädchen
im Fleet“ ist das die Situation
der Sinti und Roma.
Christiane Fux: „Das Mädchen
im Fleet. Ein Bestatterkrimi“;
Piper Verlag; München 2016;
320 Seiten; 9,99 Euro