Februar/März 2024

BUCHTIPPS DER COMMERZBIBLIOTHEK ZUM THEMA „ZUKUNFT DER ARBEIT“ Inka Knappertsbusch, Gerlind Wisskirchen Die Zukunft der Arbeit Die Abkehr vom traditionellen Ar- beitsumfeld hin zu mehr Flexibilität wird durch demografischen Wandel, Fachkräftemangel, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz verstärkt. Das Buch von Inka Knappertsbusch und Gerlind Wisskirchen gibt einen Überblick über New Work, beleuchtet deren Vor- und Nachteile, analysiert Trends und bietet rechtliche Orientierung. Christina Grubendorfer, Christina Ackermann The Real Book of Work Die beiden Autorinnen zeigen, wie tiefgreifende Veränderungen in Organisationen gelingen können, und geben zahlreiche Tipps, wie sich auch verfahrene Situationen in der Praxis lösen lassen. Mit vielen Grafiken eröffnet das Buch einen Blick in die Funktionsweise von Unternehmen und macht Komplexes einfach verständlich. Carsten C. Schermuly New Work Utopia Dieses Buch präsentiert die New-Work-Realität mithilfe eines fiktiven Unternehmens und bietet eine Vision für eine moderne Organisation mit mehr als 1000 Mitarbeitenden. Die Inhalte reichen von sinnvoller Arbeitszeitgestaltung über holokrati- sche (unternehmensweite) Strukturen, bei denen Hierarchien abgebaut werden, bis hin zu produktiven Teammeetings. Hamburger Bestenehrung im November 2023: Kammerprä- ses Prof. Aust, Bildungssenator Ties Rabe, Ex-Azubi Mario Flieder, Küchenchef Felix Dietz vom Rive Fish & Faible (v. li.) Fachkräfte- strategie Mit dem Papier „Hamburg 2040: Handelskammer- Fachkräftestrate- gie“ hat die Kam- mer bereits im November 2022 das Ergebnis einer intensiven Aus­ einandersetzung mit der Situation in Hamburg samt Lösungsansätzen vorgelegt. Weitere Informationen: www.hk24.de/ fachkraefte NICOLA MALBECK so Dietz. Er selbst bilde in seinem Betrieb „sehr gerne“ aus – nicht nur für den eigenen Fachkräfte- nachwuchs, sondern auch als Lösung für die Behe- bung des Fachkräftemangels in der Branche: „Wir dürfen nicht nur jammern, wir müssen ausbilden, ausbilden, ausbilden!“ Keine klassische Auszubildende Dass auch kleine Betriebe trotz wenig Eigen- und Au- ßenwerbung bei der Ausbildung punkten, zeigt Clara Pulver, die ihre Ausbildung als Hafenschifferin 2023 als beste ihres Fachs inHamburg und bundesweit ab- schloss. Im Frühjahr 2022 hatte sie bei PAN Ponton- anlage Norderelbe angeheuert – einem Spezialbe- trieb mit eigenen Schleppern, Kränen und Anlegern. „Das Schlepperfahren ist ein anspruchsvoller Job“, erzählt sie. „Ein gutes Selbstbewusstsein gehört un- bedingt dazu – besonders als Frau.“ Aufgewachsen ist sie im und am Hafen, selbst Segeltrainerin, mit Erfahrung im Bootsbau und ei- nemVater als Schiffsbauingenieur: Sowar einmariti- mer Beruf fast vorgezeichnet. Als sie zufälligmit dem Chef der PAN in Kontakt und dieser ihr eine Ausbil- dung anbot, absolvierte sie zunächst ein Praktikum und unterschrieb dann den Vertrag. Entscheidend war auch, dass sie mit ihrem sehr guten Abitur, ei- nem Alter von über 21 Jahren und reichlich Praxis­ erfahrung in der Branche die Ausbildung auf 1,5 Jahre verkürzen konnte. PAN bildet regelmäßig ein bis zwei Azubis pro Jahr aus. Der Fachkräftemangel im Hafen sei „täglich spürbar“, bestätigt Geschäftsführer Andreas Bätjer. Trotzdem habe er noch nie eine Anzeige geschaltet. „Wir sind im Hafen bekannt“, sagt er. Um Nachwuchs für dieHafenschifferei zu interessieren, bietet er auch Schülerpraktika an: „Das ist manchmal anstrengend, viele Betriebe wollen das ja gar nicht mehr. Aber für Schüler ist das einewertvolle Erfahrung.“ Zumal die Arbeit hart ist. Angehende Hafen- schifferinnen und Hafenschiffer verbringen Ladung bei Wind und Wetter, auch im strömenden Regen. „Das ist oft richtige Drecksarbeit“, so Bätjer. Wie es beruflich für die prämierte Hafenschiffe- rinweitergeht? Das ist noch offen. Aktuell steuert sie die Fähren der HADAG-Flotte – auch weil ihr starre Grenzen gesetzt sind: Fahren darf sie nur innerhalb des Hamburger Hafengebiets. „Wer in die Seefahrt will, kann damit nichts anfangen“, sagt sie. Bis vor Kurzem konnte ein größeres Binnenschifferpatent unkompliziert auf die Ausbildung aufgesattelt wer- den, aber „das ist heute deutlich schwerer“. Dabei bietet die Ausbildung in kleinen Betrieben deutliche Vorteile. „Ich konnte früh Eigenverantwor- tung in der Schiffsführung übernehmen und hatte viele Möglichkeiten, mich zu entfalten“, sagt Clara. Herausforderungen wie das Balancieren von großen Scheiben mit einem Schlepper unter einer knappen Brücke hindurch schrecken sie nicht, im Gegenteil. „Da muss man gut Bescheid wissen“, betont sie. Und immer auch einkalkulieren, wie sich die bis zu 30 Meter langen Schlepper und ihre Ladung verhalten. Viel Verantwortung für die eher schmale Vergü- tung, die in der Branche während der Ausbildung und im Anschluss gezahlt wird: Würde sich diese ändern, so Clara, wäre auch der Fachkräftemangel weniger dramatisch. FOTOS: KATI JURISCHKA, PR (3) BESTE AZUBIS

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