Februar/März 2023

eine Chance. Entscheidend ist für uns, ob die Bewerberinnen oder die Bewerber zum Unternehmen passen. Aber ja, es wird immer schwieriger, geeignete Kandidaten zu finden. Wir ha- ben allein im Bereich Elektronik 100 offene Stellen. Kann man zugespitzt sagen, dass sich früher die Menschen bei Ihnen beworben haben, während heute Sie sich bei den Menschen bewerben? Ja, das würde ich schon sagen. Das gilt nicht nur für uns, son- dern fast überall. Der Personalmarkt hat sich in einen Arbeit- nehmermarkt gedreht. Früher hatten unsere Recruiter primär die Aufgabe, aus der Fülle der Bewerber diejenigen herauszu- suchen, mit denen man sich trifft, Gespräche führt und dann den richtigen oder die richtige auswählt. Heute müssen wir bei manchen Berufen im Fachkräftebereich Headhunter einset- zen. Wir suchen inzwischen sogar im Ausland mit Headhun- tern nach Fachkräften. In welchen Ländern? Aktuell sind wir in Marokko sehr erfolgreich. Potenziell schau- en wir auf Länder, in denen Triebwerksmechaniker ausgebil- det werden – mit Schwerpunkt auf Europa und Nordafrika. In diesem Jahr wollen wir 60 Mechanikerinnen und Mechaniker einstellen, die nicht aus Deutschland kommen. Wie lösen Sie das Sprachproblem? Englischkenntnisse sind unabdingbar, aber wir wollen natür- lich die Menschen hier richtig integrieren. Daher unterstützen wir sie bei Deutschkursen, helfen bei Behördenterminen und bei der Wohnungssuche. Eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist in Hamburg ja in der Tat ein großes Problem, gerade für Auszubildende. Gibt es bei Lufthansa Technik Wohnheime? Nein. Wohnheime haben wir nicht. Aber die Auszubildenden bekommen eine überdurchschnittliche Vergütung, ein 13. Ge- halt und einen Mietgeldzuschuss von bis zu 240 Euro im Mo- nat. Und wir unterstützen sie auch bei Familienheimfahrten. Es gibt das HVV-Jobticket und ein bezuschusstes Kantinenes- sen. Dennoch ist es schwierig, von einemAzubi-Gehalt in einer so teuren Stadt wie Hamburg zu leben. Und vielleicht müssen wir uns irgendwann auch mit der Frage von Wohnunterkünf- ten beschäftigen. Wir möchten allein in Hamburg dieses Jahr 200 Azubis an Bord nehmen. Da müssen wir kreativ sein, denn die Konkurrenz schläft ja nicht. Wie kreativ sind Sie denn in der Akquise? Da gehenwir wirklich neueWege. Wir sind in der Stadt präsent, etwa mit Werbungen im HVV-Bereich, zwei Busse sind gebran- det mit „Lufthansa Technik“. Wir sind in den sozialen Netzwer- ken sehr aktiv. Auf LinkedIn stellen wir gerade wie bei einem Quiz Fragen zu unserem Unternehmen. Die Antwortgeber, die damit einverstanden sind, kontakten wir. Und wir sind wieder viel stärker in den Schulen und Hochschulen unterwegs, zeigen konkret, was wir hier für spannende Themen bewegen. Zahlen Sie Mitarbeitenden Prämien, wenn sie Kollegen anwerben? Ja, bei unserem internen Programm können Mitarbeitende 2000 Euro für die Vermittlung eines Mitarbeitenden und 1000 Euro für die Vermittlung eines Auszubildenden bekommen. Das ist ein sehr erfolgreicher Kanal, auch abseits der Prämien. Die Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert. Viele Personaler sehen die Generation Z, also die zwischen 1995 und 2010Geborenen, mit einer gewissen Skepsis. Sie achteten zu sehr auf die viel zitierte Work-Life-Balance … Ich möchte das nicht verallgemeinern. Es stimmt aber, dass für viele aus dieser Generation das Gehalt nicht mehr an erster Stelle steht. Sie wollen Flexibilität in der Arbeitswelt. Aber da sind wir gut aufgestellt, ermöglichen flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte, etwa in der Administration. Im Schichtdienst ist dies nur begrenzt möglich. Aber auch da bieten wir Teilzeit an. Wie unterstützen Sie Weiterbildungsmaßnahmen? Wir sind daran interessiert, dass unsere Mitarbeitenden sich weiterbilden können, und unterstützen dies, unter anderem über die Angebote des Lufthansa Group Campus. Und wir ha- ben einen sehr gut gefüllten Bildungsfonds für Schichtgänger, auf den man sich bewerben kann. → 27 WWW.HK24.DE

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