Februar/März 2022

samkeit erwartet sie dann auch im Beruf. Führung im Betrieb muss deshalb nicht nur fachlich ausge­ richtet sein, sondern mehr denn je wird menschli­ ches Verhalten eingefordert. Die Generation hat aufgrund der Demografie viele Möglichkeiten, sich den richtigen Arbeitgeber auszusuchen. „Purpose“ ist ein Modewort in der Arbeitswelt. Wie wichtig ist es, sich als Arbeitgeber hier zu positionieren? Ich bin stolz darauf, dass Budnikowsky zu den bes­ ten Arbeitgebern in Hamburg gehört und bei den Rankings immer wieder an der Spitze steht. Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter gucken sich heute viel stärker an: Was macht das Unternehmen?Wie stellt es sich in sozialen und gesellschaftlichen Fragen auf? Bringt meine Arbeit hier auch einen Mehr­ wert? Insofern spielt „Purpose“, also das Verrichten einer sinnvollen Tätigkeit, eine große Rolle. Und wir sehen ja auch, dass unsere Mitarbeiter im Bereich der Budnianerhilfe sehr engagiert sind. Ist diese Positionierung von Budnikowsky eine bewusste Unternehmensstrategie? Ja, das ist ein klares Ziel und für uns von großer Be­ deutung. Es gibt den Kundenmonitor, der ist wichtig, aber eben auch die Frage: Wie stehen wir als Arbeit­ geber da? Ich möchte da an der Spitze sein. Wie wich­ tig das ist, haben wir früh erkannt, und das erspart ja auch Rekrutierungskosten. Eine gute Unternehmens­ kultur braucht einen langen Atem. Menschen spüren, ob wir diese Kultur mit Leidenschaft leben und mit dem Herzen dahinterstehen. Für die Zukunft von Budnikowsky ist die Kultur genauso wichtig wie die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse. Das ist zwar ein Spannungsfeld, aber langfristig zahlt sich eine funk­ tionierende Unternehmenskultur aus. Bereits der Gründer hatte den sozialen Anspruch, Menschen mit geringem Einkommen zu Hygieneartikeln zu ver­ helfen. Meine Mutter stand besonders für die Wert­ schätzung vonMitarbeitern. Der Kunde, derMitarbei­ ter und die gesellschaftliche Verantwortung stehen auch imMittelpunkt meiner Arbeit. Nehmen die Bewerber das wahr? Wissen sie, dass Budnikowsky ein sehr engagiertes Unter- nehmen ist und eine solche Reputation hat? Ich glaube schon. Ich habe auch immer gesagt: Wenn Menschen an Handel denken, müssen sie zu­ erst an Budni denken. Wie wichtig sind für Sie soziale Medien, um das Unternehmen zu präsentieren? Das gehört heute einfach dazu. Aber die wichtigste Werbung ist für mich immer noch die Mund-zu- CORD WÖHLKE ist seit 1979 Geschäftsführer der Iwan Budni- kowsky GmbH & Co. KG (BUDNI), die er heute in dritter Generation mit seinen Kindern Julia und Chris- toph Wöhlke leitet. Als Mitglied des Plenums der Han- delskammer und vieler anderer Institutionen en- gagiert sich der 72-Jährige für Integration und Bildung. Dafür wurde er mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepub- lik Deutschland ausgezeichnet. BUDNI entstand 1912, als Iwan Budnikowsky in Harburg ein Bandagisten-Ge- werbe anmeldete. Ab 1921 vertrieb er Seifenprodukte, 1924 kam eine zweite Filiale hin- zu. Heute hat die Kette über 190 Zweigstellen und bildet jährlich über 40 junge Menschen aus. BUDNI gilt als einer der belieb- testen Ausbil- dungsbetriebe, auch aufgrund zahlreicher Wei- terbildungsange- bote und weiterer Unterstützung. www.budni.de Mund-Propaganda. Der wird ammeisten Vertrauen geschenkt. Ich glaube, dass die durch nichts zu er­ setzen ist. Und darüber hinaus bildet sich unser Image über Generationen hinweg. Es kommt nicht selten vor, dass mehrere Generationen schon bei uns gearbeitet haben und wir aus diesen Kreisen wieder neue Mitarbeiter bekommen. Wir reden sehr viel darüber, was Auszubildende von Unternehmen erwarten. Was erwarten Sie denn von den Auszubildenden? Ich appelliere an alle Unternehmen, auszubilden. Aber Voraussetzung dafür ist, dass Schulen auch Ausbildungsfähigkeit schaffen. Da muss mehr pas­ sieren. Jedes zweite Kind, das in Hamburg geboren wird, hat einen Migrationshintergrund. Ich glaube, wir haben uns auf diese gesellschaftliche Situation immer noch nicht ausreichend eingestellt. Wir müssen Kinder von der Kita an fördern, damit sie den heutigen Anforderungen gewachsen sind. Man sollte beispielsweise überlegen, eine Vorschul­ pflicht einzuführen. Welche Rolle spielen denn Zugewanderte in Ih- remUnternehmen und bei den Auszubildenden? Ich schätze, heute haben bestimmt 50 Prozent unse­ rer Mitarbeiter einen Migrationshintergrund. Wir se­ hendas als Bereicherung, aberwir tun auch eineMen­ ge für die Integration. Undwirwerden inZukunft eine qualifizierte Zuwanderung benötigen. Dafür fehlen zumTeil noch immer die Rahmenbedingungen. Sind Sie unzufrieden mit dem Leistungsniveau der Schüler, die sich heute bei Ihnen bewerben? Wenn wir über das Thema Fachkräfte sprechen, müssen wir auch überlegen, warum immer noch viele Kinder auf dem Weg zu einer qualifizierten Ausbildung verloren gehen und ihre Potenziale und Talente nicht genutzt werden. WWW.HK24.DE 25 PERSÖNLICH CORD WÖHLKE

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