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Un t e r nehmen be r a t en

D

ie wirtschaftlichen Beziehungen zwischen

Deutschland und Belgien sind seit Jahren

gut. Mit einem bilateralen Handelsvolumen

von circa 82 Milliarden Euro im Jahr 2014 ist

Deutschland Belgiens wichtigster Handels­

partner. Umgekehrt gehört das Königreich zu

den zehn wichtigsten Partnern Deutschlands

weltweit. Mit einem Einfuhranteil von 13,1

Prozent war Deutschland 2014 Belgiens zweit

­

wichtigster Lieferant nach den Niederlanden

(19,9) und vor Frankreich (10,2). Zugleich war

die Bundesrepublik mit einem Anteil von 16,8

Prozent Belgiens größter Exportmarkt, vor

Frankreich und den Niederlanden.

Belgien

Der

übersehene

Nachbar

Belgien wird häufig unterschätzt. Dabei ist das Königreich mit seinen elf Millionen

Einwohnern nicht nur ein attraktiver Standort für ausländische Direktinvestoren

und für den internationalen Handel, sondern auch ein gefragter Testmarkt.

Belgien ist eine äußerst offene Volkswirt­

schaft mit einem der weltweit höchsten Außen­

handelsanteile am Bruttoinlandsprodukt (BIP).

88,7 Prozent waren es 2014 bei der Güteraus­

fuhr und 85,6 Prozent bei der Einfuhr. Viele

Importe werden direkt wieder exportiert, denn

Belgien ist eine bedeutende Umschlagbasis

für die internationale Distribution – vor allem

über den Hafen von Antwerpen, einen der drei

größten Häfen Europas. In der belgischen

Wirtschaft dominiert somit der Dienstleis­

tungsanteil mit rund 70 Prozent des BIP. Die

verarbeitende Industrie erwirtschaftet nur

noch 15 Prozent der nationalen Wertschöp­

fung. Dabei sind die wichtigsten Wirtschafts­

zweige die Pharmazie-, Chemie- und Nah­

rungsmittelproduktion.

Aber nicht nur belgische Schokolade, Prali­

nen und Bier sind rund um den Globus bekannt

und beliebt. Aufgrund seiner kulturellen Viel­

falt ist das Land für international ausgerich­

tete Unternehmen auch ein idealer Testmarkt.

Das Handelsblatt berichtete bereits 2007 über

Belgien als ultimativen Testmarkt für europa­

reife Produkte und Services. Gründe dafür sind

unter anderem die überschaubare Größe des

Landes sowie die relativ geringen Kosten für

Marketing und Werbung. Dazu sind in kei-

nem anderen EU-Land die Käuferschichten

aus Nord- und Südeuropäern so gemischt wie

in Belgien. Weil Produkte meist einheitlich für

ganz Europa entwickelt werden, empfehlen

Marketingexperten zu prüfen, ob diese sowohl

von den Flamen im Norden als auch von den

Wallonen im Süden angenommen werden.

Mit seiner vielfältigen sprachlichen, kultu­

rellen und internationalen Ausrichtung weist

das kleine Königreich auch wirtschaftlich gro­

ße regionale Unterschiede auf. Heute gibt es

dort die drei weitgehend autonomen Staats