Dezember 2021/Januar 2022

HAMBURGER WIRTSCHAFT 48 FOTO RONSTIK STOCK.ADOBE.COM B is zur Pandemie sah alles rosig aus. 2017 bescheinigte eine Studie der Behörde für Gesundheit und Ver- braucherschutz (BGV) der Hamburger Gesundheitsbranche ein doppelt so gro- ßes Wachstum wie der hansestädtischen Wirtschaft insgesamt: 5 statt 2,5 Prozent. Mit 10,7 Milliarden Euro wurde damals je- der zehnte Hamburger Euro in dieser Branche mit über 193000 Erwerbstätigen generiert – was knapp jedemsechsten Ar- beitsplatz inHamburg entsprach. 2020 traf der Corona-Schock die Branche – denn die zynische Vorstellung, es gehe demArzt gut, wenn der Patient lei- det, ist schlichtweg falsch. Auch wenn ei- nige profitierten, etwa durch die Produk- tion von Impfstoffen, Beatmungsgeräten, Tests und Masken: Viele Dienstleister der vorwiegend kassenfinanzierten Gesund- heitsversorgung littenunter frei zuhalten- den Betten, ausgefallenen Operationen, Lockdowns und Abstandsgebot. Letztere Probleme betrafen auch Sportstudios und andere Anbieter des „zweiten“, privat fi- nanziertenGesundheitsmarktes. Beispiel Fitnessstudios: Nirgendwo in Deutschland wurde 2019 so viel trai- niert wie in Hamburg. Vor Corona begeis- terten sich mehr als 340000 Menschen für das Schwitzen in einem kommerziel- len Studio. 312 Fitnesseinrichtungen ver- sorgten die Hansestadt – 18,6 Prozent der Bevölkerung waren dort Mitglied. Wäh- rend der beiden Lockdown-Phasen er- lebten die Studios einen Umsatz- und Mitgliederrückgang von rund 25 Pro- zent. Im Juni dieses Jahres gab es dann ein großes Aufatmen, als man unter Auf- lagenwieder öffnen durfte. Ausgebremster Boom – neue Chancen? „Die verordneten Schließungen wäh- rend des Lockdowns und die stark ausge- weiteten Hygieneregeln haben unsere Clubmanagements und die Mitglieder sehr herausgefordert“, berichtet André Nagel, Geschäftsführer von David Lloyd Meridian Spa & Fitness. „Aber wir haben die Zeit genutzt, Neues auf den Weg zu bringen. So haben wir zum Beispiel ein umfangreiches Online-Fitnessangebot mit täglichen Live-Workouts entwickelt.“ Überhaupt hat die Pandemie Digita- lisierung oder E-Health einen Schub ge- geben. „Wir blicken nach vorn“, sagt auch Angela Hellberg, die in der Handelskam- mer den Bereich Gesundheitswirtschaft leitet. „Unser Ausschuss für Gesund- heitswirtschaft beschäftigt sich vor al- lem mit Zukunftsthemen wie E-Health und Gesundheitsdaten, der Arbeitskreis GESUNDHEITSWIRTSCHAFT Hamburgs Gesundheitswirtschaft leidet an Corona – und lernt daraus. Das Stimmungsbild ist derzeit geteilt, es gibt aber durchaus Hoffnung. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 3.Q/2009 3.Q/2010 3.Q/2011 3.Q/2012 3.Q/2013 3.Q/2014 3.Q/2015 3.Q/2016 3.Q/2017 3.Q/2018 3.Q/2019 3.Q/2020 3.Q/2021 Geschäftsklima in der Hamburger Gesundheitswirtschaft zuletzt: 98,6 Indexwerte (Punkte zwischen 0 und200)

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