Dezember 2021/Januar 2022

FOTO: JAN BECKE/STOCK.ADOBE.COM N euerdings schickt Pierre Tsalkas, geschäftsführender Gesellschaf- ter bei Hüpeden & Co., Kunden zu Mitbewerbern: Das Haus, das unter ande- rem Meterware für Modeketten impor- tiert, sitzt auf vollen Auftragsbüchern, doch die Produktion aus Asien lässt auf sichwarten – untragbar imModebereich. Seit der Pandemie leiden Hamburgs Außenhändler unter gestiegenen Fracht- raten, Engpässen bei Waren, Containern und Schiffsraum. Im Herbst mussten manche Werke in China laut Tsalkas zu- dem die Produktion um bis zu 50 Prozent herunterfahren, umStromzu sparen. „Für Neubestellungen hat sich die Lieferzeit von vierWochen auf vierMonate erhöht.“ Immerhin haben viele Hamburger Betriebe lange vorgesorgt. So hat Hüpe- den & Co. längst auch Produktionen in In- donesien, Thailand, Pakistan und Indien aufgebaut. Und das auf Naturfasern spezi- alisierte Handelshaus Wilhelm G. Clasen gründete 2005 ein Joint Venture, das Rohjute verarbeitet, in Bangladesch – laut Jute-Abteilungsleiterin Susanne Colle das „wichtigste Bezugsland“ für die Bastfaser. Die Nachfrage hat sich 2021 „deutlich erholt“, sagt sie, wegen der hohen Fracht- raten verzichten aber manche Kunden derzeit auf Juteprodukte. Bei Großkun- den testet das Haus deshalb Materialien anderer Herkunft – etwa Kokos für Geo- textilien und Sisal für die Zellstoffindus- trie. „Wichtig ist, den Produktionsfluss beimKunden in Gang zu halten“, so Colle. Zugleich erhöhen die Firmen die La- gerbestände: „Wenn wir früher zwei Con- tainer in der Rückhand hatten, sind es jetzt vier bis sechs“, sagt Colle. Und Pierre Tsalkas hat in den letzten Monaten „alles, was wir in Asien bekommen haben, gesi- chert und hier eingelagert“. Das Chemie-Marketingunternehmen HELMAGwiederum setzt für größtmögli- che Liefersicherheit auf „Near-Sourcing“, verlagert also Teile des Geschäfts in die Nähe des Verkaufsorts der Endprodukte, KERSTIN KLOSS redaktion@hamburger-wirtschaft.de EXPORT ERHOLT SICH Im ersten Halbjahr 2021 stiegen die Exporte aus Hamburg gegenüber demVorjahreszeitraum um 7,6 Prozent, lagen aber noch deutlich unter den Werten von 2019. BeimChina-Export betrug das Plus 140 Prozent, Österreich (plus 189 Prozent) rückte auf Rang drei der Bestimmungsländer. Die Einfuhren erreichten ab Mai das Niveau von 2019. Mehr Informationen unter www.statistik-nord.de Schrumpfende Margen so Sanja Carolin Magdeburg, Director Supply Chain Base Chemical Solutions. Die Produktion in und nahe Europa dürfte auch die Textilindustrie beflügeln, Pierre Tsalkas erwartet gar einen „zwei- ten Frühling“. Wird also bald alles gut? Sanja Carolin Magdeburg denkt nicht, „dass sich die Situation der weltweiten Lieferketten 2022 entspannen wird“. Und Tsalkas stellt sich auf ein turbulentes Jahr ein: „Manmuss sichwarmanziehen.“ AUSSENHANDEL Engpässe bei Waren, Containern und Schiffsraum zwingen zum Strategiewechsel. Hamburger Unternehmen diversifizieren ihre Lieferketten. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 3.Q/2008 3.Q/2009 3.Q/2010 3.Q/2011 3.Q/2012 3.Q/2013 3.Q/2014 3.Q/2015 3.Q/2016 3.Q/2017 3.Q/2018 3.Q/2019 3.Q/2020 3.Q/2021 Geschäftsklima im Hamburger Groß- und Außenhandel Indexwerte (Punkte zwischen 0und200) zuletzt: 105,3 Ihr Fachhändler für Büromöbel aus Hamburg Habichthorst 44-46 · 22459 Hamburg Tel. 040 57 14 70-0 www.agentur78.de Anzeige_Koehl+Agentur78_185x30.indd 1 14.01.21 14:03

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