Dezember 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 12 / 18  MACHER 22 FOTOS: MIKE SCHAEFER Menschen, die Hamburg bewegen MACHER C M Y CM MY CY CMY K D ieses Jahr ist für den Betrieb ein besonderes. Ein ganzes Jahrhundert gibt es nun den Kaffeespezialisten, der in ei- nem Fachwerkhaus unweit des Bergedorfer Schlosses an- sässig ist. „Wir feiern unser Jubiläum von ganzem Herzen“, sagt Elke Timm, „kaum eine Firma wird heutzutage noch so alt.“ Großvater Hans Timm gründete das Unternehmen im De- zember 1918 als Handelskontor am Neuen Wall. 1933 folgte der Umzug an die jetzige Adresse am Sachsentor 15. „Für ihn war es eine Rückkehr, er wurde in Bergedorf geboren“, sagt Elke Timm, „wir sind absolut mit diesem Standort verwachsen.“ In nun dritter Generation führt sie den Familienbetrieb. Seit dem 1. Januar 1990 ist die 58-Jährige alleine für Wohl und Wehe verantwortlich. Rund 20Mitarbeiter sorgen dafür, dass die vielen Die Kaffeerösterei Timm wird 100 Jahre alt. Das Bergedorfer Familienunternehmen setzt auf Qualität und Individualität, um auch weiter im hart umkämpften Markt bestehen zu können. Geschäftsführerin Elke Timm trägt dabei die größte Verantwortung. Liebe auf den zweiten Schluck Stammkunden der Genussmanufaktur treu bleiben. Die Konkur- renz ist groß, Kaffee in jedem Supermarkt zu finden. „Aber unse- ren, den gibt es nur von uns“, sagt Elke Timm. Selbst wird geröstet, und zwar so schonend, dass es länger dauert als bei den großen Unternehmen. „Wir haben uns immer Zeit für die Veredelung genommen“, betont Timm, „nur so kön- nen wir hervorragende Qualität liefern und uns mit dieser abset- zen.“ Sie freut sich darüber, dass das Kulturgetränk Kaffee seit ei- nigen Jahren eine Renaissance erlebt. Verstärkt jüngere Neukunden suchen die Kaffeerösterei Timmauf und fragen nach besonderen Sorten. „Wir hatten immer Spezialitätenkaffees, aber die Leute interessieren sich heutemehr dafür“, weiß Elke Timm, in deren heutigemBüro früher die Fami- lie abends zur Entspannung gemeinsam Tischtennis gespielt hat. Frisch gerösteter Kaffee, unter anderem als klassische „Bergedorfer Mischung“ oder sortenrein, auf Wunsch auch gemahlen, ist Kernprodukt des Unternehmens. Hochwertige Tees, Pralinen oder Gebäcke sind ebenfalls im saisonal wech- selnden Angebot. „Wir haben 1400 bis 1600 unterschiedliche Artikel und werden von den Kunden für unser Sortiment ge- liebt, weil es nicht austauschbar ist“, sagt Timm. Obwohl sie selbst ja in das Geschäft mit den koffeinhalti- gen Aromabohnen aus den Ländern um den Äquator hinein- geboren wurde, war es dennoch nicht Liebe auf den ersten Schluck. „Ich mochte Kaffee am Anfang gar nicht, er war mir viel zu bitter“, gibt Elke Timm zu, „es dauerte etwas, bis schwarzer Kaffee mir Genuss bereitete.“ Heute ist Kaffee ihre große Leidenschaft. „Dieses faszinie- rende Naturprodukt wird nie langweilig, immer kommen neue Sorten und Anbauregionen hinzu.“ Da heißt es probieren, probieren und noch einmal probieren, um up to date zu sein oder im besten Fall sogar den Mitbewerbern ein, zwei Schritte voraus. „Wir müssen trotz aller Tradition innovativ bleiben“, sagt Timm. Bei Veränderungen baut sie auch auf die Unterstüt- zung der Handelskammer Hamburg. „Ich nutze das hervorra- gende Angebot an Vorträgen und Veranstaltungen.“ Elke Timmhat eine Ausbildung beimFinanzamt gemacht und arbeitete ein paar Jahre bei einem Steuerberater. Denn VaterWalter hatte darauf bestanden, dass sie und ihre jüngere Schwester etwas Solides außerhalb der Kaffeerösterei lernen, bevor sie in die von ihm geführte Firma einsteigen können. Bei Elke Timm war es am 1. April 1981 so weit, als sie an- gestellt wurde. In den 37 Jahren ist viel passiert, es gab etliche Herausforderungen. Doch eines änderte sich nie. „Wir haben immer darauf gesetzt, besondere Produkte zu entdecken“, sagt Timm, „das muss man wollen, es ist viel Aufwand.“ Als eine der ältesten Röstereien in Hamburg beliefert Timm auch Feinkostläden und hochwertige, kleine Restau- rants. „Es gibt gerade eine sehr starke Veränderung in der Branche“, hat Elke Timm erkannt, „der stationäre Handel muss sich Richtung Erlebnis entwickeln und noch mehr die Sinne ansprechen.“ Die passionierte Läuferin denkt deshalb an Coffee- und Tea-Tastings, vielleicht als Abendveranstaltun- gen inHamburg. ImdortigenHafen hat die Firma noch immer ihr Lager für den Rohkaffee. Derzeit sieht es nicht so aus, dass aus der vielköpfigen Familie jemand nachwächst, der einmal auf Elke Timm folgen könnte. „Wenn sich keiner findet, dann gibt es eben eine externe Lösung“, sagt sie ganz entspannt. Wer auch immer es wird, den Leitspruch, der an der Fassade ihres Fachwerk­ hauses in Bergedorf steht, müssen sie oder er beherzigen. „Veel Snack un Wör helpf di en Quark, spee in de Hand un ran ant Wark.“ Clemens Gerlach redaktion@hamburger-wirtschaft.de Telefon 36138-563 Hier residiert das Unternehmen seit 1933: Sachsentor 15 Im Laden gibt’s den eigenen Kaffee und viele andere Genussartikel Geschäftsführerin Elke Timm in der Berge- dorfer Kaffeerösterei

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