Oktober/November 2022

Energiekos- ten senken Industrieunterneh- men können schon mit kleinen Maß- nahmen Energie sparen. So lassen sich in Produkti- onshallen durch LED-Leuchten mit guter Lichtlenkung bis zu 80 Prozent Strom einsparen. Und elastische Dichtungsbänder, bewegliche Dicht- profile und Bürs- tendichtungen für Türunterkanten halten bei Türen zu unbeheizten Be- reichen die Kälte ab. Für eine kos- tenlose Einstiegs- beratung zu Ener- giethemen sind die HK-Umweltberater telefonisch er- reichbar unter 36138-979. Wir werden diese Energiekosten an unsere Kunden weitergeben müssen. DR. TOBIAS MERL KERSTIN KLOSS tergeben müssen.“ Er ist zuversichtlich, dass gelingt, was bis vor Kurzem unvorstellbar war: „Die gesamte Industrie ist sehr offen, Kostensteigerungen selbst in bestehenden Verträgen nachzuverhandeln.“ Drosselung der Produktion In dieser komfortablen Lage sind aber längst nicht alle Hamburger Industrieunternehmen, wie das Beispiel des Aluminiumproduzenten TRIMET zeigt. Aluminium wird in einem elektrochemi- schen Prozess gewonnen, der Strom als Rohstoff einsetzt. „Mit den derzeitigen Strompreisen kön- nen wir nicht annähernd kostendeckend produzie- ren. Wir haben deshalb die Primäraluminium-Produktion in Hamburg und an unseren anderen Hüttenstandorten um rund 40 Prozent gedrosselt“, berichtet Marco Alken, Werksleiter in Hamburg-Altenwerder. Gäbe es keine bestehenden Strom- preissicherungen mehr, „müssten wir die Produk- tion vollständig abschalten“. Und TRIMET ist nicht der einzige Betrieb in die- ser Lage. Den Hauptgeschäftsführer der Handels- kammer, Dr. Malte Heyne, treibt die Sorge um, dass viele Industrieunternehmen „ihre Produktion nicht wieder hochfahren können“. Das bedeute nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen. Eine Produktions- verlagerung aufgrund nicht wettbewerbsfähiger Energiepreise an weniger klimafreundliche Produk- tionsstandorte sei „ein Bärendienst der deutschen Energiepolitik für den Klimaschutz“, meint er. Dabei nimmt die Industrie in der Hansestadt vielfach eine Vorreiterfunktion in diesem Bereich ein – wie Pfan- nenberg oder Lufthansa Technikmit seinemFlüssig- wasserstoff-Reallabor für CO2-neutrale Flugzeuge der Zukunft. Lieferzeiten von 60 Wochen Doch nicht nur die Energiekrise bereitet der Indus­ trie Probleme: Seit Corona sind die internationalen Logistikketten gestört, Seecontainer aus Asien kom- men nicht rechtzeitig an. Bei Pfannenberg haben sich die Lieferzeiten von Komponenten teilweise von vier auf 60 Wochen verlängert. Laut Merl hat das Un- ternehmen seinen Lagerbestand deshalb seit 2021 verdoppelt und kann Teile für ein Jahr vorhalten. Trotzdemmuss der Mittelständler flexibel Alternati- ven für technische Produkte finden: „Wenn ein Mikrochip fehlt und man das an dem Tag erfährt, an dem er eigentlich geliefert werden sollte, beschaffen wir per Luftfracht Alternativen und passen unser Produktdesign inklusive aller Zulassungstests inner- halbweniger Tage an.“ Pfannenberg schaffe es, durch diese Flexibilität und den Mehraufwand viele Herausforderungen ab- zufangen, aber für das Personal sei die psycholo­ gische Belastung enorm. Damit das Unternehmen alle Beschäftigten und deren Kaufkraft trotz galop- pierender Inflation erhalten kann, würde sich Merl „Möglichkeiten für steuerbefreite Einmalzahlungen an Mitarbeiter wie unter Corona-Bedingungen“ wünschen. Auch HOBUM musste mit Lieferschwierig­ keiten kämpfen, schließlich bezieht das Harburger Chemiewerk den wichtigen Rohstoff Sonnen­ blumenöl größtenteils aus der Ukraine. Kriegsbe- dingt wurden bis zu 40 Prozent durch Raps- und Sojaöl ersetzt, und inzwischen sieht ArnoldMergell „wieder eine gute Versorgung“. Im Industriesektor generell geht er angesichts der unsicheren Beschaf- fungs- und Energiesituation von einer Konsolidie- rung aus. „Leider könnte auch das Energie sparen“, sagt der Unternehmer mit Blick auf eine wahr- scheinliche Winterrezession. ENERGIE KRISE

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