Oktober/November 2022

Bei den aktuellen Strompreisen können Betriebe wie der Aluminiumhersteller TRIMET nicht mehr kostendeckend produzieren. Im Frühjahr hatten wir große Sorge, dass wir kein Gas mehr bekommen. ARNOLD MERGELL Notlösung Öl-Heizgebläse BeimElektrotechnikhersteller Pfannenberg läuft die Produktion zwar schon immer ohne Gas – dieses „fließt aber maßgeblich in die Heizung“, wie Dr. To- bias Merl, CEO und Vorsitzender der Geschäftslei- tung, berichtet. Für die 300 Mitarbeitenden in Ham- burg-Allermöhe gibt es ein modulares Konzept, mit dem „wir im schlimmsten Fall bis zu 100 Prozent un- serer Energie aus Gas einsparen könnten“, sagt er. Dazu gehört, dass Temperaturen abgesenkt und Hallentore imWinter nicht geöffnet werden können, damit keineWärme entweicht. Und eineWorst-Case- Maßnahme: „Wir haben dieselbetriebene Öl-Heiz­ gebläse beschafft.“ Für Merl ist das ein Tabubruch: „Das muss man sich mal vorstellen: Wir wollen un- sere Energie langfristig komplett mit Photovoltaik generieren und müssen jetzt womöglich Festzelt­ heizungen aufstellen.“ Am Standort Hamburg produziert Pfannenberg innovative Klimatisierungs- und Signaltechnologien für die Industrie – etwa Heizungen, Kühlgeräte oder Signalgeber. Diese bieten deutliche Energieeinspa- rungen und Leistungsvorteile gegenüber herkömm- lichen Apparaturen. Die Maschinenbereiche in der Produktion laufen mit Strom, und auch hier ist kein Ende der Preisspirale in Sicht. Merl stellt klar: „Wir werden diese Energiekosten an unsere Kunden wei- Werkshalle den für die Produktion nötigen Hoch- druckdampf alternativ auch mit Heizöl erzeugen. Denn günstige Langzeitverträge für Gas laufen aus: Weitere Einkäufe werden viel teurer. Arnold Mergell sieht sein Unternehmen durch die zusätzliche, aus eigener Kraft eingerichtete Energieoption gut dafür aufgestellt, „einem auf- kommenden Preis- und Versorgungsproblem zu begegnen“. Für diese Sicherheit musste der kleine Mittelständler mit insgesamt 50 Beschäftigten allerdings „einen mittleren sechsstelligen Betrag“ investieren: „Für uns ist ein großer Teil des Ergeb- nisses weg.“ 32 HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE FOTOS: ULRICH PERREY/DPA, HOBUM, ANNE UND BJÖRN FOTOGRAFIE ENERGIE KRISE

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