Oktober/November 2022

Der Hafen (hier: das vorwiegend für Reparaturen genutzte Trockendock „Elbe 17“ von Blohm+Voss) ist das größte zusammenhängende Industriegebiet Deutschlands. Weniger Emissionen Der Anteil der CO2-Emissionen der Industrie ist laut dem aktuells- ten Bericht des Industriekoordina- tors von 32 Pro- zent des Hambur- ger Gesamtauf- kommens im Jahr 2005 (6325 Kilo- tonnen CO2) auf 26 Prozent im Jahr 2019 (3945 Kilotonnen CO2) gesunken. Für das produzierende Gewerbe hat die Stadt festgelegt, dass der CO2-Aus- stoß bis 2030 um 45 Prozent gerin- ger als 1990 sein soll – und Bürger- meister Dr. Peter Tschentscher möchte erreichen, dass Hamburg als erste große Indus- triestadt Europas klimaneutral wird. Zu den bedeutendsten industriellen Einzelstand­ orten gehören Airbus, Lufthansa Technik und Daim­ ler, außerdem Körber (Maschinenbau) in Bergedorf und Beiersdorf – mit zwei Werken in Eimsbüttel und Billbrook ist Hamburg der weltweit größte Produk­ tionsstandort desDAX-Konzerns. Doch das verarbeitende Gewerbe in der Hanse­ stadt ist auch stark vom Mittelstand geprägt. So be­ schäftigten 2021 nur 440 der rund 3000 Betriebe dieses Wirtschaftszweigs 20 oder mehr Mitarbei­ tende. Und manche der kleineren und mittleren­ Unternehmen befinden sich seit Generationen in Familienbesitz, etwa die Industrielackfabrik Man­ kiewicz oder HOBUMOleochemicals (siehe Seite 31). „Die mittelständische Industrie zeichnet ein hohes Verantwortungsgefühl gegenüber Mitarbei­ tenden, Umwelt und Gesellschaft aus. Mit ihrer Inno­ vationskraft bilden sie das Fundament unseres Industriestandorts“, betont Dr. Dirk Lau, Leiter des Handelskammer-Geschäftsbereiches „Klimawende, Energie und Industrie“. Zukunftskonzepte Auch für zukunftsweisende Projekte zur Sicherung des Industriestandortes ist gesorgt: Seit 2021 baut die Behörde für Wirtschaft und Innovation eine Wasser­ stoffwirtschaft-Clusterstruktur auf, die mit dem be­ stehenden Cluster „Erneuerbare Energien Hamburg“ verknüpft ist. Mit dem Zukunftskonzept „Energie- und Klima­ hafen Moorburg“ ( hw-mag.de/moorburg-zukunft ) hat die Handelskammer konkretisiert, wie sich Indus­ trieentwicklung und Klimaneutralität auf neuen ge­ werblichen Flächen in Moorburg verbinden lassen. Shell, Vattenfall, Mitsubishi Heavy Industries und Wärme Hamburg wollen auf dem Gelände des stillge­ legten Kohlekraftwerkes bis spätestens 2026 eine der weltgrößten Elektrolyse-Anlagen für Wasserstoffpro­ duktion errichten. Bereits 2007 hat die Handelskammer gemein­ sammit Senat und Industrieverband Hamburg (IVH) einen „Masterplan Industrie“ mit dem Ziel aufge­ stellt, zusätzliche produzierende Unternehmen mit Flächenangeboten anzuwerben. Die Fassung vom Dezember 2017 will die Hansestadt als europäische Innovationsmetropole positionieren – auch mithilfe der Industrie. Deshalb kamen Industrie 4.0 und 3D- Druck als zwei neue Handlungsfelder dazu. DieWeichen sind also gestellt für die nächste di­ gitale und grüne industrielle „Doppel“-Revolution: In Hamburg wird immer effizienter und vor allem nachhaltig und digital produziert. denExport. DerHafen selbst istmit etwa 4226Hektar Fläche das größte zusammenhängende Industriege­ biet Deutschlands, und der Schiffbau hat hier trotz des Rückgangs der Werftindustrie seit den 1970er- Jahrenweiterhin einen hohen Stellenwert. Blohm+Voss baut hier etwa Kreuzfahrtschiffe und Fregatten; „Elbe 17“ wird als eines der größten Trockendocks Europas vorwiegend für Reparaturen genutzt. Das Zukunftspotenzial entsprechender In­ dustrien in den norddeutschen Bundesländern bün­ delt seit 2011 das Maritime Cluster Norddeutschland, dasmehr als 350 Betriebe und Institutionen umfasst. Größtes Industriegebiet nach demHafen ist Bill­ brook mit rund 624 Hektar – hier stellt Beiersdorf Manufacturing Hamburg (BMH) unter anderem den Emulgator Eucerit für Nivea-Creme her. Auch in Allermöhe, am Billwerder Ausschlag, in Hamm oder Stellingen-West haben sich zahlreiche Industrie­ betriebe angesiedelt. Weitere Schwerpunkte gibt es in Hausbruch (etwa das Tesa-Werk von Beiersdorf), am Friedrich-Ebert-Damm inWandsbek oder inWil­ helmsburg, wo unter anderem die Industrielack­ fabrikMankiewicz residiert (siehe Seite 40). Einige Weltkonzerne, aber auch viel Mittelstand Typischer als große Industriegebiete sind für Ham­ burg jedoch „Solitäre“ in unterschiedlichen Indus­ trien, etwa im Fahrzeugbau das Mercedes-Benz-Werk mit 2500Mitarbeitenden inHeimfeld, aber auch inder Mineralölverarbeitung, Lebensmittelherstellung oder imMaschinenbau. Mit Aurubis (Kupfer), TRIMET (Aluminium) und ArcelorMittal (Stahl) sind einige globale Player der Grundstoffindustrie mit ihren Fabriken in Hamburg vertreten – und spielen hier eine wichtige Rolle: Im Geschäftsjahr 2020/21 erwirtschaftete allein Aurubis 16,7MilliardenEuroUmsatz. KERSTIN KLOSS 30 HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE FOTO: MARTIN ELSEN/DPA STAND ORT

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