Oktober/November 2021

dadurch außerdem weniger Büro­ fläche benötigen, ist ein guter Neben- effekt, der bei der Stabilisierung unse- rer Geschäftsmodelle zusätzlich hilft.“ Für Gruner + Jahr (G+J) berichtet Chief Operating Officer (COO) Oliver Radtke Positives: „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass gute Arbeit nicht an einen Ort gebunden ist. Daher ha- ben wir Mobile Office und Büro als gleichwertig definiert – auch über die Corona-Pandemie hinaus.“ Dies habe „viel mit Vertrauen und Freiheit“ zu tun. „Wie genau sich die verschiedenen Bedürfnisse von mobilem und Vor-Ort-Arbeiten miteinander vereinbaren lassen, erarbeitenwir derzeit.“ Beim Hamburger Verlag, ab Januar kommen- den Jahres größtenteils zur RTL-Mediengruppe gehörend, lief es auch finanziell gut. „Insgesamt ist die Nachfrage nach unseren Zeitschriften seit Beginn der Corona-Pandemie gestiegen. G+J konnte Umsatz und Ergebnis im ersten Halbjahr 2021 steigern“, rechnet COO Radtke vor. Die ZEIT ist ebenfalls zufrieden. „Monatlich klicken viele Mil­ lionen Menschen auf ZEIT ONLINE“, so Rainer Esser. „Auch die Gesamtauflage der ZEIT ist im letzten Jahr stark gewach- sen, sie liegt mittlerweile bei rund 590000 Exemplaren. Die Hamburg- Auflage hat sensationell zugelegt.“ Auch Stefan Ottlitz hat Erfreu­ liches zu vermelden. „Wenn die Corona-Krise aus Sicht der Medien- branche einen guten Effekt hatte, dann jenen, dass der Journalismus Zuspruch erhält wie selten zuvor – mit vielen Nutzerrekorden im Netz, und auch Print hat profitiert“, sagt der Ge- schäftsführer. „Manche SPIEGEL-Hefte lagen seit Beginn der Pandemie weit über den Vornummern. Und unsere digitalen Bezahlangebote haben im ver- gangenen Jahr einen echten Boom erlebt. „Wir sehen in der gesamten SPIEGEL-Gruppe eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung, inzwi- schen auchwieder in der Vermarktung.“ Hat den Vorteil des Mobile Office erkannt: Stefan Ottlitz vom SPIEGEL dpa-Geschäftsführer Peter Kropsch blickt positiv in die Medien-Zukunft Doch nicht alle Medienunterneh- men konnten ökonomisch von der stark gewachsenen Nachfrage nach Corona-Informationen profitieren. „Natürlich fühlen wir uns in unserer Überzeugung bestätigt, dass Radio eine unverändert wichtige Funktion für die Hamburger hat – wirtschaftlich sind die letzten Monate aber auch an uns nicht spurlos vorübergegangen“, gibt Patrick Bernstein zu. „Privates Radio lebt ausschließ- lich von Werbeeinnahmen, und diese stammen bei einem Metropolensender wie Radio Hamburg schwerpunktmäßig aus dem stationären Einzelhandel, dem Kultur- und Veranstaltungs­ bereich sowie dem Kfz-Handel“, führt Bernstein aus. Da lag vieles lange brach. „Wir rechnen durch- aus mit einer Erholung des Werbemarktes, machen uns aber gleichzeitig intensive Gedanken, wie wir unsere Branche zukunftssicher aufstellen.“ In dieser Beziehung ist Hamburg 1 schon wei- ter. „Es hat uns getroffen am Anfang“, sagt Jörg Rositzke. „Wir konnten imFrühjahr 2020 nicht alles wettmachen, weil Dinge weggebrochen sind.“ Die Produktion von Veranstaltungen für Kunden war nicht möglich, etwa gesponserte Sportevents. „Wir haben aber neue Geschäftsfelder erschlossen und nutzen unser Produktions-Know- how für Streaming von Veranstaltun- gen“, verdeutlicht Rositzke. Auch dpa-Mann Peter Kropsch sieht positive Aspekte trotz der star- ken Corona-Belastungen. „Die Pande- mie hat der Digitalisierung vieler Lebensbereiche einen Schub gegeben. Das gilt auch für die Medienbranche.“ Die Menschen seien vermehrt bereit, für verläss­ liche Informationen zu bezahlen. „Damit hat auch die Entwicklung der künftigen Medien-Geschäfts­ modelle einen großen Schritt nach vorn getan.“ CLEMENS GERLACH redaktion@hamburger-wirtschaft.de DemAusschuss für Medien- und Krea- tivwirtschaft der Handelskammer gehören Mitglieder unterschiedlicher Branchen an. So sind neben Verlagen wie Bauer, Gruner + Jahr, SPIEGEL oder Sprin- ger auch der NDR, Film- und Musik- unternehmen sowie Kommunikations- agenturen vertreten. Gemeinsames Ziel ist Stärkung und Ausbau Hamburgs als Medien- und Kreativstandort. Der Ausschuss tagt jährlich viermal in seiner Gesamtheit und nach Bedarf in kleineren Arbeits- gruppen. Oliver Radtke, COO von Gruner + Jahr, steht demAusschuss als Vorsitzender vor. Gremienverantwort- liche ist Dr. Michaela Ölschläger, Leiterin des HK-Geschäfts- bereiches „Innova- tion und neue Märkte“. Kontakt: Telefon 36138-381, E-Mail michaela. oelschlaeger@hk24. de NACHRICHTEN GESCHÄFT

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