Oktober/November 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 42 NACHSCHUB PROBLEME Materialnot durch gerissene Lieferketten Seit Corona ist die globale Nachschubversorgung aus dem Takt. Vor allem Ladung aus Asien erreicht Hamburg verspätet und überteuert, Unternehmen haben immer mehr Probleme. Ganze 83 Prozent der deutschen Betriebe leiden unter Materialeng- pässen und stei- genden Kosten: Das zeigte eine Blitzumfrage des Deutschen In- dustrie- und Han- delskammertages imAugust, an der sich fast 3000 Unternehmen aller Branchen und Größen beteiligten – auch aus Ham- burg. Knapp die Hälfte der befrag- ten Betriebe war von Lieferproble- men oder Preis­ steigerungen bei Stahl betroffen, rund ein Viertel bei Aluminium – und ein Viertel bei Holz. Details der Um- frage finden Sie unter: t1p.de/ lieferengpaesse A ls CCH Concept-Cycles Hamburg imAugust vergangenen Jahres einen mehr als 300 Quadratmeter großen Fahrrad-Showroom in der City eröffnete, war der Zweiradboom längst losgetreten. CCH-Marketingmanager Lorenz Krü- ger berichtet von „extrem starker Nachfrage“ seit dem ersten Corona-Lockdown ab Mitte März 2020. Die Anfragen häuften sich auch in der Werkstatt, in diesemSommer war sie wochenlang ausgebucht. Wegen weltweiter Lieferengpässe musste das Unternehmen empfohlene Serviceintervalle aller- dings um drei Monate verschieben. „Wir haben zu wenig Ersatzteile und einen viel größeren Recher- cheaufwand, um Ketten, Zahnkränze oder Brems- beläge zu bekommen“, sagt CCH-Geschäftsführer Henrik Schmidt. Großhändler seien komplett aus- verkauft, für E-Bikes fehlten unter anderem Akkus und Motoren. Die Teile kommen meist aus China und anderen asiatischen Ländern. Im Vergleich zur Zeit vor Corona verzeichnet Schmidt „einen fast vierfachen Bedarf im Markt“. Doch die Hersteller konnten die Produktion nicht so schnell hochfah- ren, hinzu kommen Logistikprobleme. Nach dem Corona-Auftakt in China fiel Ham- burgs zweitwichtigster Außenhandelspartner An- fang 2020 monatelang als Quelle für Rohstoffe, Vor- produkte und Waren aus. Reedereien nahmen Schiffskapazitäten vomMarkt. Als in der Pandemie der Konsum zuerst in den USA wieder ansprang, ge- riet alles aus dem Takt. „Container konnten nicht mehr rechtzeitig an den Ort der Verschiffung zu- rückgebracht werden, sondern blieben in den USA und China“, erklärt Handelskammer-Vizepräses Willemvan der Schalk. Engpässe bei Containerequipment und Trans- portkapazitäten bremsen die Warenflüsse bis heute FOTOS: ANNA MUTTER FOTOGRAFIE, EMIL DEISS Fahrräder boomen – doch dieWerkstätten haben große Probleme, Ersatzteile für Reparaturen zu beschaffen

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