August/September 2022

Nachhaltig zu wirtschaften ist mehr als nur ein Ideal. EU- und Bundesgesetze schreiben bald auch kleinen und mittleren Betrieben ein Wertesystem vor. Worauf ist zu achten? Thorsten Rathje ist seit Herbst 2020 Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank. Wollen Sie Energie sparen oder effi- zienter einsetzen? Unter www.hk24. de/energie management listet die Handelskam- mer zahlreiche Hilfsangebote auf. Hier können Sie auch Termine mit den Energie- und Umweltberaten- den vereinbaren, die kostenlos in die Betriebe kom- men, um eine Ein- stiegsberatung zu leisten und über Fördermitteln auf- zuklären. Zum Thema Taxo- nomie und CSR bietet der DIHK ein gut verständ- liches Dossier an: www.t1p.de/dihk- taxonomie ab dem ersten Halbjahr 2026 so weit sein. Doch schon vorher, so erwarten Expertinnen und Exper- ten, wird sich dem Sog des CSR (Corporate Social Responsibility)-Nachweises, der unser Wirtschaften bedeutend verändern wird, kaum ein Unternehmen entziehen können. Sei es, weil man sich bei der Bank einen Kredit holen möchte, und auch deshalb, weil Kundschaft und Öffentlichkeit danach fragen. Thorsten Rathje, Vorstandssprecher der Ham- burger Volksbank, empfiehlt deshalb auch kleineren Betrieben, sich schon jetzt mit dem Thema zu be- schäftigen: „Die Taxonomie-Verordnung wird Auswir- kungen auf die Kreditvergabe haben. Großbetriebe wissen das schon lange und haben zumTeil eigene Ab- teilungen dafür. Doch auch kleine undmittlere Unter- nehmen sind gut beraten, sich mit CSR-Fragen und Taxonomie-Anforderungen vertraut zumachen.“ Mit anderen Worten: Wer als Betrieb nachwei- sen kann, dass er in Richtung Nachhaltigkeit und soziale Verantwortlichkeit handelt, bringt sich als Geschäftspartner in eine deutlich bessere Position. Selbst kleinste Unternehmen wie die berühmte Piz- zeria um die Ecke können etwas tun. Sich zum Bei- spiel Fragen stellen wie: Woher beziehe ich mein Mehl, meinen Kaffee, meinen Strom? Und – sollte man Essen ausliefern: Welche Fahrzeuge benutze ich dafür – Autos, Motorräder oder Fahrräder? Habe ich intelligente Thermostate, die am Ruhetag die Heizung runter- fahren, oder welche Möglichkeiten gibt es – in mittelgroßen Betrieben – sich in Sachen Compliance- oder Go- vernment-Strategie transparenter oder sozialer aufzustellen? Was könnte man zum Beispiel gegen Mob- bing oder Diskriminierung tun? Die Handelskammer lädt Unter- nehmen dazu ein, sich hinsichtlich der Energieeffizienz beraten zu lassen (siehe Infospalte). Dass sich Nachhal- tigkeit und soziales Wirtschaften als Modeerscheinungen erweisen, die bald wieder verschwinden werden, ist ausgeschlos- sen. Wirtschaft muss grüner und sozialer werden. Das ist kein frommerWunsch, sondern längst Gesetz. E in grünes, nachhaltiges Leben und Arbeiten zu etablieren, wird eine der größten Kraftan- strengungen der nächsten Jahrzehnte. Laut einer Studie von zeb research erfordert die nachhal- tige Transformation in Deutschland ein Investitions- volumen von rund 330 Milliarden Euro pro Jahr. Von 2020 bis 2050 wird mit mehr als 9,6 Billionen Euro gerechnet – fast das Fünffache der Kosten der deutschen Wiedervereini- gung seit 1990. So verpflichtet sich die EU über ih- ren „Green Deal“, bis zum Jahre 2050 die Nettoemission von Treibhausgasen auf null zu reduzieren. In Deutschland soll es bereits 2045 so weit sein. Die Ta- xonomie-Verordnung der EUwurde be- reits in deutsches Recht überführt. Sie sieht vor, dass Unternehmen nicht mehr nur ein finanzielles „Reporting“ betreiben, sondern ihren Stakeholdern (Aktienhabenden, Kapitalgebenden, Mitarbeitenden, Kundschaft, Koope- rierenden) auch zu ökologischen und sozialen Belan- gen regelmäßig Auskunft erteilen. Für kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden besteht bereits jetzt eine Pflicht zur „nichtfinanziellen Berichterstat- tung“, für kleine und mittlere Unternehmen wird es ERIC LEIMANN redaktion@hamburger-wirtschaft.de Sozial-Wirtschaft Die Taxonomie-Verordnung wird Auswirkungen auf die Kreditvergabe haben. THORSTEN RATHJE HAMBURGER WIRTSCHAFT 46 FOTOS: MELINDA NAGY/STOCK.ADOBE.COM, VOLKSBANK HAMBURG GREEN FINANCE

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