August/September 2022

Nachhaltigkeit ist nie schwarz oder weiß, sondern es kommt darauf an. MIMI SEWALSKI Nach- haltigkeits- Konzepte Triangle of Sustai- nability: verbindet Ökologie, Ökono- mie und Soziales Donut-Ökonomie: betrachtet Sicher- heit und Gerech- tigkeit der Zivilisa- tion im Rahmen planetarer und sozialer Grenzen Sustainable De- velopment Goals: 17 UN-Kriterien von Hunger über Umwelt bis Ge- sundheit Global Reporting Initiative: Dialog- plattform zur Nachhaltigkeits- berichterstattung kleiner bis großer Unternehmen Deutscher Nach- haltigkeitskodex: branchenüber- greifender Trans- parenzstandard über unternehme- rische Nachhaltig- keitsleistungen viele Unternehmen in Hamburg. Und sie sind sich klar, dass dies eine Reihe ganz unterschiedlicher As- pekte umfasst. „Nachhaltigkeit ist nie schwarz oder weiß, son- dern es kommt drauf an“, sagt etwa Mimi Sewalski, Geschäftsführerin des Avocadostore – eines Online- Portals mit 70 Angestellten, das von der Hamburger Altstadt aus Lifestyle-Produkte vertreibt. Der Avoca- dostore hat zehn Nachhaltigkeitskriterien aufgestellt und führt nurMarken, diemindestens eines davon er- füllen – von regional über bio bis zu fairer, sozialer Produktion. Klingt simpel, ist kompliziert. Menschen tun sich schließlich schwer damit, alte Gewohnheiten aufzugeben. Deshalb gilt es auch, Kundschaft zu über- zeugen statt zu überfordern: „Wir zeigen, dass nach- haltige Produkte qualitativ besser sind, aber auch sty- lish und cool“, betont Mimi Sewalski. „Nachhaltig be- deutet nicht Verzicht, sondernweniger, aber besser zu kaufen!“ Klingt kompliziert, ist simpel. Auch der Shell-Konzern mit seinen 7000 Mitar- beitern in Hamburg fühlt sich der Nachhaltigkeit verpflichtet: Er setzt unter anderem auf Elektromo- bilität und auf die Reduzierung von CO2-Emissionen. Diese betreffen zu 90 Prozent endverbrauchte Pro- dukte, so Jens Müller-Belau, Geschäftsführer Energy Transition bei Shell – von Schmier- und Kraftstoff bis zu chemischen Produkten und Strom. Zusätzlichwill der Manager eigene Lieferketten und Betriebe dekar- bonisieren. Dazu gehört der „Ausbau eines regelrech- ten Ökosystems für E-Mobilität“ – Shell unterhält be- reits ein europaweites Netz an Ladestationen für E- Autos – bis zu „grünemWasserstoff“ und demUmzug der Fuhlsbüttler Deutschland-Zentrale ins moderne Überseequartier. Bis 2050 will Shell unter anderem auf diese Weise „alle Emissionen auf Netto-Null sen- ken“ und Hamburg nebenbei zum „Hub für grüne Energiemachen“. Die Hansestadt bietet dafür beste Voraussetzun- gen – von ihrer Hochschuldichte über die ausge- prägte urbane Kultur bis zur aktiven Gründerszene. Willige und Tätige sind im „Tor zur grünenWelt“, wie CEO Chris Sigmund die Metropole nennt, reichlich vorhanden – und dazu zählt sein Start-up WILD- PLASTIC, das aufgesammelten Kunststoff zu Müll- beuteln recycelt, ebenso wie Hamburgs CO2-neutra- ler Airport oder der Strauß junger Firmen, die ihre Ideen im Mai beim Event StartAperitivo in der Han- delskammer vorgestellt haben. Hamburgs innovative Firmen heißen Plan3t und haben ein umweltschonendes Payback-System ent- wickelt. Sie heißen Flip und wollen auf Grundlage journalistischer Recherche Produkt- und Hand- lungsempfehlungen geben. Sie heißen Tatuka und organisieren ökologische Lieferketten für die Gastro- nomie. Sie heißen aber auch Otto Group (siehe Seite 28) undwaren bereits nachhaltig, als der Begriff noch hölzern klang. Vom Soloselbstständigen bis zum Dax-Konzern versuchen die Unternehmen, Nachhal- tigkeit in ihrer Praxis zu verankern. Ökologie und Ökonomie verbinden Ortsansässige Unternehmen verkleinern also die fos- silen Fußabdrücke, denken in Planeten statt in Wäl- dern – und handeln gleichzeitig wirtschaftlich. Pro- duktion und Distribution, Vertrieb und Konsum sind heute in jeder Nachhaltigkeitstheorie eng verzahnt – und ebenso imAlltagshandeln. Das zeigt auch das Projekt von Christian Schiller. Als der deutsche Chef des Mitfahrportals BlaBlaCar Christian Sigmund, CEO und Mitgründer von WILDPLASTIC HAMBURGER WIRTSCHAFT 36 FOTOS: ANNA ZIEGLER, BROCKSTEDT/SHELL BEGRIFFS DEFINITION

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