August/September 2022

Nachhaltigkeit: Ein Konzept mit Potenzial Was heißt es, nachhaltig zu wirtschaften? Und wie lassen sich Ökologie und Wirtschaft versöhnen? Nachhaltigkeit ist mehr als ein Modewort: Das Konzept beflügelt den Fortschritt. Christian Schiller, Gründer und Geschäfstführer des Start-ups cirplus, setzt auf recyceltes Plastik. dürfe man dem Wald nur so viel Holz entnehmen, wie dort nachwächst, führte er in seiner „Sylvicul- tura Oeconomica“ aus. Es gelte, respektvoll und pfleglich mit der Natur umzugehen und „ganz öde und abgetriebene Holtz-Ländereyen, Plätze und Orte wiederum Holzreich, nütz und brauchbar zu ma- chen“. Schon damals war die Vermittlung forstwirt- schaftlichen Wissens, die von Carlowitz’ Werk be- zweckte, also verbunden mit einer umfassenden Grundidee: Naturpflege, Ökonomie und Sicherung der Lebensgrundlagen wurden selbstverständlich zusammengedacht. Wie heute, gut 300 Jahre später, zu einer Zeit, in der das Wort „Nachhaltigkeit“ in al- ler Munde ist. Inzwischen wird es weiter gefasst: Der Duden definiert es als das generelle Prinzip, „nach D er Wald ist für viele ein Sehnsuchtsort, ein Symbol für freie Natur, Ursprünglichkeit und Wanderfreuden. Doch schon immer war er auch ein Wirtschaftsfaktor. Und die Furcht, ihn zu verlieren – und damit weit mehr als „nur“ Bäume –, besteht nicht erst seit dem dramatischen Klimawan- del, der uns heute bestimmt. So führte etwa der immense Holzbedarf des Bergbaus und der Hütten im Erzgebirge schon seit dem 16. Jahrhundert vor Ort zur Verödung ganzer Landstriche. Was den sächsischen Bergbaubeamten Hans Carl von Carlowitz 1711 dazu brachte, Maßnah- men für ein massives Aufforstungsprogramm zu be- schreiben – und fast nebenbei den bis heute gültigen Begriff der „Nachhaltigkeit“ zu prägen: Um eine „im- merwährende Holtz-Nutzung“ zu ermöglichen, HAMBURGER WIRTSCHAFT 34 FOTOS: BERTOLD FABRICIUS, FLORIAN GOBETZ

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