AUGUST/SEPTEMBER 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 48 FOTOS: ANNA MUTTER, ULRICH PERREY, PR Sie möchten Ihren Betrieb verkaufen – oder eine Firma übernehmen? In beiden Fällen geht es um den Unter- nehmenswert, das Finden eines Gegenparts sowie rechtliche und steuerliche Aspek- te. Die Handels- kammer Hamburg berät regelmäßig und kostenlos zur Unternehmens- nachfolge – mit individuellen Terminen und in Vorträgen und Seminaren. Kon- takt: Gundula Weegh, Telefon 36138-425 / E-Mail gundula.weegh@ hk24.de. Unter www.hk24. de/nachfolge finden sich Tipps für Abgabewillige und an einer Über- nahme Interes- sierte. Über Be- triebe, die einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin suchen, informiert auch die Unterneh- mensbörse Nexxt- Change: www. nexxt-change.org Hand. Die Babyboom-Generation geht in Rente, ge- burtenschwache Jahrgänge müssen übernehmen. Hinzu kommt, dass sich Eltern und Kinder immer mehr vom früher selbstverständlichen unterneh- merischen „Generationenvertrag“ lösen: Erben aus dem eigenen Haus führen inzwischen seltener als früher das Familienunternehmen fort. Auch Co- rona verschärfte jüngst das Nachfolge-Problem. Wer will schon inmitten einer Wirtschaftskrise ein Unternehmen verkaufen oder kaufen? Gerade bei kleinenBetrieben verhindert zudem oft fehlendes Know-how eine geschmeidige Über- nahme. Viele Abgabewilligewissen gar nicht, wie sie einen realistischen Preis für ihr Unternehmen fest- legen sollen und was dabei steuerlich oder rechtlich zu beachtenwäre. Umfassende Unterstützung Unsere Handelskammer lässt ihre Mitglieder mit solchen Fragen nicht allein: In ihrer „Stabwechsel- beratung“ bietet Gundula Weegh kostenlose Orien- tierungsgespräche zur Unternehmensnachfolge an. Jeder noch so kleine Betrieb kann sich hier Hilfe holen – samt einer Rechts- und Finanzberatung durch Fachleute. Und Weegh er- mutigt explizit zu einer Kontakt- aufnahme: Für sie ist die Nachfol- geberatung eine berufliche Her- zensangelegenheit. Sie freut sich über alle älteren Unternehmerin- nen und Unternehmer, die sich diesem auch gesamtgesellschaft- lichwichtigen Thema stellen. „Man muss aber auch einen Preis nennen, den die Bank des oder der Übernehmenden zu zah- len bereit ist“, warnt Weegh. Denn nach all der investierten Arbeit sindmanche geneigt, denWert der eigenen Firma zu überschätzen. Doch „es gibt keine Herzblut-Ren- dite, so schade das auch ist. Wer 25 Jahre einen Fischladen betrieben hat und jeden Morgen um vier Uhr aufgestanden ist – diese Arbeit ist wirtschaftlich leider nichts mehr wert, wenn man sie nicht mehr leistet“, so Weegh. „Hinzu kommt: Vielen Unternehmern und Unter- nehmerinnen wäre es am liebsten, wenn das Ge- schäft genauso weiterläuft wie unter ihnen. Aber so etwas wird und sollte auch nicht passieren.“ Rechtzeitig planen Von Weeghs tatkräftigem Rat hat auch Gisela Peters profitiert – die ihren Rückzug aus der Firma schon mit Ende 50 gemeinsam mit Ingrid Kulmey durch- dachte und die Übergabe an zwei innerbetriebliche Nachfolger mit 62, 63 Jahren über einen Zeitraum von gut drei Jahren organisierte. „Eigentlich wollten wir über das normale Ren- tenalter hinaus arbeiten, da uns die Arbeit viel Freude bereitet und uns ausgefüllt hat“, erklärt Pe- ters. Doch da wir beide unsere Eltern etwa zehn Jahre neben der Firma betreut und gepflegt haben, haben wir dann doch über ein früheres Ausschei- den nachgedacht. Ab 2016 haben wir uns aus dem aktiven Tagesgeschäft zurückgezogen und waren nur noch einmal proWoche in der Firma.“ Ihre neu gewonnene Lebens- zeit nutzte sie, um mit ihrem Mann, ihrer Geschäftspartnerin sowie einem weiteren Freund ein Alters-WG-Haus zu bauen und die Gründung einer Stiftung für un- verschuldet in Armut geratene Menschen vorzubereiten. Für Pe- ters gibt es definitiv ein erfülltes Leben nach dem klassischen Be- rufsleben, und sie betont: „Die Zeit der Betriebsübergabe war für uns eine gute Möglichkeit, den Ruhe- stand und für die Nachfolger die Selbstständigkeit zu proben – und zu erkennen, was im Leben sonst noch wichtig ist. Ich würde jedem empfehlen, sich rechtzeitig damit zu befassen.“ Till Weber (re.) über- nahm 2019 das 1931 gegründete Unter- nehmen Runawerk in Rahlstedt Gisela Peters und Ingrid Kulmey freu- en sich über den aktiven Ruhestand – und die erfolgreiche Betriebsübergabe

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