Juni/Juli 2023

Auf Asphalt gebaut Für die Handels- und Hafenstadt Hamburg war Mobilität schon immer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wir unternehmen einen Streifzug durch 900 Jahre Verkehrsplanung – vom Hafenbecken über die autogerechte Metropole bis zur lebenswerten Stadt. Modernes Verkehrssystem: In der Boomstadt Hamburg wurde ab 1906 ein U- und Hochbahnsystem errichtet und im Februar 1912 eröffnet. Mit dabei: die Haltestelle Rödingsmarkt – damals auch noch mit Straßenbahn. Weg- marken der Mobilität Hamburg hat be- reits früh neue Verkehrskonzepte erprobt und vor- gestellt, sagt Mobilitätsexperte Christoph Färber. So wurden etwa zur Internationa- len Verkehrsaus- stellung 1979 (Hybrid-)Elektro- busse vorgestellt und eine Trans­ rapid-Versuchs­ strecke errichtet. Heute erprobt man in Hamburg „Intelligente Trans- portsysteme“ oder eine Test­ strecke für auto- nomes Fahren. Einige Verkehrs- ideen wurden zum Glück verworfen: In den 60ern soll- ten fürs verkehrs- gerechte Wohnen ganz Ottensen und St. Georg planiert werden – umgeben von bis zu 135 Kilometer Stadtautobahn, für die man, so der Plan, sogar Fleete asphaltiert hätte. So nahm die Legende ihren Ursprung, die bis heute Hamburgs Selbstwahrnehmung bestimmt: Stadt- undWirtschaftsentwicklung seien auf Wasser gebaut. Alles Schifffahrt also in der Region, in der rund 50 Jahre später die Hanse entsteht und Ham- burgs Infrastruktur dem Seehandel unterordnet? Nicht wirklich… Hamburgs Handel floriert auf Flüssen und Flee- ten, aber auch über Straßen undWege. Als Lübeck im 13. Jahrhundert reichsfrei wird, befestigt Hamburg die Landroute dorthin zur belastbaren Fahrbahn. Der älteste aller gepflasterten Verkehrswege in Deutschland erhält den Namen Steinstraße, führt also wetterfest in Richtung der nördlichen Hanse- stadt. Doch bis zur heutigen B75 ist es noch ein langer historischerWeg … M obilität ist ein moderner Begriff. Früher, als der Horizont dort endete, wohin man vom höchsten Hügel aus sehen konnte, war räumliche Beweglichkeit kein Selbstzweck, sondern der Pfad vom Haus zu Feld, Wald, Wiese, Werkbank und zurück. UmMobilität fernab der Scholle zu den- ken, bedurfte es schon Gelehrter wie Aristoteles, Er- oberer wie Alexander, Abenteurer wie Marco Polo undHandelsreisender – wie Hamburger Kaufleuten. Denn der Bedarf nach einem Warenfluss ohne Hindernisse wie Zollschranken, holprigen und mat- schigen Wegen bestand seit je. Und ihm verdankt sich auch die Gründung des Hamburger Hafens – an- geblich 1189 besiegelt durch Kaiser Barbarossas Frei- brief zum zollfreien Handel im Mündungsdreieck von Elbe, Alster, Bille. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 48 FOTOS: PICTURE ALLIANCE DPA/ARKIVI, PICTURE ALLIANCE DPA/WERNER BAUM VERKEHRS GESCHICHTE

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