Juni/Juli 2023
Mikrodepots und Lastenrad- Riesen für die letzte Meile Waren umweltfreundlich zur Haustür bringen: Für den Transport auf der „letzten Meile“ gibt es zahlreiche Optionen – und ein EU-gefördertes Modellprojekt. Zustellung per E-Lastenrad: Das Modellprojekt „Quartiers-Hub Holstenstraße“ sorgt für nachhaltige Beförderung von Waren vor Ort. Das Modellprojekt, das die EUmit dem Innovati- onsprojekt MOVE21 fördert (siehe Randspalte), be- ruht auf der Idee des „Mikrodepots“: Statt Güter mit großen Lkw auszuliefern, werden sie zu lokalen Zwi- schenlagern verfrachtet – und von dort mit E-Klein- fahrzeugen weiterverteilt. Im Quartiers-Hub Hols- tenstraße, das die Deutsche Bahn mit Unterstützung des Bezirksamts Altona betreibt, sind dabei gleich mehrere Unternehmen an Bord: Seit Februar teilt sich der Versandhändler Hermes die Fläche mit der Konkurrenz von GLS und CityLog sowie zwei Stadt- teilinitiativen samt Sozial- und Beratungskiosk. Transport per 500-kg-Lastenrad Der innerstädtischeWaren- und Personenverkehr ge- rät zunehmend an seine Grenzen: Trotz Parkplatz- not, hoher Spritpreise undKlimawandels, trotz engen ÖPNV-Netzes und 3100 Miet-Fahrrädern von Stadt- RAD meldete Hamburg für 2022 ein Allzeithoch von 813 847 Pkw. 48,5Millionenwaren es in ganz Deutsch- land. Und das in Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen eineWarenlieferung direkt an die Haustür wünschen – und Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) die Straßen häufig nochweiter verstopfen. E-Lastenräder wie die von CityLog können hel- fen, das Problemzu lindern. Der Kooperationspartner des Quartiers-Hubs ist inzwischen in zehn Städten präsent – und seine E-Bikes, die etwa Handwerksbe- triebe beliefern, werden „von den Leuten in St. Pauli und Altona geradezu gefeiert“, berichtet CityLog-Ge- schäftsführer Selim Ben Aissa. Auch für schwerere Waren über 200 Kilo stehen immermehr Lastenräder zur Verfügung. Etwa die des Radlogistikers Tricargo (siehe Seite 46) oder das mit knapp sieben Metern weltweit längsteLastenradderAltonaer Logistikfirma Cargo Cycle: Dieses fasst bis zu einer halben Tonne (4000 Liter) Fracht, eine Akku-Ladung reicht bis zu 50 Kilometer. Bei globalen Logistikunternehmen wie DB Schenker und DACHSER und der Fischmanufak- tur Deutsche See ist es bereits imEinsatz. „CO2-freier Transport, Unterstützung der Klima- ziele, Förderung städtischer Nachhaltigkeitsimages, B is unters Dach ist der E-Sprinter vor dem Quartiers-Hub Holstenstraße mit Paketen vollgepackt. Depotmanager Haluk Alay hat alle Hände voll zu tun: Er lädt Kleidung und Möbel, Mikrowellen und Spielzeug, einen Teppich, zwei Kof- fer, drei Flatscreens, vier Dutzend Softpacks und ebenso viele Retouren jeder Größe aus dem Klein- transporter aus und verteilt sie auf E-Lastenfahrrä- der. „Das Übliche.“ Er lächelt. „Jeden Tag!“ Und jeden Tag lichtet sich der Schwung Güter, den Alays Kuriere in St. Pauli und Altona-Altstadt verteilen, fast ebenso zügig, wie er geladen wurde. Was auf den ersten Blick wie ein heilloses Durchein- ander aussieht, ist nämlich Teil eines gezielt einge- richteten, umwelt- und umgebungsfreundlichen Lo- gistikmodells für die „letzteMeile“. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 44 FOTOS: ANNA MUTTER LETZTE MEILE
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