Juni/ Juli 2022

Vollgas für die Energiewende Der Norden spielt eine wichtige Rolle für Deutschlands Energieversorgung. In der Zukunftsregion entstehen Hotspots für LNG, Windenergie, Wasserstoff und Fotovoltaik. Faire Steuern Klimaschutz muss sich wirtschaftlich lohnen. Deshalb fordert die IHK Nord unter ande- rem eine Reform der staatlich indu- zierten Preisele- mente im Strom- und Energiesektor. Faire Wettbe- werbsbedingungen ließen sich mittel- fristig durch eine CO₂-Bepreisung in Kombination mit gesenkten Strom- preisen schaffen. Nähere Infos: www.t1p.de/ihk- nord-energie Energie für Schiffe Die Umstellung auf LNG-Treibstoff, die die geplante EU- Verordnung Fuel- EU Maritime nahe- legt, ist für kleine Schiffe und Reede- reien zu teuer. Des- halb fordert IHK- Nord-Vorsitzender Norbert Aust ihre „Begrenzung auf die Big Player“ und regt Dual-Fuel- Konzepte an. Auch bei der bis 2030 verpflichtenden Umrüstung der deutschen Hafen- liegeplätze auf Landstrom setzt sich die IHK Nord auf EU-Ebene für Flexibilität ein. www.ihk-nord.de/ fueleu Die HHLA hat ein neues Cluster zur Erprobung wasser- stoffbetriebener Geräte im Hafen gegründet: www. t1p.de/HHLAH2 kann?“ Dabei sei es wichtiger denn je, „norddeutsch zudenkenund zusammenzuarbeiten“, betont Ring. Windenergie: Hier punktet der Norden Um die Sichtbarkeit der Region weiter zu steigern, hat die IHKNord eine Schnittstelle zur Europapolitik installiert. Zur Energiepolitik sagt Patricia Schlim- bach, die Teamleiterin des Brüsseler Büros: „Bedingt durch den Europäischen Green Deal rücken Themen wie Wasserstoff, LNG und Offshore-Windenergie in Brüssel verstärkt in den Fokus, und hier kann der Nordenmit enormen Standortvorteilen punkten.“ Als Beispiel nennt sie die Planungen, die Wind- energiekapazität vor den europäischen Küsten bis 2050 auf 300 Gigawatt auszubauen: „Hierbei spielt Norddeutschland als einer der europäischen Spit- zenreiter beim Erzeugen von Offshore-Windenergie eine entscheidende Rolle.“ Schon 2017 haben knapp 1200 Windenergieanlagen auf offener See über 5400 Megawatt ins Netz eingespeist – Tendenz steigend. Von der frischen Brise profitieren speziell die drei Küstenländer mit ihren Off- und Onshore-Wind- parks. „Rein rechnerisch könnte sich Schleswig-Hol- stein heute schon ausschließlich mit erneuerbarer Energie selbst versorgen“, sagt Ring. D er Krieg in der Ukraine könnte für die hiesige Energieversorgung gravierende Folgen ha- ben: Ohne russisches Gas gerät die Kupfer- produktion am größten Aurubis-Standort Hamburg ins Stocken, und ein ähnliches Szenario droht in an- deren Regionen – im Norden stammt schließlich „über 50 Prozent des Gases aus Russland“, so Netzbe- treiber Schleswig-Holstein Netz (SH Netz). Welche Auswirkungen bei einem kompletten Lieferstopp drohen, ermittelte Ende April das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle: Im Norden wäre demnach ein Rückgang der Bruttowertschöpfung zwischen 5,1 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 6,9 Prozent in Bremen zu erwarten. In Zukunft soll Flüssigerdgas (LNG) zwei Drittel des russischen Erdgases in Deutschland ersetzen. Da- für werden unter Hochdruck Terminals gebaut: An- fang 2023 soll der Import inWilhelmshaven beginnen, im Frühjahr 2024 in Brunsbüttel, ab 2026 in Stade; schwimmende LNG-Terminals sind in Hamburg und Rostock geplant. Allerdings sieht IHK-Nord-Referen- tin Denise Ring hier noch viele Herausforderungen, die kurzfristige Lösungen benötigen: „Wo kommt das LNG her? Wo wird es eingespeist? Wo haben wir die Infrastruktur, damit LNG auch genutzt werden Die 30 Windräder des 2013 errichteten EWE-Windparks Riffgat in der Nordsee liefern Energie für 120 000 Haushalte. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 40 FOTO: EWE/MATTHIAS IBELER ENERGIE WIRTSCHAFT

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