Juni/ Juli 2022

Systems sind große Themen, die den Norden in Summe prägen. Aber unterhalb dieser Headlines findet dann politisches Klein-Klein statt. Das wird mittel- und langfristig zu wenig sein, wie es uns die OECD schon 2019 ins Stammbuch geschrieben hat. Die Organisation für wirtschaftliche Zusam- menarbeit und Entwicklung (OECD) hat die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Metropolregion Hamburg untersucht ... …und aus einer etwas ferneren Perspektive Ent- wicklungsfelder identifiziert, was einemmanchmal Es geht darum, eine Zukunftsperspektive in Zeiten der Dekarbonisie- rung zu schaffen. guttut, wenn man das nicht nur aus der eigenen Nabelschau macht. Ich bin davon überzeugt, dass gerade die Bereiche der Erneuerbaren Energien – also die Transformation des Energiesystems und die Entwicklung einer leistungsfähigen grünen Wasserstoffwirtschaft – große Zukunftsfelder dar- stellen. Auch Life Sciences, additive Verfahren wie 3-D-Druck, Luftfahrtindustrie und Logistik sind prädestiniert dafür, aus dem norddeutschen Wirt- schaftsraum heraus weiterentwickelt zu werden. Viele norddeutsche Unternehmen arbeiten wie HanseWerk bundeslandübergreifend. Brauchen die norddeutschen Länder eine engere Koordi- nation bei wichtigen Wirtschaftsthemen? Ja. Es ist zu begrüßen, dass man unabhängig von den jeweiligen Regierungsfarben enger zusammenge- rückt ist. Ich beobachte das vor allem intensiv zwi- schen Schleswig-Holstein und Hamburg. Gleichwohl resultiert daraus noch nicht eine neue gemeinsame langfristige Standortentwicklung. Ich glaube, eine große Herausforderung ist die in Teilen sehr unterschiedliche lokale und regionale Identität. Selbst in Schleswig-Holstein hat der Nord- friese mit dem Menschen in Stormarn das Bundes- land gemeinsam, aber der Schnack ist ein anderer. Das Potenzial besteht in Standortfaktoren, in die wir alle konsequenter gemeinsam investieren und auf die wir denWirtschaftsraumstärker orientieren sollten. Wie kann der Norden wirklich von der Energie- wende profitieren? Wir müssen eine Willkommenskultur für unter- nehmerische Investitionen in Klimaschutz, Nach- haltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit schaffen, die nicht an den Landesgrenzen haltmacht. Nur dann entwickeln wir den Standort Norddeutschland wei- ter, auch im Vergleich mit anderen Regionen. Bedeutet der Energieträger Wasserstoff eine tatsächliche Chance für den ganzen Norden? Ich glaube, dass Wasserstoff ein Schlüsselelement für eine gelingende Energiewende ist. Im Norden wird mehr Grünstrom erzeugt, als auf der Strom- ebene allein verbraucht wird. Ziel muss doch sein, diesen Grünstrom von der Küste für die Umwand- lung in grünenWasserstoff in der Großstadt zu nut- zen. Das ist auch ein hervorragendes Schlüsselele- ment für die Verbindung der Regionen. Aber aktuell blockiert die Brüsseler Bürokratie mit völlig über- zogenen Forderungen mehrere 100-Megawatt-Elek- trolyse-Vorhaben hier imWirtschaftsraum Norden. Das ist ein großes Ärgernis und behindert unsere Ambitionen. 34 HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE

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