Juni/ Juli 2022

Ende des Optimismus? Krieg und hohe Energiepreise, Lieferkettenstörungen und Inflation: Die Aussichten sind trübe, wie das aktuelle Konjunkturbarometer zeigt. Welche Hamburger Branchen machen sich die größten Sorgen? Hohe Energie- und Rohstoffpreise sind derzeit die größte Sorge der Hamburger Wirtschaft. Auch die Getränkeindustrie ist stark davon betroffen. Konjunktur- barometer Das Hamburger Konjunkturbaro- meter gibt es seit 1971. Es beruht auf anonym übermit- telten Daten, die direkt von den Un- ternehmen kom- men. Sie finden es unter www.hk24. de/konjunktur Unter www.hk24. de/konjunktur geschichte wirft eine digitale Aus- stellung einen Blick zurück auf Booms und Krisen, Aufschwung und Rezession – und auf die Stellschrau- ben der Politik beim Bekämpfen von Inflation und Arbeitslosigkeit. imRanking: Sieben von zehn Unternehmen (69,7 Pro- zent) nannten sie als eines der größtenRisiken. „Das Energiethema ist sehr komplex“, sagt Philip Koch, der in der Handelskammer den Stabsbereich „Strategie und Internationale Beziehungen“ leitet und deshalb mit vielen Facetten der Auswirkungen des Kriegs auf die Hamburger Wirtschaft zu tun hat. „Es geht nicht nur um Energieversorgung, sondern zum Teil ist Gas auch wichtig für die Produktion – und das bekommt man dort nicht so schnell ersetzt.“ Zentral ist die Energiefrage etwa für die Limona- denfirma fritz-kola mit derzeit 270 Mitarbeitenden. Gründer undGeschäftsführerMircoWolfWiegert er- klärt: „Unser Geschäft braucht Energie für die Pro- duktion vonMehrwegflaschenund fürWaschmaschi- nen, mit denen man die Flaschen reinigt, auch fürs Befüllen der Flaschen und zum Teil das Haltbarma- chen stark safthaltiger Getränke durch Pasteurisa- tion. Ich würde sogar sagen, das Ausmaß und die Länge von Energiestopps würde über das Fortbeste- henweiter Teile der Getränkeindustrie entscheiden.“ Laut Wiegert wären Tausende Arbeitsplätze in Deutschland betroffen, inklusive der gesamten Ge- O ptimismus gehört zu den Kerntugenden er- folgreichen Wirtschaftens. Wer missmutig denkt, wird weder sich selbst noch andere po- sitivmitreißen. So ist es nachvollziehbar, dass die Stim- mung derHamburgerWirtschaft Ende 2021 grundsätz- lich gut war – trotz immer noch hoher Corona-Zahlen: 2022 sollte ein Jahr der Erholung werden. Drei Monate später war alles anders. Der Ukra- ine-Krieg, die hohe Inflation und die aktuellen Pro- blememit Lieferketten trüben die Aussichten, wie die Konjunkturbefragung der Handelskammer fürs erste Quartal 2022 zeigt: 19,2 Punkte hat der Geschäftskli- maindikator gegenüber der vorherigen Befragung (114,8 Punkte) vor drei Monaten eingebüßt. Mit 95,6 Punkten (Skala von 0 bis 200) liegt er nun sogar be- achtlich unter dem langfristigen, seit 1997 erhobenen Mittelwert von 108,2 Punkten. Energiepreise als enormes Geschäftsrisiko Doch wo sehen Hamburgs Unternehmen ihre größ- ten Geschäftsrisiken in den kommenden zwölf Mona- ten? Zum Ende des ersten Quartals 2022 waren erst- mals Energie- und Rohstoffpreise die Top-Nennung HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 12 KRISEN ZEITEN FOTOS: FLORENT JALON/FRITZ-KULTURGÜTER GMBH, MIKE SCHAEFER

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