JUNI/JULI 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 38 Wie in deiner Firma üblich, duzen wir uns. Wann hast du zuletzt in einem Unternehmen gearbei- tet, in dem komplett gesiezt wurde? Philipp Westermeyer: Bei Gruner + Jahr bis 2008, wenn auch nicht mehr komplett. Dass alle gesiezt wurden, habe ich nie erlebt. Mittlerweile haben auch manche Konzerne das Duzen eingeführt. Ist das Kosmetik, oder ver- bessert es wirklich die Arbeitsatmosphäre? Ich glaube, es gibt beides. Ich selbst sehe es schon wirklich als Verbesserung an, weil es – wenn es authentisch geschieht – eine schnellere und effekti­ vere Art ist zu kommunizieren und weniger formal. Und trotzdem ist es hier und da sicherlich ein biss­ chen Kosmetik. Da gibt es ja zumBeispiel das „Ham­ burger Sie“, also Ansprache per Vornamen und „Sie“. Eure Firma heißt ja offiziell nicht OMR oder On- line Marketing Rockstars, sondern Ramp 106. Wie würdest du das Unternehmen jemandem beschreiben, der noch nie davon gehört hat? Wenn diese Person eher analog unterwegs ist, würde ich ganz trocken sagen, dass es im früheren Philipp Westermeyers OMR Festival war auf Wachstumskurs – dann kam Corona. Im Gespräch mit der HW erzählt der Digitalunternehmer, wie seine Firma den Einschlag überstand. Etwas zu gründen, ist heutzutage fast schon so wie früher ein Masterabschluss. Sinn ein Fachverlag für Digitalwirtschaft ist. Moder­ ner ist es, uns als digitale Medienplattform zu be­ zeichnen. Wir berichten, wir veranstalten, wir pro­ duzieren Inhalte rund umdas Digitalbusiness. Eine eurer Hauptaktivitäten war das OMR Fes- tival, das 2020 wegen Corona genau zwei Mo- nate vor demgeplanten Termin abgesagt wurde, nachdem es 2019 rund 52000 Besucher hatte. Wie ging es dir damals? Es war schon ein sehr, sehr schwerer Moment. Ich habe einVideo aufgenommen, umdas auch sauber zu kommunizieren. Ich war da wirklich teilweise den Tränen nah. Vor allem, weil ich so viele Leute ent­ täuschenmusste, die so hart daran gearbeitet hatten, inklusive verschiedenste Partner. Wir haben über Jahre Vertrauen und sehr viel Emotion aufgebaut – das dann aus so einem Grund einreißen zu müssen, war bitter. Damals war ja noch nicht ganz klar, wie sichdieses Corona-Thema entwickelnwürde. Das Festival hat Umsätze in zweistelliger Millio- nenhöhe erwirtschaftet. Wie verkraftet man eine solche Absage?

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz