April/Mai 2023

CLEMENS GERLACH Auftrieb dank Pop-up-Stores Kurzfristige provisorische Läden beleben den stationären Handel. Modedesignerin Julia Nützel von NYNOLIA erklärt, was zu beachten ist, damit ein Projekt Erfolgschancen hat. Für ihr Modelabel NYNOLIA hat Julia Nützel (re.) bis Ende 2023 einen Pop-up- Store am Alten Wall eingerichtet. Mit Pop-up-Sto­ res, die manchmal nur wenige Wo- chen laufen, soll Leerstand in städ- tischen Lagen begegnet werden. Hamburg stellte dafür vor knapp zwei Jahren neun Millionen Euro für das Förderpro- gramm Frei_Flä- che zur Verfügung. Bewerben können sich Unterneh- men aus Hamburgs Kunst- und De- signszene. Infos: www.kreativ gesellschaft.org Förderprogramm zur Bewältigung der Corona-Folgen (siehe HW 1/2023). Dabei spielt die stadteigene Ham- burg Kreativ Gesellschaft eine entscheidende Rolle. „Siemacht es so einfachwiemöglich“, betont Nützel. Denn auch Pop-up-Stores müssen den gesetzli- chen Anforderungen entsprechen. So ist etwa die Anmeldung eines Gewerbes nötig, und Fragen wie Haftung für Personen- und Sachschäden oder die Rechtsform des Unternehmens müssen ebenfalls vorab geklärt werden. Um den Zuschlag für geför- derte Räumlichkeiten zu erhalten, müssen Firmen, die sich darauf bewerben, laut Ausschreibung „ein aussagefähiges Nutzungskonzept“ vorlegen. „Es ist sehr wichtig zu wissen, wo es mit der Firma hingehen soll. Ich kannte mein Ziel und war mir sicher, was ich wollte“, beschreibt Nützel ihr Er- folgsprinzip. Und damit aus dem Start-up ein florie- rendes Geschäft werden kann, ist noch ein weiterer Punkt wichtig: „Unbedingt darauf achten, dass der Pop-up-Store mit überschaubaren Mitteln umzuset- zen ist. Manmuss die Kosten imBlick haben.“ Je klarer umrissen die unternehmerischen Vor- stellungen sind, desto besser. Denn was nützt ein noch so kreatives Konzept, wenn es nicht zur Loca- tion auf Zeit passt? Nützel wurde es im Verlauf ihrer Aktivitäten immer wichtiger, von der Kundschaft vor Ort ein direktes Feedback zu ihren Kreationen zu be- kommen. Anfangs hatte sie ausschließlich auf einen Online-Shop gebaut. „Ich finde es spannend, Dinge auszuprobieren“, meint Nützel. So hatte sie in ihrem ersten Pop-up- Store noch andere Modemarken als heute im Sorti- ment – und setzt jetzt auf die Lichtkünstlerin Kathrin Geller: „Die Kombination passt gut!“ Auch mit dem Standort Alter Wall ist sie zufrieden. „Bis Ende dieses Jahres istmein Shop bewilligt, soweit plane ich.“ Für Nützel hat sich das Experiment Pop-up- Store also gelohnt. „Solche Läden sind ein beleben- des Element in der City. Der Mix an Shops sorgt für Abwechslung und steigert die Attraktivität“, sagt die Unternehmerin. Davon haben schließlich alle etwas – kreative Unternehmen, innovationsfreudige Ver- mieter und das am Einkaufserlebnis im stationären Handel interessierte Publikum. F ür Julia Nützel ist die Sache klar. „Mit demPop- up-Store habe ich die perfekte Lösung gefun- den“, sagt die Gründerin der Luxus-Modemarke NYNOLIA. Ihr Betrieb existiert erst seit Ende 2020, doch in der City ist er bereits am zweiten Standort. Der Pop-up-Store startete im Reese-Haus, seit An- fang dieses Jahres ist er amAltenWall beheimatet. Nützels nachhaltig gefertigte „Spa Wear“ mit Capes und Kleidern aus Premium-Materialien wie Seide oder Kaschmir kommt hervorragend an, seit April nutzt sie sogar eine zusätzliche Fläche im na- hen Alsterhaus. Die Designerin, die NYNOLIA ge- meinsammit Nikos Kotalakidis gründete, schätzt das Prinzip der Pop-up-Stores, also die temporäre Nut- zung sonst leer stehender Gebäude und Flächen, ins- besondere für junge Unternehmen als sehr attraktiv ein. „Solch eine Präsentations- und Verkaufsfläche passt gut zur Testphase mit dem Aufbau der Firma und kann ein Sprungbrett sein“, sagt Nützel. Wie „La Tribune Noire“ – ein Pop-up-Store für schwarze Gewerbetreibende – oder die Modedesigne- rin Alina Klemm profitierte sie vom „Frei_Fläche“- HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 44 FOTOS: GÖTZ WRAGE VERKAUFS IDEEN

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