APRIL/MAI 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 36 zudem ganz unterschiedlich entwickelt. Während Lebensmittel- und Möbelgeschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte profitierten, beklagte derModehandel einen starken Umsatzrückgang. Die Winterware konnte nicht verkauft werden, zumal der Lockdown mitten imWeihnachtsgeschäft verhängt wurde. Viele Handeltreibende mussten Rabatte gewähren, um die Ware für die nächste Saisonbezahlen zu können. Der digitale Handel hingegen konnte Markt­ anteile hinzugewinnen. Die Unternehmen haben neue Kundinnen und Kunden erreicht, von denen viele auch künftig häufiger online einkaufen dürf- ten. So geht der „Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V.“ denn auch davon aus, dass der elektronische Handel mit Waren und Dienstleistungen in diesem Jahr die Grenze von 100 Milliarden Euro überspringenwird. Während der monatelangen Schließung der Geschäfte in diesem Winter haben sich zwei interessante Phänomene gezeigt. So haben viele Menschen die Nähe wieder schätzen gelernt, sie nutzen seither die „Click & Collect“-Angebote des Einzelhandels und der Gastronomie: Sie bestellen online und holen die Bestellung persönlich vor Ort ab. Und es hat sich gezeigt, dass gerade jene Geschäftsleute, die einen guten Draht zu ihrer Kundschaft haben, die Krise besser bewältigen konnten als andere. „Wir haben die schwierige Zeit überstanden, weil unsere Kundinnen und Kunden zu uns gehalten haben, da sie sich wünschen, dass es uns auch in Zukunft noch gibt“, sagt Janine Werth, die in ihremGeschäft WERTE FREUNDE am Großen Burstah Naturkosmetik und nachhaltige Mode verkauft. Unter Druck geraten sind nicht nur viele Fach- geschäfte, sondern auch die Warenhäuser. Die Schließungen der GALERIA Karstadt Kaufhof GmbH in der Innenstadt haben große Aufmerksam- keit erzeugt. In der Mönckebergstraße werdenwohl noch längere Zeit zwei große Häuser leer stehen. Das Gleiche gilt für Bergedorf, wo die beiden frühe- ren Karstadt-Filialenmit demLockdown imDezem- ber schließen mussten. Die Geschäftsleute, der WirtschaftsverbandWSB sowie die BID-Initiative in Bergedorf setzen sich für attraktive Zwischennut- zungen ein. „Wir haben uns mit demGrundeigentü- mer darauf verständigt, gemeinsam nach geeigne- ten Mietern zu suchen, damit das Sachsentor, die Fußgängerzone von Bergedorf, auch in Zukunft eine attraktive Geschäftsstraße ist“, sagt Michael Sol- scher, dessen Unternehmen, die Bergedorf Projekt GmbH, als Aufgabenträger im BID Bergedorf aktiv ist. „Auch der Eigentümer der Karstadt-Immobilie ist an einem lebendigen Quartier mit einem vielfäl- tigen Branchenmix interessiert.“ Dass Corona einen Trend beschleunigt hat, der sich imHandel schon länger abzeichnet, betont auch AndreasBartmann, Geschäftsführerder Globetrotter Ausrüstung GmbH und Präsident des Handelsver- bandes Nord sowie Mitglied des Handelsausschusses der Handelskammer. Mehr denn je komme es nun Die derzeitige Krise im Einzelhandel geht auch an den Geschäften in der Europa Passage nicht spurlos vorüber In Lockdown-Phasen kommuniziert Peter Witthöft, Inhaber von „Betten-Sievers“, mit seiner Kundschaft digital

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