APRIL/MAI 2021

wieder eine Club-Szene in der Innenstadt ansiedelt. Wir brauchen mehr Lebendigkeit, mehr Kultur und mehr Erlebnis. Kairies: Das ist ein guter Ansatz. Mir fällt dazu das Bikini in Berlin ein: ein großes Kaufhaus, in dem man kleine Flächen mieten kann. Das ist eher für Start-ups oder kleine Label gedacht, die sich entwi- ckeln. Aber auch in der Hinsicht kann man jetzt neu denken, zum Beispiel in Richtung der Hamburger Start-up-Szene. Es gibt ja die Vision eines „Centre Pompidou“ für die City. Frau Engler, gehen Ihre Strategien in Richtung Großprojekt oder versuchen Sie eher, kleine Initiativen zu fördern? Engler: Ich glaube, es muss beides sein, das schließt sich ja auch gar nicht aus. Wenn wir aus der Hub- schrauberperspektive auf die Innenstadt schauen, dann sehen wir, dass die Bereiche und die Kunden- strukturen sehr unterschiedlich sind. Alle Aktivitä- ten müssen passgenau auf die jeweiligen Bereiche der Innenstadt und die Kunden abgestimmt werden. Da würden uns je nach Quartier verschiedene Kon- zepte einfallen. PERSÖNLICH ENGLER, HÄDER, KAIRIES & VON HAVE Was halten Sie von der Idee, in der City mehr Wohnungen zu schaffen, damit Menschen dort tatsächlich leben? Denn, seien wir ehrlich, nach Geschäftsschluss und am Sonntag ist die Stadt tot. Engler: Ich beobachte, dass an den Sonntagen viele Hamburger mit der ganzen Familie in der Innen- stadt bummeln gehen, zum Beispiel zum Window- shopping. Aber was stimmt: Wir brauchen mehr Wohnungen hier. Dieses Thema ist allen bewusst, und daran wird gearbeitet. Überall dort, wo es mög- lich ist, wirdWohnraum inHamburgmitgedacht. Noch eine Frage zu den Wochenenden: Wäre es nicht schön, wenn die Geschäfte offen wären, wenn schon so vieleMenschen in der Stadt sind? Engler: Ja, am Samstag bis 20 Uhr, und viermal im Jahr auch am Sonntag. Das Thema verkaufsoffener Sonntag wird oft an uns herangetragen, aber wir ha- ben in Hamburg den sogenannten Sonntagsfrieden. Wenn die vier offenen Sonntage an guten Terminen stattfinden, sind wir schon ganz zufrieden. In die- sem Ausnahmejahr der Pandemie könnte ein Sonn- tag imAdvent demHandel natürlich helfen. Sylva Kairies Die 41-jährige Betriebswirtin führt seit 2016 den Little De- partment Store im Lehmweg 42 (Hoheluft Ost). Gemeinsammit Wiebke Langeloh und Anu Haase hat die gebürtige Rüge- nerin 2018 die Interessensge- meinschaft Lehmweg e. V. ins Leben gerufen, um das Viertel rund um Lehmweg, Eppendor- fer Weg, Klosterallee, Hege- straße und Löwenstraße als „Little Notting Hill Hamburgs“ zu positionieren und attraktiver zu machen. →

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