GESCHÄFTS- UND NUTZFAHRZEUGE
ILLUSTRATION: GUTENTAG-HAMBURG.DE
F
ür deutsche Autofahrer war es über
Jahrzehnte hinweg ein Ritual: Ein
Prüfer schob im Rahmen der Haupt-
untersuchung eine Sonde in den Auspuff,
um das Abgasverhalten des Fahrzeugs zu
überprüfen. Lief die Abgasuntersuchung
gut, kam ein eckiger Aufkleber aufs vor-
dere Kennzeichen.
Heute müssen nur noch jene Autos
diese Form der Abgasuntersuchung über-
stehen, die bereits vor dem Jahr 2006 zu-
gelassen wurden. Bei allen anderen Fahr-
zeugen lesen die Prüfer normalerweise
nur das sogenannte On-Board-Diagnose-
system (OBD) aus, in dem die Abgaswerte
gespeichert werden. Das will das Bundes-
verkehrsministerium nun ändern. Aller
Wahrscheinlichkeit nach soll schon zum
1. Juli die Abgasuntersuchung für alle
Fahrzeuge mit einem Diesel- und Otto-
motor wieder eingeführt werden.
„Die verpflichtende Endrohrmessung
dient dem aktiven Umweltschutz und gibt
insbesondere den Autofahrern ein Stück
mehr Sicherheit“, sagt Jürgen Karpinski,
Präsident des Deutschen Kraftfahrzeug-
gewerbes. Nur auf diese Weise ließe sich
verlässlich ermitteln, welche Emissionen
letztendlich hinten rauskommen. Das sei
allein mit der bisher überwiegend durch-
geführten elektronischen OBD-Prüfung
nicht möglich.
Auch der TÜV und die Sachverstän-
digenorganisation DEKRA begrüßen die
Pläne des Bundesverkehrsministeriums.
„Das Ziel der Abgasuntersuchung muss
es sein, die gravierenden Mängel und vor
allem gezielte Manipulationen aufzude-
cken. Das ist nur mit Endrohrmessung
zu machen“, sagt DEKRA-Geschäftsführer
Dr. Gerd Neumann.
Die Wiedereinführung der Endrohr-
messung sei aus seiner Sicht im Interes-
se aller Autofahrer, die sich an geltende
Vorschriften halten und ihre Fahrzeuge
umweltfreundlich betreiben wollen. „Die
Endrohrmessung kann somit einen wich-
tigen Beitrag zur nachhaltigen Luftrein-
haltung vor allem in Innenstädten leisten“,
so Neumann weiter. „Damit könnten auch
Fahrverbote und weitere Belastungen für
alle Autofahrer vermieden werden.“
Wie Marcus Wellmann, Abteilungslei-
ter Umwelttechnik und Arbeitssicherheit
bei der Hamburger Innung des Kfz-Hand-
werks berichtet, seien die anerkannten
Die Endrohrmessung
kommt wieder
Voraussichtlich zum 1. Juli soll die Abgasuntersuchung am Endrohr
für alle Fahrzeuge wieder Pflicht werden. Was heißt das für Fuhrparkmanager?
Werkstätten in der Stadt auf die geplante
Änderung eingerichtet. Und auch Fuhr-
parkverantwortliche in Firmen kann er
beruhigen. Denn: Höhere Kosten für die
umfassendere Prüfung sind nicht zu er-
warten, wohl aber ein zusätzlichen Zeit-
aufwand. Dieser betrage jedoch nur we-
nige Minuten.
Der Richtlinienentwurf des Bundes-
verkehrsministeriums sieht des Weiteren
die Verschärfung der Abgasgrenzwerte
vor. Darüber hinaus soll ab dem Jahr 2019
am Endrohr auch die Partikelanzahl von
Dieselfahrzeugen gemessen werden. Da-
für gäbe es bisher aber nur Laborverfah-
ren und noch keine werkstatttauglichen
Geräte, so Wellmann. „Man darf gespannt
sein, was das Bundesverkehrsministeri-
um an verpflichtenden Messgeräten vor-
schreibt und wie die Gerätehersteller da-
rauf reagieren. Die Werkstätten müssen
dann eventuell neue Testgeräte anschaf-
fen und die müssen dann natürlich auch
irgendwie finanziert werden.“
Chan Sidki-Lundius
redaktion@hamburger-wirtschaft.deTelefon 36138-396
HAMBURGER WIRTSCHAFT 04 / 17
IM FOKUS
68