April/Mai 2022

KNOTEN PUNKT Gut angebunden Mehr als die Hälfte des Hinterlandumschlags des Hamburger Hafens erfolgt auf der Schiene. Damit die Warenströme noch schneller und zuverlässiger laufen, stehen große Infrastruktur-Projekte an. Container stellen das Gros des Hamburger Hafenumschlags – von hier geht es per Lkw, Bahn oder Feeder weiter. Russland- Verkehre 2021 lag Russland beim Seegüter- umschlag mit 10,8 Millionen Tonnen auf Platz 2 der Handelspartner des Hafens. Bei Massengütern wie Kohle und Mine- ralölprodukten, dem wichtigsten Segment, lag das Land auf Platz 1 – und auf Platz 4 beim Container- verkehr. Letzterer ging aufgrund der Krim-Annexion von 718 000 im Jahr 2013 auf 337 000 TEU (2021) zurück. Viele Massengüter aus Russland wer- den aktuell weiter hier umgeschla- gen, da sie nicht unter die Sanktio- nen wegen des Ukraine-Kriegs fallen. Der Contai- nerverkehr mit Russland ist stark eingeschränkt. Am 22. März hat ihn die HHLA für nicht sanktionierte Güter wieder aufgenommen. Der Containertransport per Bahn wuchs sogar umacht Prozent auf 2,79Millionen TEU (20-Fuß-Stan- dardcontainer). Rund 2000 wöchentliche Container- zugverbindungen gibt es mit dem europäischen Hin- terland, insbesonderemit Tschechien, Österreichund Polen. Dabei profitiert Hamburg von der Nähe zum größtenRangierbahnhof Europas inMaschen. Auch das Umschlagterminal in Billwerder ist eine wichtige Schnittstelle. Es fungiert als Dreh- scheibe für Verkehre bis nach Skandinavien, ins Bal- tikum, die Benelux-Länder, die Schweiz, Österreich, Süd- europa, den Balkan, die Türkei – und sogar China. 2021 beför- derte die Bahn rund 160 000 TEU zwischen Hamburg und über 25 chinesischen Zielor- ten. Da der Großteil der Stre- cke nach China („Neue Seiden- straße“) auf russischemGebiet verläuft, sind die Aussichten derzeit jedoch unklar. G ut 100 Kilometer trennen den Hamburger Hafen von der Nordsee, doch die Lage im Binnenland ist ein echter Trumpf: Die eng- maschig angebundenen mittel- und osteuropäischen Ballungszentren rücken dadurch näher, und per Bin- nenschiff geht es direkt weiter bis nach Tschechien. Deutschlands größter See- und Europas größter Eisenbahnhafen setzt dabei seit jeher stark auf die Schiene. Die Zahlen beeindrucken: 2021 transpor- tierte die Bahnmengenmäßigmehr als dieHälfte (52,8 Prozent) aller hier umgeschla- genen Güter, deutlich mehr als Lkw (39,7 Prozent) oder Bin- nenschiff (7,6 Prozent). Über zwölf Prozent des deutschen Schienengüterverkehrs haben laut HHLA den Hamburger Ha- fen als Ausgangspunkt oder Ziel, und die Hafenbahn fer- tigte 2021 insgesamt 48,5Millio- nen Tonnen Güter ab – vier Pro- zentmehr als 2020. Als Ersatz für die Köhlbrandbrücke soll bis 2034 ein Tunnel fertiggestellt werden. HAMBURGER WIRTSCHAFT 32

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