April/Mai 2022

Schnellerer Bahnverkehr geplant Rund 62 Prozent des Containervolumens im Hafen (5,4 Mio. TEU) gelangte 2021 auf dem Landweg ins Hinterland, der Rest (3,3 Mio. TEU) wurde auf Zulie- fer- und Verteilerschiffe (Feeder) umgeschlagen: Hamburg ist auch die bedeutendste nordeuropäi- sche Transshipment-Drehscheibe für den Verkehr auf Nord- und Ostsee. Denn der Weg zur Ostsee ist durch den Nord-Ostsee-Kanal ebenfalls nicht weit. In den Verkehrsplanungen für den Ostseeraum steht allerdings der Landweg imFokus: Für eine noch bessere Anbindung bis nach Schweden soll ab 2030 die Feste Fehmarnbeltquerung sorgen; die Bauarbei- ten dazu haben 2021 begonnen. Der 18 Kilometer lange Schienen- und Straßentunnel unter der Ostsee soll Hamburg als südlichste Stadt Skandinaviens po- sitionieren. Dafür muss die DB Netz AG, die Infra- strukturtochter der Deutschen Bahn, die Schienen- anbindung auf deutscher Seite rechtzeitig optimie- ren. Dazu gehört der zweigleisige, elektrifizierte Aus- und Neubau der Bahnstrecke auf 88 Kilometern parallel zur Autobahn 1 Lübeck–Fehmarn. Auch Richtung Süden sind Verbesserungen ge- plant. Der Abschnitt über die Elbrücken nach Har- burg mit täglich bis zu 1000 Zügen ist derzeit noch ein Flaschenhals. Bis Mitte der 2030er-Jahre will die DB Netz den Personen- und Güterverkehr bestmög- lich trennen und zusätzliche Kapazitäten fertigstel- len. „Wir brauchen dringend eine zweite Schienen- anbindung der Hafenbahn an das Infrastrukturnetz der DB. Wir fordern einen Zeithorizont für die An- bindung des Bahnhofsteils Altenwerder Ost in Rich- tung Kattwykbrücke und über den Bahnhof Unter- elbe nachHarburg“, erklärt Roger Mahler, Geschäfts- führer bei METRANS Rail (Deutschland). Die HHLA- Tochter bietet Containertransporte im Hinterland- verkehrmit Mittel-, Ost- und Südosteuropa an. Weiterer Infrastrukturausbau gefordert Beim Zu- und Nachlauf ist das dominierende Contai- nersegment weiterhin fast zur Hälfte (46,1 Prozent) auf Lkw angewiesen. Wichtige Zufahrten zum Hafen Wichtige Projekte Welches sind die wichtigsten Pro- jekte, um Lücken im Infrastruktur- netz zu schließen und die regionale Erreichbarkeit Hamburgs zu ver- bessern? Die Han- delskammer stellt sie übersichtlich in einer „Verkehrs- drehscheibe“ dar. Zu finden unter: www.hk24.de/ver kehrsdrehscheibe leiden unter hoher Verkehrsbelastung. Damit diese wirtschaftlichenSchlagadernnicht verstopfen, unter- stützt die Handelskammer den geplanten Ausbau des Autobahnnetzes, etwa die Erweiterungen der A7 süd- lichdes Elbtunnels und der A1 imHamburger Osten. Besonders dringlich ist ein Ersatz für die 1974 in Betrieb genommene Köhlbrandbrücke, über die täg- lich imSchnitt etwa 38 000 Fahrzeuge fahren. Die Le- bensdauer des Bauwerks ist begrenzt, undmit seinen 53 Metern Höhe versperrt es den neuesten Mega- schiffen die Zufahrt zu Hamburgs modernstem Con- tainerterminal in Altenwerder (CTA). Deshalb soll sie laut aktueller Planung bis 2034 durch einen etwa zwei Kilometer langen Tunnel ersetzt werden. Vorgesehen sind zwei Röhren mit je zwei Etagen – oben für Lkw und Pkw, unten vielleicht für ein Con- tainer-Transportsystemmit selbstfahrenden Zugma- schinen. Die Feinplanung soll bis 2024 stehen, das Planfeststellungsverfahren bis 2026 beendet sein. Ebenso dringlich erscheint aus Sicht der Wirt- schaft die Hafenpassage A26-Ost, die den Hafen di- rekt mit der A7 im Westen und der A1 im Osten ver- binden soll. Die knapp zehn Kilometer lange Trasse würde die Bundesstraße 73 und die Willy-Brandt- Straße vom Lkw-Durchgangsverkehr entlasten, es gäbe weniger Stau. Der Senat strebt die Verkehrsfrei- gabe für 2031 an und veranschlagt 1,85 Milliarden Euro. „Der Bau der neuen Köhlbrandquerung und der A26-Ost dulden keinerlei Aufschub“, unter- streicht Handelskammer-Präses Prof. Norbert Aust. Denn: Nur wenn notwendige Infrastrukturvor- haben und Transformationsprozesse aktiv angegan- gen werden, kann der Elbhafen, den manche ange- sichts seiner Nähe zum Nord-Ostsee-Kanal und des Feederschiff-Verkehrs in die Ostsee auch den „west- lichsten Ostseehafen“ nennen, seine zentrale Funk- tion als Drehscheibe für den internationalen Waren- verkehr bestmöglich erfüllen. KERSTIN KLOSS redaktion@hamburger-wirtschaft.de Zubringerschiffe (Feeder) bringen Container in kleinere Häfen, insbesondere in Nord- und Ostsee. Die A26-West soll bis 2025 vollendet sein – und die Hafenbahnstrecke Hausbruch–Waltershof unterqueren. WWW.HK24.DE 33 KNOTEN PUNKT FOTO: DANIEL REINHARDT/DPA. GRAFIK: HPA, WWW.AUFWIND-LUFTBILDER.DE/HHM. GRAFIK: BWI HAMBURG

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