April/Mai 2022

Insgesamt ist die Zahl der Insolvenzen nicht gestie- gen. Aber selbstverständlich ist jeder einzelne Insol- venzfall sehr zu bedauern. Mir tut es in der Seele weh, wenn jemand kommt und sagt, ich muss jetzt Insolvenz anmelden. Da geht es um viel mehr als Geld. Da geht es um Schicksale der Mitarbeitenden. Um den Unternehmer oder die Unternehmerin. Und um die Familien. Sie haben in Ihrer Rede zur Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns über fünf Kernpunkte ge- sprochen – die norddeutsche Zusammenarbeit, den Fachkräftemangel, den Klimaschutz, den Ha- fen und die Stadtentwicklung. Lassen Sie uns mit der norddeutschen Zusammenarbeit beginnen. Die Wirtschaft hat schon lange erkannt, dass der Norden ein gemeinsamer Wirtschaftsraum ist. Die OECD-Studie zur Regionalentwicklung der Metro- polregion Hamburg belegt, was wir schon seit ge- raumer Zeit wissen: Die Folgen der politischen Fragmentierung imNordenmüssen gemindert wer- den, umstärker wachsen zu können imNorden. Nur imVerbund können Chancen genutzt und Potenzia- le gehoben werden. Wir sind im Wettbewerb mit anderen Ballungsräumen. Es gibt ein starkes Süd- Nord-Gefälle. Bei Infrastrukturprojekten hatte man zuweilen den Eindruck, dass Bayern bevorzugt wird. Der Eindruck täuscht nicht. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass Gelder des Bundes in den vergangenen Jahren überwiegend in den Süden ge- flossen sind, nicht nur bei der Verkehrsinfrastruk- tur, sondern auch in der Wissenschaft. Unter ande- rem deshalb hat der Wirtschaftsraum Bayern bei der Anwerbung von Auszubildenden und Fachkräf- ten Vorteile. Umso wichtiger ist es, dass wir im Nor- den geschlossen auftreten. Entsprechend eng ko- operieren wir mit den anderen Kammern im Norden. Beim Fachkräftemangel haben Sie auf eine Stu- die verwiesen, dass bis 2035 allein in Hamburg 127 000 Fachkräfte fehlen werden. Nun wurde die Ausbildung ja unter Pandemiebedingungen noch schwieriger. Die weit überwiegende Zahl der Unternehmen ist auchunter Corona-Bedingungen ihrer Ausbildungs- verpflichtung vorbildlich nachgekommen. Unsere ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer haben sich der Aufgabe gestellt und unter erschwerten Hygie- nebedingungen Tausende Prüflinge zu ihrem Ab- schluss geführt. Und die Mitarbeiterinnen und Mit- Begleitung in Pandemie- Zeiten Dr. Bettina Hees Vizepräses, Geschäftsführerin MTS Marine Therapy Solutions GmbH Wir haben Wirtschaft, Politik und Experten aus der Wissenschaft – wie dem Bernhard-Nocht-Institut – vernetzt und mit unserem überbetrieblichen Impfzent- rum ein bundesweit einzigartiges Angebot gemacht. Dank vieler Gespräche, Videokonferenzen und Unternehmensbe- fragungen konnten wir den Anliegen der Wirtschaft Gehör verschaffen und gute pragmatische Lösungen finden. Unsere Corona-Hotline hat insbesondere Einzelhandel, Hotellerie und Gastronomie, Kultur-, Kreativ-, Freizeit-, Veranstaltungs- und Sportwirtschaft durch diese schwierige Zeit begleitet. Ganz herzlichen Dank an alle, die mitgeholfen haben! Prüfungen zu Corona- Bedingungen Volker Enkerts Vorsitzender Berufsbildungsaus- schuss, Geschäftsführer FLEX-TIME GmbH Personaldienstleistungen Trotz schwierigster Bedingungen unter Corona haben wir seit 2020 über 40 000 Prüfungen in der Berufsbildung abgenom- men und einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung geleistet. Mein Dank gebührt den Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben, den Lehrkräften in den beruflichen Schulen und den ehrenamtlichen Prüfenden für ihren unermüdlichen Einsatz. Dennoch ist die Anzahl der Ausbildungsverhältnisse im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie, um über 16 Prozent zurückgegangen. Um die Corona-Delle zu überwinden, dürfen wir in unserem Ausbildungsengagement nicht nachlassen. Einsatz für Versorgungssicherheit Dr. Georg Mecke Vorsitzender des Ausschusses für Industrie, Prokurist Airbus Operations GmbH Zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern gibt es langfristig keine Alternative. Angesichts der dazu geplanten Kraftwerkabschaltungen sorgen sich aber etliche Betriebe, vor allem aus der Industrie, um ihre Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen Preisen. Deshalb haben wir den Senat aufgefordert, sich für Versorgungssicherheit auch bei ungünstigen Bedingungen einzusetzen. Dabei sind auch Nutzungskonzepte für eine gesicherte Leistung mit regenerativen Energieträgern und Speichern notwendig. Der Angriffskrieg auf die Ukraine hat diese Herausforderung schlagartig verschärft. Erneuerbare Energien müssen rasch und konsequent ausgebaut werden. HAMBURGER WIRTSCHAFT 14 FOTOS: ULRICH PERREY, OLIVER VONBERG (2), CHRISTIAN STELLING HALBZEIT BILANZ

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