Februar/März 2023

Geballte Frauenpower bei Budnikowsky: 38 der neuen Auszubildenden sind weiblich. Fachkräfte- monitor Hamburg Allein in diesem Jahr könnten in Hamburg 11 000 (1,4 Prozent) be­ ruflich qualifizierte Fachkräfte fehlen, so die Prognose des Fachkräfte­ monitors Hamburg auf Basis öffent­ licher Statistiken und vierteljähr­ licher Konjunktur­ befragungen der Handelskammer. Besonders großer Bedarf besteht etwa nach höher qualifizierten Kräf­ ten in Zukunfts­ berufen wie Ma­ thematik, Biologie, Chemie, Physik (16,3 Prozent) oder Energietechnik (15,8 Prozent). Wie sich Angebot und Nachfrage je nach Beruf unterschei­ den und wie der Trend aussieht, zeigt die interakti­ ve Website: www. fachkraeftemoni tor-hamburg.de KERSTIN KLOSS ten um 6,2 Prozent zu, kaufmännische um 1,1 Pro- zent. Dienstleistungsberufe lagen um2,3 Prozent un- ter demVorjahr. Aktuell wird in 4585Mitgliedsunter- nehmen inHamburg ausgebildet. Mehr Studierende, mehr Abbrüche Einer der Gründe für den langfristig geschrumpften Nachwuchs-Pool: Immer mehr Jugendliche erzielen einen höheren Schulabschluss und bevorzugen aka- demische gegenüber beruflicher Bildung – seit 2000 hat sich die Anzahl der Studierenden in der Hanse- stadt fast verdoppelt. Die Karrierechancen mit dua- ler Berufsausbildung „bedürfen dringend der gesellschaftlichen Aufwertung im Vergleich zum Hochschulabschluss“, fordert deshalb Handelskam- mer-Präses Prof. Norbert Aust. Schließlich bieten betriebliche Aus- und Weiterbildungen häufig ge- nauso gute Berufsaussichten wie ein Studium – und ermöglichen auch das Erreichen von Führungsposi- tionen. Das duale Ausbildungssystem in Deutschland gilt weltweit nicht umsonst als vorbildhaft. Nach dem Abschluss einer mittleren beruflichen Qualifi- kation können Fort- und Weiterbildungen zudem spezielle Fertigkeiten und eine höhere Qualifikation vermitteln (siehe auch Seite 46). Speziell in einigen Bereichen erscheint die Ausbildung aber offenbar zum Teil nicht attraktiv genug. „Unsere Bewerber­ basis wird schmaler“, erklärt etwa Tim Nörnberg, Leiter HS Management bei HS Hamburger Software. Das mittelständische Unternehmen in der City Nord hat freie Ausbildungsplätze in Fachinformatik, dafür sind logisches Denken und gute Mathe-Noten wich- tig. Doch junge Menschen mit diesen Fähigkeiten entscheiden sich häufig für ein Informatikstudium – und fehlende mathematische Kenntnisse lassen sich nur schwer per Fortbildung aneignen. Mangelnde Nachfrage gibt es aber auch in ande- ren Berufen, zum Beispiel im Hotel- und Gaststät- tengewerbe. Und Martin Argendorf, Ausbildungs- verantwortlicher der Spedition a. hartrodt, nennt ein weiteres Problem: Er erlebt immer öfter, dass kaufmännische Azubis „kurz vor knapp“ wieder ab- sagen. Dabei ist die Branche in einer vergleichsweise komfortablen Lage – Kauffrau/-mann für Spedition und Logistikdienstleistungen gehört zu Hamburgs beliebtesten Ausbildungsberufen. Mehr bestandene Prüfungen verzeichnete die Handelskammer 2021 nur bei Kaufleuten für Büromanagement sowie im Einzelhandel. Selbst wenn Unternehmen alle Ausbildungs- plätze besetzen können, ist das zudem keine Garan- tie für das Gewinnen künftiger Fachkräfte: 2021 wurden in Hamburg 11,1 Prozent der Ausbildungs- verhältnisse vorzeitig gelöst. Wie stark das mit Co- rona zusammenhängt, legt die hohe Abbrecher- quote im Hotel- und Gaststättengewerbe (23,8 Pro- zent) oder im Einzelhandel nahe, wo jede fünfte künftige Verkaufsfachkraft ausstieg. Um alle Lehrstellen besetzen zu können, sind inzwischen häufig auch Menschen mit abgebroche- nem Studium oder ohne deutschen Pass sowie Äl- tere willkommen. Laut Handelskammer-Statistik wurde 2021 fast die Hälfte aller neuen Ausbildungs- verträge mit Abiturienten und Abiturientinnen ab- geschlossen, ein Viertel der neuen Azubis hatte Real- und ein Fünftel Hauptschulabschluss, der Rest kein oder ein ausländisches Zeugnis. Den mit Abstand größten Anteil an 1685 ausländischen Auszubilden- den bildeten Geflüchtete (279 aus Afghanistan, 210 aus Syrien). Aus europäischen Ländern lockt Ham- burg deutlich weniger Azubis an – die meisten ka- men aus Polen (91 Personen). Mut macht indes eine Zahl des Statistischen Bundesamtes: Mit einem Durchschnittsalter von 42,2 Jahren hatte Hamburg 2021 die bundesweit jüngste Bevölkerung. Die gilt es jetzt, für berufliche Aus- undWeiterbildung zu begeistern. DEUTSCHE HANSE (gegr. 1120) Aufbau Handelsorganisation Import/Export, Produktion, Bau, Immobilien, Silbermünzen Gold Inflationsschutz etc. Info + Mitgliedschaft gratis: 0177 / 34 133 96, deutschehanse@aol.com Deutsche Hanse.indd 2 31.01.23 11:17 AUSBILDUNG IN ZAHLEN

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